Ich mache hier mal weiter, damit etwas Leben ins Afrika-Unterforum kommt.
Proto-aksumitische Reiche
Die Existenz semitischsprechender Völker im Gebiet des heutigen Nord-Äthiopien und Eritrea ist schon für die Zeit um 2000 v. Chr. nachgewiesen. In der Region entwickelten sich kleine Reiche, über die allerdings nur sehr wenig bekannt ist.
Zu nennen wäre hier das
Reich von D'mt (oder Da'amot), das im 8. und 7. Jh. v. Chr. bestand. Als Zentrum des Reiches gilt der Ort Yeha, nicht weit von Axum, wo heute noch die Mauern eines monumentalen Mondtempels zu sehen sind, der etwa um 500 v. Chr. erbaut wurde. Zumindest gab es an dieser Stelle also über lange Zeit ein Kultzentrum. Außerdem wurden eine Nekropole und die Ruinen eines Palastes ausgegraben. Die Bewohner von D'mt betrieben Landwirtschaft, setzten Bewässerungstechnik ein und benutzten Eisenwerkzeuge und -waffen. Einige wenige Königsinschriften aus dieser Periode sind bekannt; sie sind in einer proto-äthiopisch-semitischen Sprache in alt-südarabischer Schrift geschrieben.
Was aus D'mt in den späteren Jahrhunderten wurde, bleibt unklar. In irgendeiner Form ging das Reich in das spätere Axumitische Reich ein, das wohl ab dem 4. Jh. v. Chr. im heutigen Nord-Äthiopien und Eritrea entstand.
Axumitisches Reich
Das Axumitische Reich wird in griechischen Quellen des 1. Jh. n. Chr. erstmals erwähnt. Zu dieser Zeit gehörte es bereits in ein weitgespanntes Netz internationaler Handelsbeziehungen und hatte intensive Kontakte nach Rom (später Byzanz) und Indien. Die Hafenstädte an der Küste des Roten Meeres spielten in dieser Zeit eine wichtige Rolle und brachten Axum große Handleseinnahmen. Die Herrscher exportierten v. a. Gold, Elfenbein, Weihrauch und Tiere und importierten z.B. Seide und Gewürze. Mit der Expansion des Reiches gelang es ihnen, auch Kontrolle über die Handelswege nach Ägypten zu erhalten. Außerdem eroberten sie im 3. Jh. Gebiete im Süden der arabischen Halbinsel. Während der Zeit seiner größten Ausdehnung beherrschte Axum Nord-Äthiopien, Eritrea, Nord-Sudan, Teile Süd-Ägyptens, den Süden Saudi-Arabiens und Djibouti.
Seit dem 3. Jh. prägte das Reich auch eigene Münzen. Ebenfalls in diesem Jahrhundert (in den 320ern) führte König Ezana das Christentum als Staatreligion ein – sehr schön zu erkennen an den Veränderungen auf den Münzen (ein Kreuz ersetzt Sonne und Mond). Damit gilt Äthiopien als der zweitälteste christliche Staat der Welt.
Axum hatte seine Blütezeit im 5. und 6. Jh. Danach gab es einen Niedergang, der unter anderem auf Klimaveränderung (Dürreperioden) und die Überbevölkerung mit einhergehender Entwaldung und Desertifikation zurückgeführt wird. Im 9. und 10 Jh. wurde das Axumitische Reich durch Überfälle von südlichen Heeren unter Führung der halb-legendären Königin Gudit zerstört.
Bekannte Überreste des Reiches sind die vielen, teils noch aufrecht stehenden Grabstelen in der Stadt Axum und ihrer Umgebung. Einige davon sind über 20m hoch. Außerdem gibt es noch einige monumentale Grabbauten der axumitischen Könige sowie zahlreiche Steine mit königlichen Inschriften; auch Palastruinen befinden sich innerhalb der Stadt. Archäologen vermuten noch unendlich viel mehr potentielle Ausgrabungstätten überall in der Region.
Die Sprache Axums war das Ge'ez, eine süd-semitische Sprache mit eigenem Schriftsystem seit mind. 5. Jh. v. Chr. Ge'ez wird heute nur noch als liturgische Sprache in den Kirchen verwendet und unterscheidet sich stark von den Nachfolgesprachen Amharisch und Tigray. Die Schrift des Ge'ez aber wird – leicht ergänzt – auch heute noch in Äthiopien und Eritrea verwendet.
Das äthiopische Reich war eines der ersten christlichen Staaten überhaupt, obwohl sie nur durch den Nil Kontakt zum Mittelmeerraum hatten, waren sie bis ins Mittelalter mit Alexandria und Konstaninopel in Kontakt. Erst Anno 16xx betraten Europäer (Franzosen) äthiopischen Boden.
Der Kontakt bestand auch über den Seehandel - siehe oben.
Die ersten Europäer kamen im 15. Jh und es waren Portugiesen, keine Franzosen. Für die Europäer war Äthiopien extrem faszinierend - sie vermuteten hier den legendären Priesterkönig Johannes.
Später in der Kolonialzeit sahen sie das Äthiopische Reich schon als schwierigeren Gegner, aber letztlich überwog wohl die übliche Herablassung gegenüber den Afrikanern. Das war ein schwerer Fehler, wie die Italiener 1896 in der Schlacht von Adwa feststellen mußten. Da wurden sie nämlich von den barfüßigen Äthiopiern jämmerlich geschlagen und konnten nur noch das heutige Eritrea halten.
Fortsetzung folgt