Allerdings sind zumindest zwei der drei Staaten (Virginia & Tennessee), die du anführst, erst nach Kriegsausbruch aus der Union ausgetreten. Hier spielte wohl die Ablehnung von Lincolns Versuch, die Union mit Gewalt zusammenzuhalten, eine Rolle.
Darf ich demgegenüber nur eine Frage stellen?
Wenn du bereit bist das anzuerkennen, wie verhält sich dass dann zu deinem Statement, an dem sich unsere Diskussion ja mehr oder weniger entzündet hatte, das der Satz im Film gesprochhene Satz die Konföderierten hätten "erst die Sklaven freilassen und dann auf Forts Sumter schießen sollen" eine Absurdität darstellte?
Wenn in Virginia und Tennessee die Ablehnung die Union mit Gewalt zusammen zu halten eine erhebliche Rolle spielte, dann ging es dort neben der Sklavenfrage offensichtlich auch um die Frage, ob denn die Einzelstaaten das Recht hätten die Union aufzukündigen und ob denn die Zentralregierung das Recht hätte Staaten, die dies versuchten mit militärischen Mitteln in die Schranken zu weisen.
Mit allen Fragen, die an den militärischen Schritten drannhängen, wie z.B. ob die Bundesregierung das Recht haben konnte für solche Zwecke Truppen auszuheben, eventuell Steuern zu erheben, die natürlich auch die Einwohner der Einzelstaaten erfassen mussten, oder auch die Frage, ob etwa die Bundesreigierung das Recht hätte per Gesetz den Einzelstaaten zu verbieten eigene Streitkräfte zu unterhalten und ob sie das Recht hatte die Demobilisierung der Milizen in den Einzelstaaten (sollten die sich rebellisch zeigen), anzuordnen.
Wenn bei der Wählerschaft in in Virginia oder Tennessee, solche Überlegungen eine gewichtige, möglicherweise entscheidende Rolle spielten, warum wäre das so absurd, wenn jemand von dort etwas, wie den Satz um den es im Kern ging geäußert hätte?
Als die esten sieben Staaten der Union die Treue kündigten, stand noch nicht fest, dass der Norden die Sezession auch gewaltsam verhindern würde. Das mag wahrscheinlich gewesen sein, aber sicher war es noch keineswegs.
Doch, war es, weil die Bundesregierung jede Autorität verloren hätte, hätte sie das ohne Waffengang hingenommen.
Das hätte einen Präzedenzfall geschaffen, der der Selbstauflösung der USA gleichgekommen wäre.
Wie hätte man jemals wieder eine unpopuläre Steuer oder Gesetzesänderung auf Bundesebene begründen wollen, wenn die Einzelstaaten jederzeit die Möglichkeit gehabt hätten, der Bundesregierung mit Austritt aus der Union zu drohen?
Hätte die US-Regierung die Sezession ohne Waffengang hingenommen, hätte sie das Recht auf Austritt, dass die Einzelstaaten im Süden beanspruchten damit ja automatisch auch für die Zukunft sanktioniert.
Wenn die Südstaaten damit durchgekommen wären, wären die im Mexiko-Krieg eroberten Gebiete mit ihrer teilweise spanischsprachigen Bevölkerung, die sich ihre Zugehörigkeit zu den USA nicht ausgesucht hatten, die nächsten Kandidaten für Sezessionsversuche gewesen.
Und warum sollte der Erhalt der Sklaverei nicht auch für die Bevölkerung ohne eigene Sklaven eine Rolle bzw die Hauptrolle gespielt haben?
Weil sie selbst keine wirtschaftlichen Vorteile gehabt hatten durchaus aber den Nachteil als Sklavenhaltergeselslchaften in einer Welt in der unfreie Arbeit und der Status der Unfreiheit immer mehr geächtet wurde, als unzivilisiert darzustehen.
@Scorpio hat "weiße" Tagelöhner, Kleinhandwerker etc. angeführt die die Sklaverei möglicherweise als Mittel der Konkurrenzvermeidung betrachtet und deswegen beführwortet haben könnten.
Kann ich nicht ganz von der Hand weisen, ich muss aber sagen, dass mich das Argument nicht wirklich überzeugt und zwar deswegen nicht, weil bei Abscaffung der Sklaverei nicht nur Konkurrenz auf den Markt gekommen, sondern der Markt selbst massiv erweitert worden wäre, weil dann extrem wohlhabende Plantagenbesitzer auf einmal in akkuter Personalnot gewesen wären.
Neben der neuen Konkurrenz hätte es also auch neue zahlungskräftige Kundschaft gegeben, von der keine Aufträge zu erwarten waren, so lange die Sklaven für sich arbeiten lassen konnte.
Die mittleren und kleineren Farmer ohne Sklaven hätten demgegenüber die wirtschaftlichen Hauptprofiteure einer Abschaffung der Sklaverei sein können, denn wenn unter Bedingungen eines freien Arbeitsmarktes die Plantagenbesitzer möglicherweise nicht mehr in der Lage gewesen wären ihren Bedarf an Arbeitskräften zu decken (die ehemaligen Sklaven wären dann ja auch frei gewesen in den Norden abzuwanderen, dessen Industrie im Besonderen für ungelernte Arbeiter möglicherweise bessere Chancen bot), hätte sie das möglicherweise gezwungen ihre Betriebe zu rationalisieren und Teile ihres Grundbesitzes abzustoßen.
Das hätte für kleinere Bauern, sofern sie es zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht hatten, der Zukäufe zuließ dann die einmalige Gelegenheit sein können relativ günstig an zusätzlichs Land zu kommen, die politische Machtstellung der Pflanzer ein Stück weit zu beschneiden und selbst im Sozialgefüge des Südens nach obenn aufzurücken.
Du hast die Vorstellung "weißer Überlegenheit", mit der Mc Pherson argumentiert hat angeführt angesprochen. Die wird sicher weit verbreitet gewesen sein, die Frage ist aber, setzte die Erhaltung dieses Überlegenheitsdünkels auch die Erhaltung der Sklaverei voraus?
Eigentlich nicht, würde ich meinen. Eingentlich setzte das lediglich voraus, zu verhindern, dass aus den Sklaven vollwertige US-Bürger würden, die das Recht ahben könnten zu wählen oder Ämter zu bekleiden.
Die Vorstellung der "weißen Überlegenheit" und auch deren Realität im Sozialgefüge, hätte sich auch erhalten lassen, wenn man z.B. die Sklaverei abgeschafft, die Ex-Sklaven gleichsam aber nicht als Bürger der Vereinigten Staaten anerkannt hätte.
Insofern sehe ich auch sozialen/rassistischen Standesdünkel nicht unbedingt als plausible Erklärung dafür, dass die Bevölkerung dort die Sklaverei als Hauptgrund hätte adaptieren müssen.
Ich muss an dieser Stelle leider Schluss machen, weil ich gleich noch weg muss und werde wahrscheinlich vor Dienstang nicht in der Lage sein weiter drauf einzugehen.