Wie beliebt war eigentlich Hitler und der Faschismus in Amerika? Laut einem Artikel den ich gelesen habe größer als man denkt. Dann war es wohl doch ein radikal linker Schritt als Captain Amerika schließlich "dem alten Adolf" eine gezimmert hat.
Stellt sich die Frage, wie viel der Durschnittsamerikaner überhaupt über die realen Verhältnisse in Deutschland wusste. Wenn man sich anschaut, wie sehr sich das NS-Regime im Rahmen der Olympischen Spiele 1936 ins Zeug legte um der Welt Potemkin'sche Dörfer zu präsentieren, wahrscheinlich nicht all zu viel.
Ansonsten entsprachen die Rasseideologischen Anschauungen der Nazis im Großen und ganzen ja ohnehin einer damals populären sozialdarwinistischen Strömung, die in den Staaten für sich genommen ja bereits vor den Nazis nicht nur Populär war, sondern spätestens seit der "Reconstruction Era" im Gefolge des Bürgerkrieges mit der Einfühung der "Rassentrennung" auch ein ganzen Stück Gesetzesrang erhalten hatte.
Ansonsten erlebten eben auch die USA die Weltwirtschaftskrise in ab den 1920er Jahren, aber als ein Land, dass im Gegensatz zu den europäischen Gesellschaften bereits vorher ein klassisches Einwanderungsland war und auch im Zuge der Entwicklung um den Ersten Weltkrieg herum nochmal deutlichen Einwanderungsschub zu bearbeiten hatte, wobei sich Herkunft und andere Merkmale zunehmend von denen der klassischen Auswanderer in die USA unterschieden, insofern die Einwanderer im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nicht mehr vornehmlich englischsprachige Protestanten wurden, sonder neben den Deutschen Einwanderern auch zunehmend Armutsmigranten aus Italien und Osteuropa, in den letzten Jahres des Zarenregimes wegen der dortigen Übergriffe und Pogrome vor allem auch zunehmend jüdischer Individuen aus den Territorien des ehemaligen Zarenreiches dazu kamen, so wie noch einmal eine Welle von Einwanderer im Besonderen aus Osteuropa, die am Ende des 1. Weltkriegs, auf Grund der Wirren des russischen Bürgerkrieges etc. ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen hatten.
In den 1920er und 1930er Jahren folgten dann noch von den jeweiligen Regimes verfolgte Personen aus Italien und Deutschland.
Das zusammengenommen führte natürlich zu sozialen Spannungen und in der Bevölkerung zu einer zunehmenden Skepsis gegenüber weiteren Einwanderern.
Das schlug sich natürlich in den Diskursen und der politischen Kultur wieder.
So avancierte etwa der Kl-Klux-Klan, unter anderem dadurch, dass er reichlich Ressentiments gegen jüdische und katholische Einanderer schürte und parolierte in den 1920er Jahren zu einer regelrechten Massenorganisation:
Ku-Klux-Klan – Wikipedia
Hinsichtlich einer gewissen xenophoben, auf sozaildarwinistischen Sentiments basierenden Haltung stand ein guter Teil der US-Amerikanischen Bevölkerung damit mindestens mal teilen der rasseideologischen Politik Deutschlands geistig sicher nahe (allerdings ohne dass man Kenntnis von den konkreten Auswirkungen oder Zustimmung dazu wird voraussetzen können).
Dann darf man natürlich nicht vergessen, dass viele in den Staaten lebende Menschen erst in erster oder zweiter Generation in den USA lebten, es entsprechend auch relativ starke deutsch-amerikanische und italoamerikanische Communitys gab, deren Mitglieder vielleicht nicht unbedingt mit dem Faschismus etwas anfangen konnten, die aber sehr wohl noch familiäre und kulturelle Bindungen an Deutschland und Italien hatten und diese um politischer Fragen Willen nicht aufgeben wollten.
Es gab auch einzelne dezidiert faschistische oder den italienischen Faschismus oder den NS imitierende Organisationen, wie etwa den "German-American Bund"(
German American Bund - Wikipedia ), die sich konsequent hinter die Politik der entsprechenden Regimes stellten.
Deren Mitgliederzahlen blieben aber überschaubar, im Besonderen auch, wenn man sie mit dem Ku-Klux-Klan in diesem Zeitabschnitt vergleicht.
Insofern würde ich meinen, dezidierte Fans Hitlers und Mussolinis in den Vereinigten Staaten waren vorhanden, ihre Zahl aber überschaubar.
Ansonsten hatten die USA ihre eigenen sozialen Probleme zu bewältigen, was zu xenophoben und rassistischen haltungen von erheblichen Teilen der Bevölkerung führte, die sich im Besonderen im Süden auch in die vorherigen Traditionen des Landes und seiner Rechtssetzung einfügten, aber man wird diese schwerlich als dezidirte Anhänger europäischer Spielarten des Faschismus oder des NS betrachten können, sondern die hatten schon die spezifisch US-Amerikanische Situation im Auge.
Interessante parallele zu heute ist auch der Isolationismus.
Ich weiß nicht, ob man sinnvoller Weise von "Isolationismus" sprechen kann, weil das bedeutet hätte, sich strikt auf das eigene Land zu beschränken.
Richtig ist sicherlich, dass die Offiziellen USA und diie Bevölkerung lange eine Aversion dagegen hatten in Europa irgendwelche Verpflichtungen zu übeernehmen und eine dauerhafte Präsenz dort zu unterhalten.
In Lateinamerika und Ostasien (Philippinen, diverse Pazifikinseln), sieht das aber ganz anders aus. Das in den USA nicht viel Begeisterung für ein Engagement in Europa herrschte, mag an den entsprechenden Einwanderer-Communities liegen, derenn Mitglieder nicht unbedingt scharf darauf waren gegen Länder an die sie noch persönliche Bindungen welcher Art auch immer hatten, Krieg zu führen, es mag zum anderen Teil auch einfach damit zusammenhängen, dass jedenfalls vor 1938-1939, in machtpolitischer Hinsicht eigentlich Ostasien gegenüber Europa der dynamischere Raum war, von dem sich auch antizipieren ließ, dass hier eher als in Europa amerikanische Interessen auf dem Spiel stehen würden.
Japan begann seine Expansionspolitik 2 Jahre bevor Deutschland in Europa Krieg anzettelte und auch ein halbes Jahr, bevor es auch nur zur Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland gekommen war.
Demgegenüber konnten Deutscherseits die Außenpolitischen Schritte, bis hin zum "Münchner Abkommen", dem Ausland noch als immerhin teilweise berechtigte Revisionspolitik ohne weiter gespannte Ziele verkauft werden, während Japan, bereits mehr oder minder im Besitz Koreas, der Mandschurei, so wie Formosas sich gerade anschickte, sein damit ohnehin schon beträchtliches Kolonialreich durch zugewinne in China nochmal massiv auszubauen und damit amerikanische Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen zu unterlaufen,
Wenn man die späte Bereitschaft in Amerika registriert, etwas gegen Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien zu unternehmen, mag es sein, dass das weniger einer konsequent isolationistischen Haltung war, sondern es von diesen Voraussetzungen her zunächst mal bis 1939 nicht unsinnig gewesen wäre, in Japan eine größere akkute Bedrohung der eigenen Interessen zu sehen und sich liber zunächst damit auseinander setzen zu wollen.
Wenn wir dann gleichsam noch sozialdarwinistische Sentiments in weiten Teilen der US-Amerikanischen Bevölkerung voraussetzen, dürfte die "Gelbe Gefahr" auch ein wesentlich einfacher zu vermittelndes Feindbild gewesen sein, als Deutschland und Italien, im Besonderen im Kreise der Deutsch-Amerinakischen und Italoamerikanischen Einwanderergesellschaften, in denen sich diese Länder nicht so einfach dämonisieren ließen und die demographisch ein hinreichendes Gewicht hatten, dass auf ihre Befindlichkeiten im hinblick auf Wahlen Rücksicht genommen werden musste.
Man wird da schon, zumal die Nachrichtenwege ja deutlich langsamer waren als heute, unterstellen können, dass um die US-Bevölkerung für ein Engangement gegen Deutschland und Italien zu begeistern und nch den Erfahrungen des 1. Wetkriegs nochmal reichlich Mittel aufzuwenden, auf deren Rückerstattung man gegebenenfalls sehr lange warten würde und das im Angesicht der gerade erst einigermaßen überstandenen Wirtschaftskriese, es schon nötig gewesen sein wird, Deutschland in der Wahrnehumung der Bevölkerung mal zu einer mindestens so großen Bedrohung wie Japan werden zu lassen.
Das wird vor der Niederlage Frankreichs und dem Überfall auf die Sowjetunion, so lange man Deutschland einigermaßen begrenzte revisionistische Ziele unterstellen konnte, schwerlich zu leisten gewesen sein, aber wenn man hinterfragen möchte, warum es so lange dauerte in Amerika annähernd die Bereitschaft zu erzeugen sich damit auseinanderzusetzen, wäre ein Erklärungsansatz, dass mindestens bis 1939, es aus amerikanischer Perspektive sinnvoller war, die Bedrohung der eigenen Interessen im Westen durch Japan am ehesten gegeben zu sehen und den eigentlichen Feind dort zu vermuten.
In ähnlichem Sinne, wäre möglicherweise auch noch über die Sowjetunion nachzudenken, deren Verhältnis zu den USA im Gefolge des US-Amerikanischen Eingreifens in den russischen Bürgerkrieg, der damaligen Entsendung amerikanischer Intterventionskräfte nach Sibirien, der tendenziellen, wenn auch begrenzten Unterstützung der Entente und assoziierten Mächte für die "Weißen Armeen" und für Polen, so wie andersherum die Nichtanerkennung der russischen, durch kriegsbeedingte Kreditaufnahmen bei den USA aufgelaufenen Schulden des Zarenreiches auf der anderen Seite, seit den 1920er Jahren nicht unbedingt besonders herzlich war.