Diesen Satz fand ich bedenkenswert. Er würde bedeuten, dass sich die Bevölkerung dieser Region noch nicht als "Volk" verstand - oder machst du hier einen Unterschied zwischen "Volk" und "Nation"?
Damit erhebt sich die Frage, ab wann sich die Albaner als eine Einheit, als ein Volk mit gemeinsamer Sprache und gemeinsamen Schicksal verstand? Doch nicht erst im 19. Jh.?
Das ist schon irgendwann angesprochen worden, nur im Bezug auf Serbien.
Vermutlich haben sich die Albaner als Volk selbst identifiziert, wie gesagt, einige bezeichneten sich selbst als Herrscher der Albaner, jedoch war die Lage viel verschwommener.
Im Gegensatz zu den Südslawen, bei denen das Volkstum ausgebildeter war, kam noch der Faktor hinzu, dass die Albaner zwei unterschiedliche Dialekte sprachen und sprechen, welche sogar zu Verständigungsproblemen führen können, das kombiniert mir dem albanischen Kanun, dem "Gesetzbuch der Berge", von dem es mehrere Ausführungen gab und die patriarchalisch aufgebaute Lebensweise und Zurückgezogenheit kippten die Sache zu ungunsten einer Nation.
Jedes Stammesoberhaupt und jeder Dorfälteste agierte wie ein eigener Herrscher.
Noch dazu lagen die zwei Dialekte früher vermutlich noch weiter auseinander.
Ihre Sippen bildeten kleinere Stammesstaaten, die sehr kriegerisch sein konnten, aber nie den Weg zu einem Zentralstaat fanden.
In Albanien existieren noch heute Überbleibsel, welche die älteste statische Gesellschaft unseres Kontinents bilden.
Auch heute noch ist es schwer die Blutrache und den Kanun in den Griff zu bekommen, die Kommunisten hatten auch größte Schwierigkeiten, die Ehre der Sippe zu bändigen.
Daher mussten Hoxhas Schergen unzählige Leute köpfen, bevor endlich einer Ruhe herrschte, schließlich produzierten die Geschehnisse des 2. Weltkrieges viele Fälle der Blutrache.
Es war auch eine Methode von Hoxhas Leuten um Rachegefühle zu unterbinden, dem Rächer den abgetrennten Kopf des Opfers ins Gesicht zu schrauben, sodass sich beide küssten, dieser wurde dann lebendig in ein Grab geworfen, so entschlossen sich viele die Rache zu verschieben.
1992 wurde ein Mann in einer Hotellobby mit einer Axt enthauptet, es wurde hier ein Mord gerächt, der 40 Jahre zurücklag.
Nach dem Ende des Kommunismus zählte man 2000 Fälle von Blutrache in die 60000 Menschen verwickelt waren.
Bei jugoslawischen Kommunisten in Bosnien war das Köpfen auch eine interessante Begebenheit, aufgrund der Probleme mit läufigen Tschetniks und Ustaschas.
So wurde mal ein Kopf eines Waldläufers (flüchtige Tschetniks oder Ustaschas, nicht "Herr der Ringe") auf dem Pfahl einem Organ der KPJ übergeben.
Die "Besa", ein Stillhalteabkommen für Rachepflichten, nimmt noch heute einen zentralen Platz unter den Albanern ein.
Die Granate als Rachemittel wurde beispielsweise verboten, da sie nicht "direkt" sei, man muss beim Vollzug der Rache, dem Opfer vorher bescheid geben, sprich Stich und Schusswaffen, erwürgen ist auch O.K..
Die Sippen und Stämme waren einander immer im Wettbewerb verpflichtet.
Die Sippe der Klementi, ein Teil dieser Sippe soll montenegrinische Vorfahren haben, wird beispielsweise auf die von den Römern erbaute Burg Klementina zurückgeführt.
Die Stammesgliederung geht so weit, dass heute noch ein Albaner aus dem und dem Ort nicht gleich eine Albanerin von dort und dort heiraten kann.
Ein mazedonischer Albaner sollte keine Kosovarin heiraten, denn diese sind verschrien (...), da zu viel Kontakt mit Serben in ihrer Geschichte.
Die Tosken im Süden haben auch immer Albanien beherrscht, bis auf die 5-jährige Amtszeit Sali Berishas, haben durchwegs nur diese den Staatskopf gebildet, Enver Hoxha war ja auch einer.
Ich selber spreche kein großes Albanisch, kann dafür exzellent auf albanisch fluchen, jedoch soll sich einer aus dem tiefen Süden schwer mit einem Gegen aus dem Norden unterhalten können, dass haben mir schon einige bestätigt.
Die Religion, wie Lynxxx erklärt hat, spielte ein große Rolle, selbst heute noch.
Ein orthodoxer Toske (südlicher Albanerstamm) hat durchaus Sympathien für die Serben, trotz der tragischen Ereignisse in den Neunzigern.
Die Tosken haben auch sehr wenig für ein von Gegen dominiertes Großalbanien übrig gehabt.
Ich selber sprach mal mit einem aus Shkodra namens Vladimir, sein Sohn war mit einer Belgrader Serbin liiert.
Jedoch sehen sich die Albaner trotz der Religion als Albaner, bei denen funktioniert es im Vergleich zu den Jugoslawen, ähmm ... ich meine natürlich Exjugoslawen, ganz gut.