Hallo
Admiral Wilhelm Canaris hatte als Chef der 'Abwehr' ausdrücklich jegliche Folter von gefangenen Spionen verboten - gleich ob sowj., engl, us-amerik. o.a. - auch wenn deren Geheimdienste deutsche Spione oder Agenten (auch zu Tode) folterten! Einzelne Vergehen auf deutscher Seite "wurden von Canaris strikt geahndet".
Dies hatten auch die Ost- und West-Alliierten anerkannt - und somit erfolgten auch keine Anklagen gegen Mitglieder / Agenten der dt. 'Abwehr' (mir ist keine bekannt).
Ob nun etwaige gefasste tatsächliche oder mutmaßliche Agenten anderer Mächte in Deutschland gefoltert wurden, lag doch überhaupt nicht in Canaris Hand.
Die "Abwehr" war ihrer Konzeption nach vor allem ein militärischer Auslandsgeheimdienst und damit mit der Behandlung gefangener Spione überhaupt nicht, oder nur teilweise befasst.
Das lag dann schon eher in den Händen der GeStaPo und des SD, auf die er überhaupt keinen Einfluss hatte.
Dies hätte auch seinen (und von General Kurt Beck und anderen Offizieren) schon vor dem Krieg beginnenden Bestrebungen zu Friedensverhandlungen mit der engl. Regierung nach einem Umsturz widersprochen. Er wollte da auch keinen 'Tyrannenmord' - sondern "Hitler und die NS-Führung verhaften und vor Gericht stellen."
Also meines Wissens nach war ein Herr namens Kurt Beck, kein General, sondern SPD-Chef.
Wenn dann reden wir hier wohl über einen Herrn namens Ludwig Beck oder einen Herrn namens Kurt von Hammerstein-Equord
Aber da wird man sich entscheiden müssen.
Die Engländer lehnten aber jegliche Verhandlungen strikt ab. Erst durch die Kontaktaufnahme über (den international geachteten) Papst Pius XII. stimmte Churchill "erzwungenermaßen" zu - aber mit der Bedingung: "Nur nach Hitlers Tod." Nur deswegen beugte sich Canaris diesem Druck der Tötung Hitlers bei Attentatsversuchen - aber auch da sollten möglichst wenig Unschuldige im Umfeld zu Tode kommen (daher keine geplanten Groß-Explosionen - da wäre es einfacher gewesen).
Das ist Mumpitz.
Es gab verschiedentlich Kontakte geheimdienstlicher Art über die Botschaften im neutralen Ausland. Dafür bedurfte es keines Papstes (welche Achtung sollte der im angelikanischen Großbritannien eigentlich gehabt haben?) Wenn man irgendwas sondieren wollte, konnte man das über den Umweg Stockholm, Bern oder Madrid jederzeit tun.
Darüber hinaus die Briten hatten es relativ zügig geschafft das netz der deutschen Agenten in Großbritannien weitgehend zu enttarnen und für Zwecke der Desinformation umzudrehen:
Double-Cross System
Und das war auch der deutschen Seite ab einem gewissen Punkt mindestens teilweise klar. Die Nachrichtendienste standen auf diese Weise nolens volens in ständigem Kontakt zu einander, der für kriegesbedingte Zwecke vgl. etwa "Operation Mincemeat" und Täuschung oder für Kontaktaufnahmen jederzeit verwendet werden konnte.
Wann Churchill einem wie auch immer geartetem Abkommen mit Deutschland zugestimmt hätte unter der Bedingung Hitlser Kopf präsentiert zu bekommen, wüsste ich an dieser Stelle auch gerne mal, heißt, dass hätte ich gerne bequellt, passt nämlich so überhaupt nicht zu Churchills sonstiger Handlungsweise und nach der umsetzung des Hitler-Stalin-Paktes 3 mal nicht.
Davon ab, stellst du Canaris hier so dar, als wenn der irgendwelche Probleme gehabt hätte "unschuldige" (Wenn man sich als Militär oder Politisches Personal den Nazis für ihre verbrecherischen Ziele zur Verfügung stellte, war man also "unschuldig", weil man nicht "Hitler hieß? Sehr interessante Ansicht.) Personen umzubringen.
Das entspricht so überhaupt nicht seinem Charakter, immerhin der Mann hat eine Vorgeschichte gehabt, zu der enge Verbindungen zu den Putschisten Kapp-Lüttwitz-Ludendorff, zur "Marinebrigade Erhardt", diversen Freikorpsorganisationen und zur "Organisation Consul", gehörten.
Der gewaltsame Umsturzversuch Kapp-Lüttwitz, und die "Fehmemorde" in der Frühphase der Weimarer Republik geschahen mit seiner ausdrücklichen Billigung in Teilen mit seiner Unterstützung.
Und wenn Canaris nicht bereit war, Opfer unter anderen NS-Größen oder unter den hochrangigen Militärs zu akzeptieren, allerdings seinerzeit kein Problem damit hatte, dass man Erzberger und Rathenau umbrachte und versuchte Scheidemann umzubringen, sagt uns das über seinen Charakter so einiges aus.
Nämlich dass es es Canaris in seiner verdrehten Weltsicht nicht darum ging, ob eine Person schuldig oder nicht schuldig war, sondern dass er lediglich keine Militärpersonen oder erzkonservativen rechts-nationalen Elemente umbringen wollte, weil er sich diesen Gruppen zugehörig fühlte.
Damit, dass "Novemberverbrecher" oder Kommunisten und derlei umgebracht wurden, hatte der Mann allerdings nie ein grundsätzliches Problem, daran hat er in Teilen mindestens beihelfend mitgewirkt.
Auch in Italien erfolgten durch die 'Abwehr' keine Folterungen oder gar Morde - im Gegensatz zum US-Militär-Geheimdienst OSS! (Man sieht ja, was dessen Nachfolger CIA auch heute noch macht - sogar auf Anordnung von Präsidenten!)
Aber auch beim engl. Militär-Geheimdienst 'SIS' war deren Chef Stewart Menzies gegen Folter (änderte sich aber beim Nachfolger 'MI6').
Warum hätte die "Abwehr in Italien auch groß foltern oder massakrieren sollen?
Italien war nach der dem Seitenwechsel der Regierung unter Marschall Badoglio und der Besetzung des Nordens und der zentralen Landesteile zum Teil weiterhin offiziell deutscher Verbündeter (Die "Repubblica Sociale Italiana" als Marionettenstaat von Deutschlands Gnaden) und zum Teil direkt deutsch okkupiertes, halb annektiertes Gebiet unter direkter deutscher Militärverwaltung ("Operationszone Alpenvorland" und "Operationszone Adriatisches Küstenland").
Folglich war der von Deutschland kontrollierte Bereich vieles, aber kein feindliches Ausland und damit war die "Abwehr" als militärischer Auslandsnachrichtendienst, hier ohnedies nur in Randbereichen zuständig.
Die Zuständigkeit für Folter und Massaker lag bei SD, Gestapo, SS und durch das Faktum des Partisanenkrieges und die damit verbundene Lösung von anerkannten kriegsrechtlichen Normen zum Teil bei der Wehrmacht, die in diesen Dingen kompetent genug waren, der helfenden Hand der "Abwehr" nicht zu bedürfen.
Will konkret heißen:
Du versuchst Canaris dafür abzufeiern, dass die "Abwehr" verhältnismäßig wenig in Folter und Massaker verstrickt war, obwohl dass ohnehin nicht in ihrer Zuständigkeit als militärischer Auslandsnachrichtendienst lag, dafür, dass er versucht hat hinter Hitlers Rücken mit den Briten zu verhandeln (freilich erst, als es längst zu spät war, weil Deutschland dabei war den Krieg militärich zu verlieren) und stellst ihn als einen Menschen dar, der irgendwelche Skrupel gehabt haben soll "unschuldige" Menschen umzubringen oder dazu beizuhelfen, was seiner Biographie im Hinblick auf die frühen Jahre der Weimarer Republik fundamental widerspricht.
Darf ich mal fragen, aus welchem Grund du das tust und was du damit bezwecken möchtest?