Marokko - Osmanisches Reichsland oder nicht?

Osman61

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Hallo, ich wollt mal fragen ob Marokko zum osmanischen Reich gehörte oder nicht, weil in manchen Quellen habe ich gelesen, dass es De Facto zum osmanischen Reich gehörte. Könnt ihr mir bitte helfen.
LG Osman61
 
Meines Wissens gehörte Marokko nie zum osmanischen Reich. Dies reichte in der Maximalausdehnung auf dem afrikanischen Kontinent etwa bis nach Algier.
 
Die Osmanen hatten in Marokko aufs falsche Pferd gesetzt: Sie unterstützten im Bürgerkrieg zwischen den Wattasiden und den Saadiern Mitte des 16. Jhdts. die Wattasiden, aber letztlich siegten die Saadier. Marokko stieg für einige Jahrzehnte zur Großmacht auf, und die Osmanen hatten ausgespielt.
 
Hallo, ich wollt mal fragen ob Marokko zum osmanischen Reich gehörte oder nicht, weil in manchen Quellen habe ich gelesen, dass es De Facto zum osmanischen Reich gehörte. Könnt ihr mir bitte helfen.
LG Osman61
Marokko war nie teil des osmanischen Reiches (und ist sehr stolz darauf). Der König von Marokko trug auch früher den Titel "Sultan," obwohl seine Machtfülle zeitweilig wohl kaum größer war als die des Beys von Algier. Im Gegensatz zu diesem war er aber vollkommen unabhängig.
 
Dass der Name Murads III. in das Freitagsgebet einbezogen wurde, sollte man aber nicht überbewerten, das war manchmal einfach nur eine Respektsbekundung oder Freundschaftsgeste. Z. B. verbündete sich Berke, der Khan der Goldenen Horde, mit den ägyptischen Mameluken, daraufhin wurde sein Name in den dortigen Moscheen in die Freitagsgebete miteinbezogen. Daraus kann man auch nicht ableiten, dass das Mamelukenreich faktisch zur Goldenen Horde gehört hätte.

Inwieweit soll Sultan Abd al-Malik die Oberhoheit der Osmanen anerkannt haben? Wie soll sich das geäußert haben?
 
Dass der Name Murads III. in das Freitagsgebet einbezogen wurde, sollte man aber nicht überbewerten, das war manchmal einfach nur eine Respektsbekundung oder Freundschaftsgeste. Z. B. verbündete sich Berke, der Khan der Goldenen Horde, mit den ägyptischen Mameluken, daraufhin wurde sein Name in den dortigen Moscheen in die Freitagsgebete miteinbezogen. Daraus kann man auch nicht ableiten, dass das Mamelukenreich faktisch zur Goldenen Horde gehört hätte.

Inwieweit soll Sultan Abd al-Malik die Oberhoheit der Osmanen anerkannt haben? Wie soll sich das geäußert haben?
Vielleicht, wurde nun Murad III. als Tributpflichtiger Herrscher angesehen.
Ich könnt mir denken, dass der osmanische Sultan einfach als Kalif anerkannt wurde und Marokko halt tributpflichtig wurde.
 
Dass der Name Murads III. in das Freitagsgebet einbezogen wurde, sollte man aber nicht überbewerten, das war manchmal einfach nur eine Respektsbekundung oder Freundschaftsgeste. Z. B. verbündete sich Berke, der Khan der Goldenen Horde, mit den ägyptischen Mameluken, daraufhin wurde sein Name in den dortigen Moscheen in die Freitagsgebete miteinbezogen. Daraus kann man auch nicht ableiten, dass das Mamelukenreich faktisch zur Goldenen Horde gehört hätte.

Inwieweit soll Sultan Abd al-Malik die Oberhoheit der Osmanen anerkannt haben? Wie soll sich das geäußert haben?

Gerade die Nennung des Kalifen (und als solche betrachteten sich die Osmanen ja) im Gebet impliziert die formale Unterwerfung, wenn auch faktisch an einer solchen Herrschaft nichts dran gewesen sein mag und man sein eigenes Süppchen kochte.

Vielleicht, wurde nun Murad III. als Tributpflichtiger Herrscher angesehen.
Ich könnt mir denken, dass der osmanische Sultan einfach als Kalif anerkannt wurde und Marokko halt tributpflichtig wurde.

Da muss mehr zwischen Schein und Sein unterschieden werden. Dem Kalifen Tribut zu zollen, indem man ihn in dem Wissen, dass er im fernen Istanbul sitzt, im Gebet anruft und ihm Steuern oder Tribute bezahlen, das sind zwei paar Schuhe. Aus der Sicht der Marokkaner wäre er - ähnlich wie die Abbasiden 600 Jahre zuvor für den gesamten nordafrikanischen Raum - allenfalls ein geistliches Oberhaupt gewesen, mit dem Unterschied, dass sein Arm doch recht nahe reichte.
 
Als Kalif war der osmanische Sultan natürlich religiöses Oberhaupt aller Moslems, die ihn anerkannten, aber das begründet noch keine Zugehörigkeit zum osmanischen Reich. Zwischen seinen Funktionen als Sultan und als Kalif muss man trennen. Beispiel: Im Frieden von Küçük Kaynarca 1774 zwischen Russland und dem Osmanischen Reich musste das Osmanische Reich auf seine Oberhoheit über das Krim-Khanat verzichten. Es wurde aber anerkannt, dass der Sultan in seiner Eigenschaft als Kalif weiterhin geistliches Oberhaupt der Krimtataren war.

Zahlte Marokko an den osmanischen Sultan denn Tribut? Doch selbst wenn: Solche "Tribute" dienten oft nur dazu, sich den Frieden zu erkaufen. Die Habsburger zahlten im 16. Jhdt. auch eine Zeitlang Tribut, um sich damit den Frieden zu erhalten. Sogar das römische Reich zahlte manchen seiner Nachbarn an der Donaufront Tribute, um sie damit von Einfällen abzuhalten.
 
Wie es schon hier viele sagen, Marokko hat nie zum osmanischem Reich gehört, doch durch die gleiche Religion konnten sie eine "Beziehung" eingehen und wurden Verbündete.
Heute herrscht der Bündnis zwischen der Türkei und Marokko eigentlich immer noch, auch wenn sie schwach ist.

@Ravenik Tribut, im Sinne von Geld, eigentlich nicht, die Marokkaner bieteten Waren, Exotische Güter, Soldaten zur Verfügung und halfen die Völker in Nordafrika unter Kontrolle zu halten. Die Marokkaner hatten auch ein Konflikt zwischen Spanien und Frankreich, die mehrmals versucht haben, Marokko unter Kontrolle zu halten, was ihnen missbilligte.
 
Wie es schon hier viele sagen, Marokko hat nie zum osmanischem Reich gehört, doch durch die gleiche Religion konnten sie eine "Beziehung" eingehen und wurden Verbündete.
Heute herrscht der Bündnis zwischen der Türkei und Marokko eigentlich immer noch, auch wenn sie schwach ist.

@Ravenik Tribut, im Sinne von Geld, eigentlich nicht, die Marokkaner bieteten Waren, Exotische Güter, Soldaten zur Verfügung und halfen die Völker in Nordafrika unter Kontrolle zu halten. Die Marokkaner hatten auch ein Konflikt zwischen Spanien und Frankreich, die mehrmals versucht haben, Marokko unter Kontrolle zu halten, was ihnen missbilligte.

M.W. gab es mehrmals Konflikte zwischen den Sultan von Marokko und seinen Östlichen Nachbarn die Osmanische Vasallen waren.

Und Franzosen und Spanier haben sich am Ende Marokko unter den Nagel gerissen und aufgeteilt.
 
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M.W. gab es mehrmals Konflikte zwischen den Sultan von Marokko und seinen Östlichen Nachbarn die Osmanische Vasallen waren.

Und Franzosen und Spanier haben sich am Ende Marokko unter den Nagel gerissen und aufgeteilt.

Korrigiere, die Konflinkte waren nicht mit dem osmanischem Reich, sondern mit den Vasallen, das war aber viel später, als das Königshaus anfing Brüder und Schwestern zu ermorden, um an den Thron zu kommen und die Vasallen sahen es eben als eine Chance sich los zubinden und ihr eigenes Land zu erweitern.
 
Marokko und das OR gehörten nie zueinander, und waren sich auch nicht freundlich gesinnt. Im Gegenteil: Oft genug verbündeten sich Marokkaner mit den Spaniern oder riefen sie zu Hilfe, wenn ein Krieg mit den Barbareskenvasallen des Sultans drohte.

Allerdings gab es da im 16. Jahrhundert einen inneren Konflikt, bei dem das OR die eine, das Königreich Portugal unter Sebastian I. die andere Seite unterstützte. Die Entscheidung fiel bei der Schlacht von Alcacer Kebir, bei dem die von den Osmanen gedeckte Fraktion den Sieg davontrug über ein portugiesisch-marokkanisches Heer, und König Sebastian, der höchstpersönlich bei diesem Feldzug anwesend war, sein Leben verlor.

Dennoch gab es keine wirklich innigen Beziehungen. Und auch eine Eroberung Marokkos hätte keine langfristigen Vorteile versprochen, im Gegenteil.
 
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Tut mir Leid, doch die Marokkaner waren nicht mit den Spaniern "befreundet",
sondern die Spanier hatten Marokko als Kolonie Gebiet eingenommen.
Es gibt immer noch paar Inseln und Gebiete die unter spanischer Herrschaft ist. Denkst du wirklich, dass die Marokkaner es zu ließen, wenn Spanier da einfach eintreten alle versklaven, Moscheen und kulturelle Gebäuden abreisen, um ihre eigene Religion einzubringen?

Das gleiche war doch bei den deutschen, franzosen und Engländern...
Sie kamen in ein anderes Land, und ersetzten die Traditionen der Völker durch ihre eigenen.
 
Tut mir Leid, doch die Marokkaner waren nicht mit den Spaniern "befreundet",
sondern die Spanier hatten Marokko als Kolonie Gebiet eingenommen.
Es gibt immer noch paar Inseln und Gebiete die unter spanischer Herrschaft ist. Denkst du wirklich, dass die Marokkaner es zu ließen, wenn Spanier da einfach eintreten alle versklaven, Moscheen und kulturelle Gebäuden abreisen, um ihre eigene Religion einzubringen?

Das gleiche war doch bei den deutschen, franzosen und Engländern...
Sie kamen in ein anderes Land, und ersetzten die Traditionen der Völker durch ihre eigenen.

Über welche Periode sprichst du eigentlich? Spanien hat in der frühen Neuzeit einige Portugiesische Stützpunkte an der marokkanischen Küste übernommen (Ceuta, Melilla, Alhucemas), aber nicht das ganze Land als Kolonie besetzt. Dieses erfolgte erst Anfang des 20.ten Jahrhunderts gemeinsam mit Frankreich und da hat man weder Moscheen abgerissen noch versucht den Marokkanern ihre Kultur zu nehmen, sondern "nur" ihre Bodenschätze.

"Befreundet" war man im 16. und 17. Jahrhundert wohl nicht, trotzdem gab es jedoch zeitweilige Allianzen gegen einen gemeinsamen Feind den man wohl als bedrohlicher betrachtete. Mit Religion hat das wenig zu tun. Einer der wichtigsten Feinde der Osmanen war das ebenfalls muslimische safawidische persische Reich, ein langzeitiger Alliierter war dagegen das christliche Frankreich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses erfolgte erst Anfang des 20.ten Jahrhunderts gemeinsam mit Frankreich und da hat man weder Moscheen abgerissen noch versucht den Marokkanern ihre Kultur zu nehmen, sondern "nur" ihre Bodenschätze.
Die Konflikte insbesondere im Rif mit den Spaniern wurden ziemlich brutal ausgetragen u.a. setzten die Spanier auch gegen die Kabylen Senfgas aus deutscher Produktion ein. Das ist bis heute ein Kapitel, an das auch die marokkanische Regierung nur sehr ungern rührt, da man den Bewohnern des Rif in Rabat doch mit großer Skepsis begegnet.

Ich greife diesen Beitrag aber vor allem wegen - der korrekten - Aussage auf, dass man keine Moscheen abgerissen hat (also ich will meine Hand für Einzelfälle nicht ins Feuer legen, aber zumindest hat es keine systematischen Zerstörungen von Moscheen gegeben oder den Versuch welche in Kirchen umzuwandeln.
In Marokko gibt es bis heute ein Gesetz, welches es Nichtmuslimen verwehrt, Moscheen zu betreten (mit wenigen Ausnahmen, wie die Hassan II.-Moschee in Rabat und einer Moschee in Meknes). Dieses Gesetz stamm noch aus der Kolonialzeit und wurde aus dem frz. kolonialisierten Teil Marokkos nach der Unabhängigkeit für ganz Marokko übernommen, es ist nicht religiös motiviert (anders als etwa beim Verbot für Nichtmuslime nach Mekka zu gehen). Möglicherweise spielte bei dem Erlass dieses Gesetzes die Idee des Kirchenasyls eine Rolle, vielleicht auch nur rein taktische Überlegungen

Der damalige frz. Gouverneur (Generalresident) von Marokko, Louis Hubert Gonzalve Lyautey, hatte beobachtet, dass bei Auseinandersetzungen zwischen Kolonialsoldaten und Marokkanern diese sich oft in Moscheen zurückzogen. Betraten dann Kolonialsoldaten die Moscheen weiteten sich die Tumulte oft aus. Das Gesetz, dass Nichtmuslime Moscheen nicht betreten dürften, sollte also letztlich verhindern, dass frz. Soldaten in dem Versuch, ihre Gegner zu erwischen, den Tumult noch richtig anheizten.
Louis Hubert Gonzalve Lyautey der in Marokko gegen die Aufständischen (gemeinsam mit den Spaniern, s.o.) einen teils äußerst brutalen Kolonialkrieg führte, war aber gleichzeitig auch der Auffassung, dass man nur mit den Marokkanern und nicht gegen die Marokkaner regieren können und befahl daher, dass die Marokkaner nicht als Besiegte zu behandeln seien. Er handelte also gewissermaßen widersprüchlich: einerseits verstand er Marokko (trotz seiner ethnischen Unterschiede) als Nation (weswegen er manchen sogar als 'Vater Marokkos' gilt), aber in der Praxis setzte er die Anordnungen aus Paris um. Er vertrat auch die französische Linie, dass die Militäraktionen Teil einer Befriedungspolitik waren, d. h. keine Invasion, sondern eine Unterwerfung der gegen den Sultan rebellierenden Stämme.
 
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