Auschwitz - sollte man es gesehen haben: ich schätze, dass muss jede/r von uns für sich entscheiden. Aber wir sind Erwachsene, und von uns kann daher auch erwartet werden, dass wir wissen, worauf wir uns einlassen.
Ich weiß, dass mich als Studentin eine Exkursion zum Thema Holocaust, die mehrere Tage dauerte und keineswegs nur mit einem KZ zu tun hatte, ziemlich mitgenommen hat. Allerdings war es meine eigene Entscheidung, die Exkursion war vorgeschrieben, aber in Bezug auf das Thema wurden auch Exkursionen mit ganz anderen Themen angeboten.
In der Schule hatten wir in der 7. Klasse eine etwa gleich lange Exkursion von der Schule aus nach Kärnten, wo wir unterschiedlichste geschichtliche Schauplätze besucht haben. Die war nicht nur sehr informativ, ich habe viele dabei gelernt, auch wenn mich nicht jedes Thema interessiert hat, und die Exkursion ist für mich eine schöne Erinnerung geblieben.
Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, das Thema einer geschichtlichen Exkursion für Schüler/innen, die zudem einige Tage dauern wird, auf den Holocaust und die Konzentrationslager einzugrenzen.
Die Idee mit einer Exkursion, z. B. nach Weimar, wo verschiedene und auch unterschiedliche historische Themen einbezogen werden könnten, bringt da sicher mehr, ist sicher spannender und viel unterhaltsamer für Kinder. Ist bei einer Exkursion für Kinder nicht auch positives Erleben wichtig?
Vielleicht wäre auch zu berücksichtigen - sind die Lehrpersonen tatsächlich psychologisch so gut ausgebildet, dass sie notfalls erfolgreich intervenieren können, wenn es einigen der Kinder doch zu viel wird? Immerhin bedeutet eine Exkursion auch, dass den Kindern ihre vertraute Umgebung fehlt und somit ein geschütztes Umfeld. Sollte es einigen Kinder zu viel werden, fehlt also während der Exkursion ein "Schutznetz". Wie intakt ist eigentlich die Klassengemeinschaft?
Eine Bekannte (eine Erwachsene), die vor einiger Zeit auf einer Reise auch Auschwitz besucht hat, hat mir übrigens von einer Schulklasse erzählt, die sie dort beobachtet hat. Offensichtlich fanden es diese Schüler ganz cool hier zu sein, verzehrten seelenruhig ihre Jause im Lager, von Betroffenheit und ähnlichen Empfindungen keine Spur.
Zumindest bei dieser Schulklasse dürfte die Exkursion nach Auschwitz doch nicht sinnvoll gewesen sein.
Vielleicht aber zeigt das Verhalten dieser Klasse nur, dass hier in Bezug auf Holocaust und Umgang mit der Vergangenheit etwas zu viel getan wurde, sodass die Schulklasse das gar nicht mehr interessiert.