Die Frage der Sklaverei war damals die einzige, die wichtig genug gewesen wäre, um einen größeren Konflikt zwischen Einzelstaaten und Bundesstaat auszulösen. Daher kann man die vielleicht nicht trennen, aber Ausgangspunkt ist immer die Frage der Sklaverei. Ohne die wäre das Verhältnis zwischen Staaten und Union schlicht nebensächlich gewesen.
Das sehe ich nicht unbedingt so, wenn man bedenkt, wie weit der Föderalismus in den USA ja bereits damals ging.
Z.B. in Sachen Strafrecht, dass ja zum Teil bei den Einzelstaaten liegt.
Wenn qua Präzedenzfall festgestellt worden wäre, dass Bundesrecht das Recht der Einzelstaaten bricht, hätte das natürlich die Möglichkeit eröffnet von Seiten des Bundes z.B. dort oder in andere Bereiche einzugreifen, die das Alltagsleben der Bevölkerung betrafen.
Und je nachdem wie die Bevölkerung drauf ist, kann allein diese Möglichkeit sehr aufreizend sein. Man kann sowas etwa daran beobachten, wie jedes mal gezetert wird, wenn es hier bei uns um die Frage geht, ob irgendwelche weiteren Kompetezen an Brüssel delegiert werden sollen oder nicht.
Da ist dann sehr schnell von "Eurokratie" und ähnlichem die Rede und wenn man ein Beispiel dafür sucht, dass alleine die Phantasie irgendwelcher Fremdherrschaft zu massiven Abspaltungstendenzen führen kann, würde ich sagen, hat 2016 der Brexit eines geliefert.
Der Unterschied ist nur, dass sich die EU als Staatenbund betrachtet, in dem die Mitgliedschaft freiwillig ist, weswegen sie Austritte hinnimmt.
Genau so betrachten die Südstaatler die Vereinigten Staaten, nur sah man das eben im Norden anders.
Ich denke nicht, dass dieses Verhältnis gleichgültig war, zumal wenn man bedenkt, dass ein bis ins extreme gehende Maß an Skepsis gegenüber jeder wie auch immer gearteten Form von Machtbefugnissen des Staates und der Regierung schon immer Teil der politischen Kultur im englischsprachigen Raum gewesen ist und diese auch irgendwelche Formen von Tyrannei, gegen die man sich verteidigen müsse auch sehr gerne mal herbeiphantasiert wurden.
Etwa wurde ja bereits in den 13 Kolonien über angeblich tyrannische Herrschaft des englischen Königs wegen der königlichen Proklamation von 1763 schwadroniert, die die Westgrenze der Ausdehnung der Kolonien auf die Appalachen festlegte.
Mit anderen Worten, es wurde mit unter als "tyrannisch" angeprangert, dass zur Vermeidung weiterer Konflikte den Einwohnern der Kolonien verboten wurde, auf eigene Faust weiterhin Landraub und schlimmeres an der indigenen Bevölkerung zu begehen.
Bereits das empfanden Teile der Bevölkerung in den 13 Kolonien als Verletzung ihrer eingebildeten Rechte.
Weil es kein "auch" ist, sondern ein "nur". Weil dem bei den Südstaatlern schlicht nichts entgegensteht, gar nichts.
Nun, dann müsste man erklären, warum hunderttausende von Subsistenzbauern, die überhaupt keine Sklaven besaßen und kein persönliches Interesse an der Sklaverei aus wirtschaftlichen Motiven haben konnten, die Sezession unterstützten und ein beachtlicher Teil davon sich, wiederrum zum Teil auch freiwillig bei den konföderierten Streitkräften meldete, anstatt der Pflanzer-Aristokratie zu bstellen, dass diese den Krieg um ihr Wirtschaftsmodell doch bitte alleine, ohne sie führen solle?
Was war deren Motivation?
Man könnte darüber spekulieren, ob da ein gewisses sozialdarwinistisches Kulturkampfdenken vorhanden war und sich Teile dieser Gruppe möglicherweise einbildete, dass eine Befreiung der Sklaven auf eine Abwertung ihrer persönlichen sozialen Stellung als freie Bewohner des Landes darstellen würden, insofern dass dann kein Alleinstellungsmerkmal einer priviligierten Schicht mehr gewsen wäre.
Insofern aber selbst die meisten Abolitionisten nicht gewillt waren den farbigen Sklaven vollständige Bürgerrechte einzuräumen, wäre die Aufhebung der Skklaverei selbst bestenfalls auf eine graduelle Veränderung der sozialen Schichtung hinausgelaufen.
Insofern überzeugt mich dieses Modell nicht wirklich.
Gäbe es dafür andere Erklärungen?
Das für die Pflanzer Aristokratie, die die politische Klasse des Südens stellte und die sich für die Sezession entschied vor allem die Sklavenfrage der entscheidende Aufhänger war, da dürften wir uns einig sein.
Aber was genau war der Aufhänger für diejenigen, die diesen Krieg auszukämpfen hatten und von der Sklaverei keinen Profit hatten, ihre Knochen hin zu halten, anstatt den Plantagenbesitzern den Gehorsam zu verweigern und sie ihre Rebellion allein machen und vor die Wand laufen zu lassen?
Die müssen andere Überlegungen im Sinn gehabt haben.