Weder Cortés noch Pizarro werden aus reinem Missionarseifer ihre eigenfinanzierten Expeditionen unternommen haben. Vielmehr war wohl die persönliche Bereicherung der Hauptantrieb. Allerdings konnte man die Todsünde der Habgier schlecht als gottgefällige Handlungsweise verkaufen. Sicher besaßen die unverzichtbaren Kirchenmänner, die in jedem Eroberungsheer vorhanden waren, einen großen Missionarseifer aber für die Anführer der Conquista hatten sie wohl eher eine Alibifunktion. Da boten sich die heidnischen Bräuche der Azteken als Rechtfertigung für die Zerstörung ihrer Kultur förmlich an.
Wessen Motiv aber war es, die Azteken zu humanisieren? Hernán Cortés doch wohl kaum, oder?
Lassen wir doch mal bzgl. der Opfer die Conquistadoren selber sprechen. Cortés zeigt sich in seinen Berichten immer wieder über die Praktiken der Indigenen entsetzt. Nennt aber die Tlatztalteken gleichzeitig treue Verbündete. Ein Massaker an Frauen und Kindern Tenochtitláns durch die Tlatztalteken habe er nicht verhindern können schreibt er in seinem zweiten oder dritten Berichta an Karl V. Habgier und Missionseifer waren auch kein Widerspruch.
Díaz del Castillo, dessen Verhältnis zu Cortés als ambivalent zu beschreiben ist - zum einen greift er Francisco López de Gómara an, der war in México nicht dabei, aber in Cortés' späteren Leben dessen Hauskaplan und Sekretär und widerspricht diesem, zum anderen schreibt er seine
Verdadera Crónica ja, um die Leistungen der Ungenannten (also auch seiner selbst) hervorzuheben - beschreibt immer wieder, wie Cortés den Frieden mit den Indigenen gesucht habe und dass er ihnen die Jungfrau Maria zur Anbetung empfahl, wohingegen er das Opfern in den Tempeln verbot. Teilweise hätten die Priester ihre von altem Blut verklebten Umhänge getragen und die abgezogenen Häute haben in den Tempeln auf den "Türmen" (den Pyramiden) zur Schau gestellt gestanden.
Der Aufforderung, die Tempel zu säubern seien manche Indigene unverzüglich nachgekommen, andere gar nicht. Wiederum andere hätten den Spaniern gesagt, sie trauten sich nicht das zu tun, um die Götter nicht zu erzürnen, die Spanier sollten das selber tun, was jeweils andere Reaktionen hervorrief. Auf Cozumel hätten die dortigen Maya den Spaniern den Untergang ihrer Schiffe vorausgesagt, aber nichts gegen die Säuberung der Tempel unternommen (Cozumel wird als eine Art Pilgerstätte beschrieben, zu der auch regelmäßig Maya aus Yucatán kamen), ich weiß nicht mehr ob es in Cemp(o)ala oder Quiahuiztlán war, in einem dieser beiden Orte (die Tenochtitlán untertan waren) wäre es fast zum Kampf zwischen Indigenen und Spaniern gekommen, als die Indigenen sich geweigert hatten, die Tempel zu säubern und die Stadtvorsteher den Spaniern gesagt hatten, sie wollten zusehen, was den Spaniern passiere, wenn sie die Tempel säuberten, sie selber trauten sich nicht. Nur durch die Vermittlung der Fürsten konnten da Kämpfe verhindert werden.
Die Habgier Cortés - der trotzdem ein Fünftel der erworbenen Schätze nach Spanien schickte (allerdings wurde seine Erste Sendung von französischen Freibeutern aufgebracht und landete anstatt am spanischen am französischen Königshof) - widersprach also nicht seinem missionarischen Eifer. Cortés schreibt auch an den Kaiser in seinem zwieten Bericht, dass es nach dem Sieg über Tenochtitlán zu unschönen Szenen seitens der Spanier gekommen sei, die sich während der Siegesfeier sexuell danebenbenommen hätten und so ein wenig christliches Vorbild gegeben hätten, er hätte die Betreffenden bestraft, weil es der Missionierung der indigenen Bevölkerung wneig zuträglich sei, wenn man sich so daneben benehme...
Natürlich verfolgte Cortés bei seinen Berichten und auch Bernal Díaz bei seiner
Verdadera Historia ein Mitteilungsziel und das war, neben dem Erhalt der Deutungshoheit über die Ereignisse natürlich, sich selbst ins positivst mögliche Licht zu rücken und auch Bischof Fonseca, der in Sevilla über die Casa de Contratación wachte und damit einen erheblichen Einfluss darauf hatte, wer oder was nach Südamerika kam und welche Informationen an den zum damaligen zeitpunkt in Flandern sitzenden Kaiser weitergeleitet wurden.