Religion und Wissenschaft

Die Bevorzugung von Körperbestattung oder Leichenverbrennung hängt eng mit den Jenseitsvorstellungen zusammen.
Wesentlich enger dürfte sie mit den ökonomischen Anforderungen der entsprechenden Bestattungsformen zusammenhängen.

Das sich Erdbestattungen weitgehend durchsetzten, mag vor allem auch damit zu tun haben, dass das Verbrennen von Leichen ja doch durchaus Rohstoffintensiv ist und sich mit dem dafür aufgewendeten Holz auch sinnvolleres anfangen lässt.
Im besonderen den ärmeren Schichten musste auch aus ökonomischer Vernunft heraus daran gelegen sein Bestattungen so günstig als möglich zu gestalten.

Bei der ganzen Diskussion übergehst du natürlich denn Umstand, dass Erdbestattungen nicht die einzige gängige Bestattungspraxis waren.

Wer auf See umkam, der wurde nicht einbalsamiert und über Monate nach Hause zurück überführt um da erdbestattet zu werden, sodern der ging über Bord unbeachtlich dessen, welche Aasfresser zur See den Leichnahm dann auseinandernehmen und gründlich zerstören würden.

Und das war keine Bestrafungspraxis um irgendwelche Auferstehungen zu verhindern, sondern das Standartprozedere, dass so ziemlich jeden betraf, der auf See die Augen zu machte.


An der Stelle wäre es dann an der Zeit das Reich der wilden Phantasien zu verlassen.
 
Wesentlich enger dürfte sie mit den ökonomischen Anforderungen der entsprechenden Bestattungsformen zusammenhängen.

Dass sich Erdbestattungen weitgehend durchsetzten, mag vor allem auch damit zu tun haben, dass das Verbrennen von Leichen ja doch durchaus Rohstoffintensiv ist und sich mit dem dafür aufgewendeten Holz auch sinnvolleres anfangen lässt.
Im besonderen den ärmeren Schichten musste auch aus ökonomischer Vernunft heraus daran gelegen sein Bestattungen so günstig als möglich zu gestalten.
Hm... ich kann deine Argumentation zwar grundsätzlich nachvollziehen, aber halte sie für fehlgehend.
Gegen Ende der Bronzezeit/Beginn der Eisenzeit wird in Italien, den keltischen und später germanischen Gebieten (für andere Gebiete weiß ich es nicht) die Körperbestattung zu Gunsten verschiedener Formen der Brandbestattung weitgehend aufgegeben*. In der Spätantike kehrt man wieder zur Körperbestattung zurück.
Es ist nicht überzeugend, dass man nach πxDaumen 1000 Jahren Brandbestattung auf den Trichter kam, „och Körperbestattung ist ja eigentlich kostengünstiger“.

*die gallischen Remer praktizierten wohl häufiger mal Körperbestattung und die Familie der Cornelier in Rom war dafür bekannt, anders als die Mehrheit der Römer Körperbestattung zu bevorzugen.
 
Es ist ja nicht mal klar (mir jedenfalls), warum sich gegenwärtig in Deutschland wieder die Verbrennung durchsetzt.
Platzmangel. Urnenbestattung ist platzsparender als Körpergräber.

Aber auch Friedwälder und Wiesengräber sind ja im Kommen. Heute ist es normal, dass man sein Elternhaus verlässt und weiter weg sein Auskommen sucht, also nicht in der unmittelbaren Umgebung wohnt und daher auch für Grabpflege wenig Zeit findet, wenn man nach denn Tod der Eltern überhaupt noch nach Hause zurückkehrt.
 
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Ein guter Freund von mir ist Bestatter in vierter Generation, der meint, dass kaum jemand eine Feuerbestattung aus weltanschaulichen Gründen nachfragt, sondern erst, nachdem der Preis auf dem Tisch liegt. Es geht vor allem ums Geld. Eine Feuerbestattung kostet in Deutschland zwischen 4.000 und 5.000 Euro, eine Erdbestattung kann schnell 10.000 Euro kosten.
 
Es ist nicht überzeugend, dass man nach πxDaumen 1000 Jahren Brandbestattung auf den Trichter kam, „och Körperbestattung ist ja eigentlich kostengünstiger“.
Wollte ich so auch gar nicht impliziert haben, da habe ich mich falsch ausgdrückt.
Kommt davon, wenn man mitten in der Nacht noch schreibt.


Meine Argumentation zielte nicht darauf, warum sich die Erdbestattung erneut durchsetzte, sondern darauf, woran es möglicherweise liegt, dass man es wohl allgemein für vernünftig hielt dabei zu bleiben.

Bedenkt man die Rodung immer größerer Flächen, den Rückgang der Waldbestände während des Mittelalters im Allgemeinen und in Regionen, in denen der Schiffbau und Metallverarbeitung zu einem zunehmend wichtigen Wirtschaftszweig wurde im Besonderen, dürften dadurch die Kosten im Besonderen für Holz tendenziell eher gestiegen sein.

Die zunehmende Ausdehnung adliger Feudalrechte im Bezug auch auf die Forste und Wälder, die es der Bevölkerung zunehmend erschwerte sich dort ohne negative Konsequenzen einfach zu bedienen dürfte ihr Übriges dazu getan haben.

Im Besonderen in den kälteren Perioden der europäischen Gesichte, in denen die unterbäuerlichen und unterbürgerlichen Schichten mitunter schon Probleme hatten für die kalten Winter genügend Brennholz zum Beheizen der Behausung heranzuschaffen, dürfte sich die Vorstellung von Brandbestattungen nachgerade als absurd, weil wirtschaftlich komplett unvernünftig, dargestellt haben.


Das dürfte im Hinblick darauf, warum man bei Erdbestattungen blieb, weit wirksamer gewesen sein, als jedes religiöse Dekret und jede Position, die von kirchlicher Seit dazu bezogen wurde.
Jedenfalls bis zur Bevölkerungsexplosion im Zuge der Industrialisierung (= abnehmender Platz für Erdbestattungen) in Verbindung mit dem Ausbau des Transportsystems und der Nutzbarmachung anderer Energieträger als Holz und Holzkohle im großen Stil.
 
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Ein guter Freund von mir ist Bestatter in vierter Generation, der meint, dass kaum jemand eine Feuerbestattung aus weltanschaulichen Gründen nachfragt, sondern erst, nachdem der Preis auf dem Tisch liegt. Es geht vor allem ums Geld. Eine Feuerbestattung kostet in Deutschland zwischen 4.000 und 5.000 Euro, eine Erdbestattung kann schnell 10.000 Euro kosten.
Aber warum haben sich die Leute früher anders entschieden? Weil die Leute da noch mehr Geld hatten? Wohl kaum. Oder haben sich die relativen Preise von Feuer- und Erdbestattung geändert?
 
Dass Gegenstimmen von dir als nicht relevant bezeichnet werden, war fast zu erwarten
Klar, Du hättest doch wissen müssen, dass ich auf Behauptungen pfeife, die sich durch nichts belegen lassen. Und dass für mich Argumente zählen, keine vermeintlichen Autoritäten. Der Satiriker H. L. Mencken hat einst das Bonmot geprägt: Auch wenn eine Idee noch so bekloppt ist, man findet immer einen Professor, der daran glaubt.

Aber genug davon, das Thema ist für mich nun abgeschlossen.

Für mich noch nicht ganz, ich hätte schon noch gern ein Statement von Dir, was Dich zu der absurden Behauptung veranlasst hat, ich hätte beweisen wollen, "dass die Kirche Feuerbestattungen nicht verboten hatte". Du hast doch aus einem Beitrag zitiert, in dem ich mit Links und Zitaten belegt habe, dass sowohl die römische Inquisition wie auch die Deutsche Evangelische Kirchenkonferenz Feuerbestattungen verboten hat - und auch mit welchen Begründungen.
 
Aber warum haben sich die Leute früher anders entschieden? Weil die Leute da noch mehr Geld hatten? Wohl kaum. Oder haben sich die relativen Preise von Feuer- und Erdbestattung geändert?
Die Preise haben sich geändert, sogar sehr. Die von den Gemeinden erhobenen Gebühren für Gräber und Liegezeiten sind erheblich gestiegen, der bürokratische Aufwand (bis hin zur Grabsteinstandfestigkeitsprüfung) ist gestiegen, die Material- und Personalkosten für alle Beteiligten sind gestiegen … Und der Fachkräftemangel macht auch vor Bestattern, Sargschreinern und Grabsteinmetzen nicht Halt. Ein "ordentliches" Begräbnis ist eine teure Angelegenheit geworden. Deswegen gibt es in Deutschland auch einen Erbschaftssteuer-Freibetrag für Bestattungskosten von bis zu €10.300.

Auf dem Friedhof meines Wohnorts kostet z.B. laut Satzung ein Urnennischengrab €450, einen gewöhnliches Erdgrab dagegen €1.950. Eine Urne kostet auf der Website meines Bestatter-Kumpels €100 (Plastik) bis €700 (Edelmetall), ein Sarg zwischen €500 (Spanholzbretter) und €4.000 (Eiche). Die Plakette für die Urnennische ist für €200 zu haben, ein richtiger Grabstein kostet hingegen ab €1.800 aufwärts. Und immer so weiter.
 
Die günstigeren Kosten einer Feuer-/Urnenbestattung sind sicher ein Gesichtspunkt...die anderen
  • die dauerhaften Kosten einer Grabpflege eines Erdbestattungsgrabes
  • der zeitliche Aufwand, sofern man selber dies übernimmt
Vielfach leben die Kinder, die Hinterbliebenen nicht mehr direkt dauerhaft am letzten Wohnort, und das Modell vergangener Zeiten, dass man brav über Jahre regelmäßig nach dem Grab schaut, pflegt und schmückt, und damit nebenher andere Hinterblieben auf dem Friedhof für einen Austausch trifft - wie gerne in ländlich-dörflichen Einrichtungen....ist in den Hintergrund gerückt.

Es gibt inzwischen vielfach großzügig erweitere Friedhöfe, die die Erweiterungsflächen kaum noch brauchen bzw. wo inzwischen absehbar ist - sofern sich der aktuelle Trend nicht auch mal wieder umkehrt - dass die ErweiterungsFlächen lange leer bleiben werden.
 
Dass Karl der Große Feuerbestattungen bei Todesstrafe verboten hat, um die Erdbestattung nach Art der Christen bei Heiden durchzudrücken,
Karl d. Gr. hat keineswegs generell die Feuerbestattung bei Todesstrafe verboten, um die christliche Erdbestattung generell durchzusetzen.
Die am Hof von ihm erlassene Gesetzessammlung Capitulare de partibus Saxoniae betraf die heidnischen Sachsen. Zwecks Durchsetzung von weiterer Christianisierung wie auch karolingischer Machtstrukturen & Herrschaft wurden u.a. die heidnischen Bestattungsformen der heidnischen Sachsen, hier die Leichenverbrennung, drastisch verboten. Den Rahmen bilden die Eroberungs- und Unterwerfungkriege des karolingischen Reiches gegen die Sachsen ab.

Wenige Jahre später wurden weitere, abgemilderte Gesetzessammlung für die Sachsen vom Hof Karl d. Gr. erlassen, so die Capitulare Saxonicum (797) und zuletzt die Lex Saxonum (802).
Es gibt sonst kein explizites, mit (massiven) Strafen bewehrtes Verbot der Feuerbestattung im mittelalterlichen Christentum.

Hier sieht man die Grenzen der Fischer'schen Publikationen, er ist kein Mittelalterhistoriker und die Referierung seiner Texte hier im Faden kann noch weniger überzeugen.

Zur fundierten Ergänzung kann der Artikel von

Romedio Schmitz-Esser, Bestattungsrituale (Frühmittelalter/historisch), publiziert am 12.03.2020; in: Historisches Lexikon Bayerns

dienen.
 
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