Ok, ich sehe schon, ich hätte deutlicher werden müssen. Mein Fehler!
Natürlich hatte der Vertrag positive Effekte. Aber wie gesagt, das Hauptproblem wenn, es denn eines gibt, ist bzw. war, dass sich Deutschland und Frankreich von der Struktur her total unterschiedlich. Das bedeutet auch, dass man wirklich große Dinge nur verwirklichen könnte, wenn, sich die Strukturen und Verfahrensweisen annähern oder gleich wären.
Was zwar theoretisch möglich ist, praktisch aber enorme Veränderungen bedeuten würde; für beide Staaten. Nicht zuletzt würde das heißen, dass bei beiden Verfassungen, viele Änderungen vorgenommen werden müssten.
Und derartige Schritte, lassen sich nicht einfach mal so umsetzen. Hierfür müssten Dutzende von Gesetzen geändert werden. Und kein Parlament, das etwas auf sich hält, wird eine Staatsreform einfach so durchwinken.
Wobei ich hier zugeben muss, dass es wahrscheinlich für Deutschland einfacher wäre, die zentralstaatliche Form von Frankreich zu übernehmen, als umgekehrt Frankreich zu föderalisieren. In Frankreich gibt es keine föderale Tradition.
Natürlich hat man mit dem Vertrag etwas positives Geschaffen, das steht ganz außer Zweifel. Aber ich möchte doch auf die "Irritationen" hinweisen, die bei der Ratifikation aufgetreten sind!
Herr de Gaulle war über die Protokolle und die Präambel, die von deutscher Seite angefügt wurden, alles andere als begeistert. Da er ja bestrebt war, Frankreich bzw. Europa von den USA zu emanzipieren. Während Deutschland oder besser die BRD sich ganz und gar auf die USA verlassen hat.
Natürlich weiß ich auch, dass man auf dem militärischen Sektor einiges gemacht hat. Ich nenne mal als ein Beispiel die Transall. Aber was die Anwendung von Gewalt angeht, sind die Mentalitäten doch unterschiedlich.
Die Aussöhnung war wichtig und wäre ohne Männer wie de Gaulle und Adenauer nie so schnell begonnen worden. Aber auch wenn, es viel guten Willen gab. Die Ereignisse zweier Weltkriege, kann man nicht einfach "auslöschen" und ad Acta legen. Dazu muss der Wille vorhanden sein von beiden Seiten. Da gibt es naturgemäß viele Hemmschwellen.
Sicherlich es ist viel erreicht worden. Das bestreite ich nicht. Jedoch sollte man mit Begriffen wie "Erbfeindschaft" und "Erbfreundschaft" vorsichtig sein. Verständigungsprozesse, lassen sich nicht von oben verordnen. Und das ist es, was man meiner Meinung versucht hat.
Eine Städtepartnerschaft gibt es zum Beispiel auch zwischen der kreisfreien Stadt Aschaffenburg und
Saint-Germain-en-Laye. Ich wohne im Landkreis Aschaffenburg-Land.
Das scheint gut zu laufen. Schön wenn, es denn so klappt. Allerdings gibt es hin und wieder auch "Ausreißer"! Ich nenne hier mal den Lamy-Verheugen-Plan.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lamy-Verheugen-Plan
Das ist fern jeder Realität. Um so etwas auch nur im Ansatz verwirklichen zu können, müsste man bereit sein, in allen betroffenen Ländern, eine langanhaltende öffentliche Debatte zu führen! Über viele verschiedene Themen. Und das sehe insbesondere bei uns gar nicht.
Das Thema Außenpolitik, ist bei uns alles andere als beliebt. In anderen Ländern mag das anders sein, aber auch dort ist den Leuten das Hemd näher als die Hose. Ich verweise hier auf den Schnellschuss mit der Verfassung für Europa. Diese wäre uns vom Bundestag beinahe "aufgezwungen" worden. Und das obwohl, weder die sozialen noch die wirtschaftlichen Voraussetzungen für so einen großen Integrationsschritt gegeben waren. Wohin übereilte Schritte führen, kann man doch jetzt beim Euro sehen. Man hat den Euro zwar auf Druck von Frankreich damals eingeführt. Aber eigentlich war das Fundament für solch einen Schritt noch nicht da. Man hätte zuerst einmal die sozialen, juristischen und ökonomischen Standards angleichen müssen. Nicht zu Reden von einer gemeinsamen Steuerpolitik.
Hätten zum Beispiel bei diesen Themen die Deutschen und Franzosen die "Vortänzer" gegeben und hätte man dann auch noch etwas vorzuweisen gehabt, ja dann hätten sich vielleicht andere Länder
anstecken lassen. Aber so hat man mal wieder den 3. Schritt vor dem 1. gemacht.