Riothamus
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Caesar definierte den Germanenbegriff, den er für nützlich erachtete und bis in unsere Zeit wird ihm trotz aller Widersprüche noch oft gefolgt. Teile seiner Darlegungen entsprechen einfach dem theoretischen Modell der damaligen Ethnografie. Andere Teile entsprechen seinem Interesse der Grenzziehung von Gallien und Germanien. Und natürlich wird er auch Aspekte von gallischen, aber auch germanischen Gewährsmännern übernommen haben, wenn sie ihm nützlich oder interessant erschienen.
Es gibt z.B. die Vermutung, dass er die Bezeichnung Belgae einfach auf westlich des Rheins siedelnde 'Germanen' ausdehnte, um die Rheingrenze als Grenze seiner Eroberungen folgerichtig erscheinen zu lassen. Dies erklärt auch, dass sprachliche Zeugnisse und materielle Hinterlassenschaften im fraglichen Gebiet nicht einheitlich sind.
Vor Caesar wurden die Barbaren im Norden in Kelten im Westen und Skythen im Osten unterschieden. Er führte dazwischen die Germanen ein. Die lateinischen Autoren folgten ihm, die griechischen blieben bei der alten Einteilung. Darauf, dass da noch andere als Kelten siedelten waren einige andere Römer natürlich schon wegen der Kimbern und Teutonen gekommen. Ihre Herkunft galt daher als ein Rätsel der Wissenschaft, wenn die Übersetzung in moderne Kategorien erlaubt ist. Aber Caesar hat nicht nur gegen Germanen gekämpft. Er hat Germanen in seinen Sold genommen und mit ihnen gesprochen und verhandelt. Fraglos wusste er mehr als andere Römer darüber und war nicht auf fremde Germanenbilder angewiesen. Aber er hat über die Germanen nur geschrieben, was er wollte und ihm nutzte.
Aber er war meist geschickt genug, um nicht direkt zu lügen. Lies nochmal die Stelle über die Belgae, die Sepiola in Post #14 wiedergab. Die Mehrzahl sind nicht alle. Und die sprachlichen und archäologischen Gegebenheiten bestätigen verschiedene Gruppen in dieser Gegend. Was Anlass zu nationalistischem Streit bot und bis heute viele Leser rätseln lässt. Ganz offensichtlich fasste Cäsar nicht einfach verschiedenste ähnliche Kleinethnien zusammen, sondern schafft eine Gruppe aus Kelten und Germanen.
Überhaupt: Die meisten Belger sind Germanen. Was soll das heißen? Eine Großethnie, die sich aus Kleinethnien verschiedener Großethnien zusammensetzt? Bewohner einer bloßen Region, die teilweise Germanen sind? Ethnogenese in der Entwicklung, bei der die Kultur der Teilnehmer sich kaum vermischt? Ein Bündniss, dass Caesar einen passenden Grund liefert, die nördlichen Germani cisrhenani anzugreifen? Oder nicht doch eine Konstruktion, die die Frage erst gar nicht aufkommen lässt, wenn nicht auf das eine Wort geachtet wird. Schließlich durfte er ja nicht einfach einen Krieg beginnen und das ganze Werk dient auch dazu mehrere Rechtsverstöße zu vertuschen oder zu beschönigen. Es muss ja nicht der Rekonstruktion der ersten Kriegsjahre durch Delbrück gefolgt werden, aber dass Caesar nicht nur für Militärs, sondern auch für alle die mit Propaganda zu tun haben interessant ist, ist kein Geheimnis.
Und dann vergleiche, was El Quijote von Tacitus zitiert. Da liegt dann schon der Verdacht nahe, dass "die Mehrheit" übertrieben ausgedrückt ist. Es stellt sich auch die Frage, ob die Germani cisrhenani tatsächlich Einheimische vertrieben haben oder in ein Machtvakuum eingerückt sind, als viele Belgae auf die Insel übergesiedelt sind. Und wieviele Belgae sind zurückgeblieben? Haben sich die Einwanderer mit diesen Zusammengetan? Ist eventuell nur eine Elite gewandert? Soweit hat Caesar wohl gar nicht geschaut, denn dann hätte er schreiben können, dass es eigentlich Kelten sind. Hier sind wir an einer Grenze, die irgendwo in haltloser Spekulation übergleiten muss.
Caesar schreibt jedenfalls nur über die germanische Abkunft eines Teils der Belger und die Namensforschung sowie die Archäologie scheinen dies zu bestätigen.
Es gibt z.B. die Vermutung, dass er die Bezeichnung Belgae einfach auf westlich des Rheins siedelnde 'Germanen' ausdehnte, um die Rheingrenze als Grenze seiner Eroberungen folgerichtig erscheinen zu lassen. Dies erklärt auch, dass sprachliche Zeugnisse und materielle Hinterlassenschaften im fraglichen Gebiet nicht einheitlich sind.
Vor Caesar wurden die Barbaren im Norden in Kelten im Westen und Skythen im Osten unterschieden. Er führte dazwischen die Germanen ein. Die lateinischen Autoren folgten ihm, die griechischen blieben bei der alten Einteilung. Darauf, dass da noch andere als Kelten siedelten waren einige andere Römer natürlich schon wegen der Kimbern und Teutonen gekommen. Ihre Herkunft galt daher als ein Rätsel der Wissenschaft, wenn die Übersetzung in moderne Kategorien erlaubt ist. Aber Caesar hat nicht nur gegen Germanen gekämpft. Er hat Germanen in seinen Sold genommen und mit ihnen gesprochen und verhandelt. Fraglos wusste er mehr als andere Römer darüber und war nicht auf fremde Germanenbilder angewiesen. Aber er hat über die Germanen nur geschrieben, was er wollte und ihm nutzte.
Aber er war meist geschickt genug, um nicht direkt zu lügen. Lies nochmal die Stelle über die Belgae, die Sepiola in Post #14 wiedergab. Die Mehrzahl sind nicht alle. Und die sprachlichen und archäologischen Gegebenheiten bestätigen verschiedene Gruppen in dieser Gegend. Was Anlass zu nationalistischem Streit bot und bis heute viele Leser rätseln lässt. Ganz offensichtlich fasste Cäsar nicht einfach verschiedenste ähnliche Kleinethnien zusammen, sondern schafft eine Gruppe aus Kelten und Germanen.
Überhaupt: Die meisten Belger sind Germanen. Was soll das heißen? Eine Großethnie, die sich aus Kleinethnien verschiedener Großethnien zusammensetzt? Bewohner einer bloßen Region, die teilweise Germanen sind? Ethnogenese in der Entwicklung, bei der die Kultur der Teilnehmer sich kaum vermischt? Ein Bündniss, dass Caesar einen passenden Grund liefert, die nördlichen Germani cisrhenani anzugreifen? Oder nicht doch eine Konstruktion, die die Frage erst gar nicht aufkommen lässt, wenn nicht auf das eine Wort geachtet wird. Schließlich durfte er ja nicht einfach einen Krieg beginnen und das ganze Werk dient auch dazu mehrere Rechtsverstöße zu vertuschen oder zu beschönigen. Es muss ja nicht der Rekonstruktion der ersten Kriegsjahre durch Delbrück gefolgt werden, aber dass Caesar nicht nur für Militärs, sondern auch für alle die mit Propaganda zu tun haben interessant ist, ist kein Geheimnis.
Und dann vergleiche, was El Quijote von Tacitus zitiert. Da liegt dann schon der Verdacht nahe, dass "die Mehrheit" übertrieben ausgedrückt ist. Es stellt sich auch die Frage, ob die Germani cisrhenani tatsächlich Einheimische vertrieben haben oder in ein Machtvakuum eingerückt sind, als viele Belgae auf die Insel übergesiedelt sind. Und wieviele Belgae sind zurückgeblieben? Haben sich die Einwanderer mit diesen Zusammengetan? Ist eventuell nur eine Elite gewandert? Soweit hat Caesar wohl gar nicht geschaut, denn dann hätte er schreiben können, dass es eigentlich Kelten sind. Hier sind wir an einer Grenze, die irgendwo in haltloser Spekulation übergleiten muss.
Caesar schreibt jedenfalls nur über die germanische Abkunft eines Teils der Belger und die Namensforschung sowie die Archäologie scheinen dies zu bestätigen.