Dieses Thema ist immer noch aktuell und faszinierend zu gleich. Die FAZ - oder sagen wir besser: zwei Redakteure der FAZ - kanzeln die städtebaulichen Projekte in Potsdam in diesem Beitrag ab und singen ein Lob auf die DDR-ARchitektur.
Stadtplanung: Make Potsdam schön again - Feuilleton - FAZ
Aus dem Artikel:
Und an der nordwestlichen Ecke ragt der Modernismus der Fachhochschule in den Platz, ein eleganter zweistöckiger Bau auf schlanken Säulen, dessen Fassade dringend neuen Putz und einen neuen Anstrich brauchte.
:fs: Ähhhhhhh... dazu fällt mit bei diesem Betonständerbau nichts mehr ein. :nono:
Und trotzdem finde ich, dass die Autoren Recht haben:
Was man am Alten Markt versucht, ist die komplette Auslöschung all dessen, was zu Zeiten der DDR gebaut wurde, und das ist nicht nur ein Akt der Herzlosigkeit gegenüber denen, die hier in den siebziger und achtziger Jahren ihre Zeit verbracht und vielleicht ein paar schöne Erinnerungen an den Ort haben; es nimmt auch denen, die nach Potsdam kommen, die Chance, seine Geschichte zu verstehen.
Die Frage ist doch, welches Weltbild dahinter steht, wenn man alte Barockschlösser, die Jahrzehnte verschwunden waren, wieder auferstehen lässt. Es war ein historisches "Verbrechen", sie abzureißen; dieses versucht man nun durch ein neues historisches "Verbrechen" rückgängig zu machen. Aber Paläste sind eben keine Bauwerke des Volkes und damit auch einer Demokratie nicht angemessen, vor allem wenn es darum geht, sie wieder auferstehen zu lassen. Vor allem verstärkt man aber mit solchen Abrissaktionen das Gefühl, das viele Ostdeutsche teilen: Dass sie, ihre Geschichte und Gefühle nichts gelten, dass sie von "Wessis" überfahren werden und nur Bürger zweiter Klasse seien. Das wiederum führt dazu, dass Ostalgie politisch wird und sich in den Wahlen niederschlägt. Ob das "innerdeutscher Neokolonialismus" ist, wie ihn die Autoren diagnostizieren, weiß ich nicht. Also auch wenn ich die Beurteilung der Gebäude, welche die Autoren vornehmen, nicht teile (und unterstelle, dass sie das insgeheim auch anders sehen), halte ich den Grundtenor des Artikels für richtig. Neohistorismus ist ein Fake!