@Köbis17
Das ist ebend genau das Problem bei der Marineplanung. Der Zeitfaktor. Es ist einfach nicht möglich, strategische Neuerungen in welcher Art auch immer, so frühzeitig zu erkennen, das sie noch nutzbar in die Konstruktionen oder schon gar bereitgestelltes Material einfliessen können.
Sorry Köbis das stimmt doch so einfach nicht.
Nehmen wir 2 Beispiele aus der Luftwaffe.
a.) Strahltriebwerke
"Der Kolbenverbrennungsmotor mit Luftschraube hatte mehrere Jahrzehnte gute Dienste geleistet. Bei ständig verbesserten Kennwerten wurden mit ihm in den 30er Jahren über 10 km Flughöhe und mehr als 700 km/h an Fluggeschwindigkeit erreicht. Bei der Luftschraube sah man sich allerdings bald damit konfrontiert, daß ihre Blattspitzen verlustreich im Bereich örtlicher Schallgeschwindigkeit arbeiteten. Das ließ sich leicht durch die geometrische Addition von Umfangs- und Fluggeschwindigkeit (im sog. Relativsystem) nachweisen. Infolge Ausbildung von örtlichen Überschallzonen, Verdichtungsstößen und Strömungsablösungen traten unerwünschte Energieentwertungen auf, die zu drastischen Abfall des Schraubenwirkungsgrades führten.
Während man die innere Leistung des Kolbenmotors trotz großen Aufwandes nur wenig anheben konnte, wurde sie andererseits gemindert auf den Strahl übertragen. Das Wachstum an Fluggeschwindigkeit blieb so auf kleine Beträge beschränkt und kam gegen Ende der 30er Jahre bei 700-800 km/h zum Stillstand."
(Reinhard Müller "Junkers Flugtriebwerke")
Die Flugzeugkonstrukteure und die damaligen Verantwortlichen im RLM erkannten diese techn. und aerodynamischen Fakten. Die Tatsache, das die Entwicklung von höheren Leistung immer schwieriger werden würde hatte auch Auswirkungen auf die taktische Sichtweise. Und die Reaktion lautete - breite Entwicklung von Strahltriebwerken ab 1934/36.
b.) Gerade die Entwicklung der Panzerwaffe zeigt sehr deutlich das dein Argument nicht sticht. Da war ja auch nicht 1939 plötzlich die materielle Ausstattung vorhanden (und wichtiger - die dahinterstehenden taktischen Vorstellungen) sondern diese wurden entwickelt - Sehr weit in die Zukunft schauend.
Wenn die Planung für ein Schlachtschiff 1933-34 durchgeführt wird und die Kiellegung 1936 erfolgt, da es meist noch ein Jahr zwischen abgeschlossener Konstruktion und Bauvergabe über die jeweiligen Behörden und Werften hinzieht und nach 3 Jahren das Schiff fast fertig gestellt am Ausrüstungskai liegt, aber nun plötzlich im Jahr 1939 eine neue Taktik oder Waffe dieses Schlachtschiff militärisch entwertet, wird es dennoch fertiggestellt.
Wenn sich 1933/34 die KM-Führung entschließt den U-Bootkrieg des 1.Weltkrieges und die allg. techn. Weiterentwicklung zu analysieren, auch unter dem Hintergrund das Ende 33 Hellmuth Walter den Auftrag zur Konstruktion seines "US-Bootes" bekam was hätte - spekulativ - daraus werden können?
Weitere Untersuchungen für den
* Kreislaufantrieb
* Walterantrieb
* rechnerische Durcharbeitung welche Unterwasserleistungen ein U-Boot mittels Elektroelektrobatterien haben würden (sprich- integration der gestiegenen Batterieleistungen auf U-Boote)
=> daraus Entwicklung von taktischen Vorstellungen.
Natürlich gab es eine Planung
In beiden Fällen kann man von eine Fehlplanung ausgehen, oder war jeweils der Zeitpunkt für die Flottenplanung falsch?
Warum war es eine Fehlplanung?
Im übrigen kann man an der japanischen und US-Marine, trotzdem auch bei diesen "konservatives" Denken vorherrschend war, eine sehr viel weitergehende Aufgeschlossenheit gegenüber neuen techn. Möglichkeiten auf taktische Vorstellungen erkennen.
Also nochmal die Frage. Warum konnten andere Wehrmachtsteile und andere Marinen was die deutsche Marine nicht fertigbrachte?
Die heutigen US-Flugzeugträger haben eine gänzlich andere Aufgabe als Piraten / "Terroristen" zu jagen. Man sollten hier nicht Äpfel mit Kartoffeln vergleichen.