H
hyokkose
Gast
Teil I: Frühgeschichte und Altertum
Die ersten Bauerngesellschaften
Die ersten neolithischen Kulturen lassen sich im 8. Jahrtausend v. Chr. feststellen. Es handelt sich um regionale bäuerliche Kulturen, die sich im Lauf der Jahrtausende ausbreiten und teilweise miteinander verschmelzen. Von besonderer Bedeutung ist die Yangshao-Kultur, die von 5000 - 3000 v. Chr. in den Tälern des Huang-he, des Wei-he und weiterer Nebenflüsse, also genau im Kerngebiet der späteren chinesischen Zivilisation, ihre Spuren hinterlassen hat.
Die ersten Staaten (Xia-Dynastie 2000 - 1500 v. Chr.?, Shang-Dynastie ca. 1500 - 1050 v. Chr.)
Nur aus späteren Quellen, nicht aus zeitgenössischen Inschriften, sind Nachrichten über Xia-"Dynastie" überliefert. Die Städte, die für diese "Dynastie" als Residenzorte genannt werden, passen indes geographisch sehr gut zu der archälogisch gesicherten Erlitou-Kultur, so daß die Annahme zumindest eines größeren Zusammenschlusses von Stadtstaaten nicht von der Hand zu weisen ist.
Voll ins Licht der Geschichte tritt erst die Shang-Dynastie, eine hochentwickelte Bronzekultur, die umfangreiche Schriftzeugnisse hinterlassen hat. Die aus späteren Zeiten überlieferten Herrscherlisten können lückenlos durch zeitgenössische Inschriften belegt werden, auch wenn die absolute Chronologie noch unsicher ist. Der mehrmalige Wechsel des Machtzentrums läßt noch föderale Züge vermuten. Die Aufgaben der Könige waren zu einem beträchtlichen Teil religiöser Natur; vor jeder Handlung mußte das Orakel befragt werden.
Die Fürstenstaaten: Zhou-Dynastie (ca. 1050 - 249 v. Chr.; "Streitende Reiche" 453 - 221 v. Chr.)
Um 1050 v. Chr. stoßen die Zhou aus dem westlichen Wei-Tal auf das Zentrum der Shang vor und errichten ein aristokratisches Feudalsystem. Die eroberten Städte werden von Verwandten des Zhou-Königs verwaltet, die freiwillig unterworfenen Städte durch Heiraten an die Zhou-Dynastie angebunden. Spätere Vorstellungen des Herrschers als eines Familienoberhaupts haben in diesem System ihre reale Grundlage. Während die religiöse Funktion des Zhou-Herrschers über Jahrhunderte unangetastet bleibt, geht die politische Führung schon bald verloren. Die Einfälle von Steppenvölkern (erste Reitervölker?) werden durch die Hegemonen - einzelne Regionalfürsten, die ihre Macht auf wechselnde Koalitionen gründen - abgewehrt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. kann von einem Zhou-"Reich" eigentlich schon längst nicht mehr die Rede sein. Vielmehr versuchen die mächtigeren Fürsten, ihre Macht auf Kosten der schwächeren Kollegen auszudehnen. Die bisherigen Fürstentümer von überschaubarer Größe weichen großen, prinzipiell gleichberechtigten Flächenstaaten, deren Herrscher in der Zeit der "Streitenden Reiche" nach und nach den Königstitel annehmen.
An technischen Entwicklungen aus dieser Zeit sind besonders die Metallurgie (Gußeisen!) und natürlich die Kriegstechnik (Steinschleudermaschinen, Brustgurtgeschirr bei Pferden) zu erwähnen.
Diese unruhige Zeit ist gleichzeitig die große Zeit der Philosophen, die über das ideale Zusammenleben der Menschen nachsinnen und die Grundgedanken chinesischer Weltanschauung und Ethik liefern: Konfuzius, Menzius, Zhuangzi, der legendäre Laozi, Modi und nicht zuletzt die Leg(al)isten. (Näheres über die chinesischen Denkschulen siehe http://geschichtsforum.de/showthread.php?t=1681.) Mehr als die idealistischen Philosophien ist es der praxisorientierte Legismus, der die theoretischen Grundlagen für die Abschaffung des morsch gewordenen Feudalstaats und den Übergang zum straff organisierten Beamtenstaat liefert.
Das erste Kaiserreich: Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.) und Han-Dynastie (206 v. Chr - 220 n. Chr.)
Die "Staaten der Mitte" geraten zunehmend ins Hintertreffen gegenüber den Randstaaten wie etwa Yan im Norden, Qin im Westen, Chu im Süden. Die größten Erfolge, den Staatsapparat im Sinne des Legismus zu modernisieren, hat Qin aufzuweisen. Als er 249 das restliche Territorium des immer noch existenten Zhou-Staates annektiert, kräht kaum ein Hahn danach. 230 v. Chr. - 221 n. Chr. gelingt es Qin, in einer beispiellosen Serie von Kriegszügen die anderen Staaten zu erobern - aus chinesischer Sicht den ganzen damals bekannten zivilisierten Erdkreis. König Zheng gibt sich den Titel "Der erste erhabene Kaiser" (Shihuangdi) und macht sich daran, das riesige Gebiet nach seinen Vorstellungen umzuformen. Zu den Großprojekten gehört die Errichtung der ersten "Großen Mauer" zum Schutz gegen die nomadischen Xiongnu im Norden und die Anlage eines reichsweiten Straßen- und Kanalnetzes. Dazu kommt die Vereinheitlichung von Maßen und Münzen, der Schrift und sogar der Spurbreiten von Wagen. Die Prunksucht des Kaisers äußert sich im Bau eines riesigen Palastes und eines gigantischen Mausoleums (das mit der berühmten Terrakotta-Armee).
Die Belastung der Bevölkerung durch die Großprojekte, die rigorosen Gleichschaltungsversuche auf allen Ebenen ("Bücherverbrennung" 213) und das harte Strafsystem rufen schon bald Widerstand hervor. Bereits die Thronbesteigung des "Zweiten Erhabenen Kaisers" wird von Aufständen überschattet. Liu Bang, der aus einfachen Verhältnissen stammende Führer der Rebellen, besiegt 206 die kaiserlichen Truppen und begründet die Han-Dynastie.
Unter den neuen Herrschern gilt zwar die legistische Ideologie als verpönt, de facto wird unter Beibehaltung der verwaltungstechnischen Prinzipien der Qin ein straffes zentralistisches Regierungssystem installiert.
Unter dem "kriegerischen Kaiser" (Wudi, 141 - 87 v. Chr.) kommt es zur größten Machtentfaltung des Imperiums: Im Norden werden die Xiongnu zurückgedrängt, im Westen die Große Mauer verlängert und militärische Stützpunkte bis weit nach Zentralasien geschaffen. Die bis dahin nichtchinesischen Gebiete des heutigen Südchina plus Nordvietnam werden dem Reich einverleibt; im Osten besetzen die Han-Truppen Nordkorea.
Die Han-Dynastie verhilft dem Konfuzianismus als offizieller Staatsdoktrin zum Durchbruch. Daneben blühen zahlreiche Denkschulen zwischen scholastischer Philosophie und esoterischen Spekulationen (Yin-Yang-Schule, Alchimie etc.) Zu erwähnen ist der Historiker Sima Qian (ca. 135 - 93 v. Chr.), dessen Shiji ("Historische Aufzeichnungen") Maßstäbe für die Geschichtsschreibung bis in die Neuzeit setzen.
Zu den Erfindungen, mit denen die Han-Zeit die Welt beglückt hat, zählt das Papier, das Schiffs-Heckruder und - der Schubkarren.
Trotz mancher Höhen und Tiefen stellt das Han-Reich über 400 Jahre ein erstaunlich stabiles Gebilde dar, das dem Osten Eurasiens ebenso seinen Stempel aufgedrückt hat wie das Römische Reich dem Westen.
Die ersten Bauerngesellschaften
Die ersten neolithischen Kulturen lassen sich im 8. Jahrtausend v. Chr. feststellen. Es handelt sich um regionale bäuerliche Kulturen, die sich im Lauf der Jahrtausende ausbreiten und teilweise miteinander verschmelzen. Von besonderer Bedeutung ist die Yangshao-Kultur, die von 5000 - 3000 v. Chr. in den Tälern des Huang-he, des Wei-he und weiterer Nebenflüsse, also genau im Kerngebiet der späteren chinesischen Zivilisation, ihre Spuren hinterlassen hat.
Die ersten Staaten (Xia-Dynastie 2000 - 1500 v. Chr.?, Shang-Dynastie ca. 1500 - 1050 v. Chr.)
Nur aus späteren Quellen, nicht aus zeitgenössischen Inschriften, sind Nachrichten über Xia-"Dynastie" überliefert. Die Städte, die für diese "Dynastie" als Residenzorte genannt werden, passen indes geographisch sehr gut zu der archälogisch gesicherten Erlitou-Kultur, so daß die Annahme zumindest eines größeren Zusammenschlusses von Stadtstaaten nicht von der Hand zu weisen ist.
Voll ins Licht der Geschichte tritt erst die Shang-Dynastie, eine hochentwickelte Bronzekultur, die umfangreiche Schriftzeugnisse hinterlassen hat. Die aus späteren Zeiten überlieferten Herrscherlisten können lückenlos durch zeitgenössische Inschriften belegt werden, auch wenn die absolute Chronologie noch unsicher ist. Der mehrmalige Wechsel des Machtzentrums läßt noch föderale Züge vermuten. Die Aufgaben der Könige waren zu einem beträchtlichen Teil religiöser Natur; vor jeder Handlung mußte das Orakel befragt werden.
Die Fürstenstaaten: Zhou-Dynastie (ca. 1050 - 249 v. Chr.; "Streitende Reiche" 453 - 221 v. Chr.)
Um 1050 v. Chr. stoßen die Zhou aus dem westlichen Wei-Tal auf das Zentrum der Shang vor und errichten ein aristokratisches Feudalsystem. Die eroberten Städte werden von Verwandten des Zhou-Königs verwaltet, die freiwillig unterworfenen Städte durch Heiraten an die Zhou-Dynastie angebunden. Spätere Vorstellungen des Herrschers als eines Familienoberhaupts haben in diesem System ihre reale Grundlage. Während die religiöse Funktion des Zhou-Herrschers über Jahrhunderte unangetastet bleibt, geht die politische Führung schon bald verloren. Die Einfälle von Steppenvölkern (erste Reitervölker?) werden durch die Hegemonen - einzelne Regionalfürsten, die ihre Macht auf wechselnde Koalitionen gründen - abgewehrt. Im 6. Jahrhundert v. Chr. kann von einem Zhou-"Reich" eigentlich schon längst nicht mehr die Rede sein. Vielmehr versuchen die mächtigeren Fürsten, ihre Macht auf Kosten der schwächeren Kollegen auszudehnen. Die bisherigen Fürstentümer von überschaubarer Größe weichen großen, prinzipiell gleichberechtigten Flächenstaaten, deren Herrscher in der Zeit der "Streitenden Reiche" nach und nach den Königstitel annehmen.
An technischen Entwicklungen aus dieser Zeit sind besonders die Metallurgie (Gußeisen!) und natürlich die Kriegstechnik (Steinschleudermaschinen, Brustgurtgeschirr bei Pferden) zu erwähnen.
Diese unruhige Zeit ist gleichzeitig die große Zeit der Philosophen, die über das ideale Zusammenleben der Menschen nachsinnen und die Grundgedanken chinesischer Weltanschauung und Ethik liefern: Konfuzius, Menzius, Zhuangzi, der legendäre Laozi, Modi und nicht zuletzt die Leg(al)isten. (Näheres über die chinesischen Denkschulen siehe http://geschichtsforum.de/showthread.php?t=1681.) Mehr als die idealistischen Philosophien ist es der praxisorientierte Legismus, der die theoretischen Grundlagen für die Abschaffung des morsch gewordenen Feudalstaats und den Übergang zum straff organisierten Beamtenstaat liefert.
Das erste Kaiserreich: Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.) und Han-Dynastie (206 v. Chr - 220 n. Chr.)
Die "Staaten der Mitte" geraten zunehmend ins Hintertreffen gegenüber den Randstaaten wie etwa Yan im Norden, Qin im Westen, Chu im Süden. Die größten Erfolge, den Staatsapparat im Sinne des Legismus zu modernisieren, hat Qin aufzuweisen. Als er 249 das restliche Territorium des immer noch existenten Zhou-Staates annektiert, kräht kaum ein Hahn danach. 230 v. Chr. - 221 n. Chr. gelingt es Qin, in einer beispiellosen Serie von Kriegszügen die anderen Staaten zu erobern - aus chinesischer Sicht den ganzen damals bekannten zivilisierten Erdkreis. König Zheng gibt sich den Titel "Der erste erhabene Kaiser" (Shihuangdi) und macht sich daran, das riesige Gebiet nach seinen Vorstellungen umzuformen. Zu den Großprojekten gehört die Errichtung der ersten "Großen Mauer" zum Schutz gegen die nomadischen Xiongnu im Norden und die Anlage eines reichsweiten Straßen- und Kanalnetzes. Dazu kommt die Vereinheitlichung von Maßen und Münzen, der Schrift und sogar der Spurbreiten von Wagen. Die Prunksucht des Kaisers äußert sich im Bau eines riesigen Palastes und eines gigantischen Mausoleums (das mit der berühmten Terrakotta-Armee).
Die Belastung der Bevölkerung durch die Großprojekte, die rigorosen Gleichschaltungsversuche auf allen Ebenen ("Bücherverbrennung" 213) und das harte Strafsystem rufen schon bald Widerstand hervor. Bereits die Thronbesteigung des "Zweiten Erhabenen Kaisers" wird von Aufständen überschattet. Liu Bang, der aus einfachen Verhältnissen stammende Führer der Rebellen, besiegt 206 die kaiserlichen Truppen und begründet die Han-Dynastie.
Unter den neuen Herrschern gilt zwar die legistische Ideologie als verpönt, de facto wird unter Beibehaltung der verwaltungstechnischen Prinzipien der Qin ein straffes zentralistisches Regierungssystem installiert.
Unter dem "kriegerischen Kaiser" (Wudi, 141 - 87 v. Chr.) kommt es zur größten Machtentfaltung des Imperiums: Im Norden werden die Xiongnu zurückgedrängt, im Westen die Große Mauer verlängert und militärische Stützpunkte bis weit nach Zentralasien geschaffen. Die bis dahin nichtchinesischen Gebiete des heutigen Südchina plus Nordvietnam werden dem Reich einverleibt; im Osten besetzen die Han-Truppen Nordkorea.
Die Han-Dynastie verhilft dem Konfuzianismus als offizieller Staatsdoktrin zum Durchbruch. Daneben blühen zahlreiche Denkschulen zwischen scholastischer Philosophie und esoterischen Spekulationen (Yin-Yang-Schule, Alchimie etc.) Zu erwähnen ist der Historiker Sima Qian (ca. 135 - 93 v. Chr.), dessen Shiji ("Historische Aufzeichnungen") Maßstäbe für die Geschichtsschreibung bis in die Neuzeit setzen.
Zu den Erfindungen, mit denen die Han-Zeit die Welt beglückt hat, zählt das Papier, das Schiffs-Heckruder und - der Schubkarren.
Trotz mancher Höhen und Tiefen stellt das Han-Reich über 400 Jahre ein erstaunlich stabiles Gebilde dar, das dem Osten Eurasiens ebenso seinen Stempel aufgedrückt hat wie das Römische Reich dem Westen.
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