Nun ich würde es jetzt nicht als rechtsradikale Legende hinstellen.
Habe ich ja auch nicht, ich habe nur bemerkt, dass das immer wiede in rechtsradikale Legenden eingewoben wird, nicht selten mit antisemitischem Anstrich.
Wobei dann Erzählungen herauskommen, nach denen eine skrupellose (jüdisch dominierte) Finanzwelt die US-Regierung in diesen Krieg hinein getrieben habe, mit anderen Worten, ähnlicher Mist, wie ihn schon die Nazis erzählten.
Wenn das Buch auf auf das sich
@Little_Tiger bezieht, im Kopp-Verlag erschinen ist, und es tatsächlich mit einer solchen Auskunft hier beworben wird:
"Dr. Thomas Jung und Friedrich Georg belegen jedoch genau das Gegenteil: Der »Große Krieg« war kein politischer, sondern ein kommerzieller, inszenierter Krieg mit dem Ziel, Deutschland als führende und moderne Wissenschafts- und Wirtschaftsmacht zu zerstören. Fakt ist: Frankreich und England waren bis zum letzten Penny bei US-Banken und Investoren verschuldet. Im Falle eines deutschen Sieges oder eines Ausgleichsfriedens drohte ihnen der Bankrott. Die USA waren also nur deshalb in den Weltkrieg eingetreten, um ihre milliardenschweren Investitionen in England und Frankreich zu retten."
Liegt nämlich der Veracht nahe, dass es sich dabei um genau so einen Mist handelt und davor wollte ich einfach gewarnt haben. Es ist an sich schon bedauerlich das sowas legal verdrieben werden darf.
1934- 1936 tagte ein Untersuchungsausschuss der sogenannte Nye Committee oder "Senate Munitions Investigating Committee". Dieser kam zu dem Ergebnis, dass die Waffenindustrie Preisabsprachen getroffen, sowie vor und während des Krieges im Sinne einer Beteiligung des Landes starken Einfluss auf die US-Außenpolitik genommen hatte. Auch wurde ermittelt, dass Deutschland Kredite von 27 Millionen in den USA aufgenommen hatte und Großbritannien 2,3 Milliarden.
Ohne da jetzt eine längere Abhandlung draus machen zu wollen:
1. Preisabsprachen waren vor dem 1. Weltkrieg nichts besonderes, damals gab es noch kein oder kaum ein entwickeltes Kartellrecht. Das Preisabsprachen, Kartelle und Syndikate wirklich insgesamt, nicht nur in Ausnahmefällen, als etwas illegitimes betrachtet werden ist eine Auffassung, die sich eigentlich erst nach dem 2. Weltkrieg vollends durchsetzte.
Im unmittelbaren nachgang der Weltwirtschaftskrise, wird man das in den USA, als die wirtschaftlichen Strukturen auf den Prüfstand kamen kritischer gesehen haben, als noch im 1. Weltkrieg selbst.
2. Die Feststellung, dass es aus der Richtung der Rüstungsindustrie Versuche gab, die Regierung in Richtung eines Kriegseintritts zu beeinflussen, ist ein gänzlich anderer Umstand, als die Behauptung, dass die USA wegen der Versuchldung auf Durck des Finanzsektors in den Krieg gezogen wären.
Es ändert wenig daran, dass den Ausschlag der U-Boot-Krieg und die Zimmermann-Depesche gegeben haben dürften.
3. zum Verschuldungsthema:
a) Großbritannien beschaffte als Vermittler auch für seine weniger solventen Verbündeten Kredite in den USA, für die es garantierte, bzw. die London aufnahm und an Paris, Rom und andere Partner weiter vermittelte. Ein Teil dieser 2,3 Milliarden (ich vermute mal U.S. Dollar), entfielen also am Ende wahrscheinlich nicht auf GB, sondern auf mehrere Länder.
b) Die Zahl enstpricht dem, was GB den USA und amerikanischen Banken am Ende des Krieges schuldete, Ende 1916/Anfang 1917 dürfte dieser Schuldenberg allerdings erheblich geringer gewesen sein.
c) Es war absehaber, dass GB keine großen Wiederaufbau-Kosten haben würde, und da die Briten zumindest in der ersten Zeit den Krieg tatsächlich mehr über Steuern als über Anleihen finanzierten, war auch die Inlandsverschuldung, die bedient werden musste sicherlich nich so erschreckend groß.
Geht man davon aus, dass rund die Hälfte des Schuldenberges erst nach dem Kriegseintritt der USA fabriziert wurde (entspricht 2 Kriegsjahren) und davon, dass ein teil davon an andere Kreditnehmer weiter vergeben wurde, beliefen sich die britischen Verbindlichkeiten bzw. die de facto von GB zu schulternden Verbindlichkeiten als die USA in den Krieg eintraten vielleicht auf round about eine Milliarde.
Man müsste sich jetzt anschauen, wie viel genau dass denn inflationsbereinigt wäre, aber ich traue mich durchaus dazu das Statement abzugeben, dass ich es für sehr unwahrscheinlich halte, dass das einem Betrag entspricht, der dem Empire finanziell das Genick gebrochen hätte.
Insofern Deutschland gegen die britische Seemacht nicht ankam und weder die Inseln noch das Empire ernstlich bedrohen konnte, die Briten aber die deutschen Kolonien, bzw. Teile davon als Pfand besetzt hielten, war davon auszugehen, dass GB, selbst wenn Frankreich geschlagen würde keinen Verlustfrieden würde hinnehmen müssen, bei dem von anderer Seite Reperationen beansprucht werden konnten.
Frankreich hätte das passieren können, GB nicht.
Demgegenüber wie gesagt, hätte sich die US-Regierung die vergebenen Kredite absichern lassen können.
Eine Drohung damit ein Gesetz zu erlassen, dass Waffenlieferungen und Kapitalfluss nach Europa für die Dauer des Krieges untersagt hätte, hätte vollkommen genügt, um die in dieser Hinsicht abhängigen Briten und franzosen zu zwingen dieser Forderung nachzukommen.
Das hätte sich die US-Regierung absichern können lassen mit:
- Interessanten Kolonialgebieten (Karibik, Hongkong, Singapur etc.)
- Verpfändung britischen und französischen Auslandsbesitzes (Eisenbahnen- und Handelskonzessionen in China z.B.)
- Verprändung von Anteilen an gewinnbringenden Staatsunternehmen (z.b. wichtige Bahnstrecken)
- Überlassung von Konzessionen und Schürfrechten ann interessanten Bodenschätzen (z.B. Gold und Diamanten in Südafrika).
Da wäre einges an potentiellen Sicherheiten denkbar gewesen, die die US-Regierung als Pfand hätte einfordern können.
Und an der Stelle wird die Vorstellung, die USA seien wegen der Kredite in den Krieg gezogen abstrus.
Warum sich in einen Weltkrieg einlassen, der erstmal Geld kostet, um die Solvenz der Briten und Franzosen auf Kosten Deutschlands zu retten, wenn man beide auch einfach mit einem Federsrich hätte zwigen können, als Absicherung der US-Regierung eben Schürfrechte in südafirkanischen Goldbergwerken, Handelskonzessionen in China, die Häfen von Hongkong und Singapur, Jamaica oder Anteile an bedeutenden Staatsunternehmungen zu überlassen?