Danke, thane.
Dieses Forum ist eigentlich ein hervorragender Ort, immer wieder neue, seriöse Thesen und Erkenntnisse in sein Weltbild zu integrieren. Sofern man denn will.
Ich möchte noch ergänzen: seriöse Thesen, Informationen und Erkenntnisse...
Denn auch die beiden neuerlich präsentierten Links gehören nicht in diese Kategorien.
Der erste Link führt zur Seite des sozus öffentlich-rechtlichen Fernsehens der USA, die anläßlich einer Sendung/Sendereihe mal ein paar Infos zum Thema Indianer abwirft: kleine Häppchen, bloß nicht zu viel lesen und mal wieder ein paar Fakten gemischt mit Fiktion.
Die zweite Seite ist offenbar "commercial", wenn sich auch nichts findet, wer diese Seite betreibt bzw dafür verantwortlich ist. Das kann ich sogar nachvollziehen, da der Inhalt offenbar abermals eine ungesunde Mischung von fact & fiction darstellt. Überdies wird keine Quelle angegeben, woher man seine Informationen überhaupt nimmt.
So geht dann prompt sogar solche Information in die Hose, bei der es sich noch um peanuts handelt - wie zb Namenslisten mit garantiert ganz supamega-echten indianischen Namen für Jungen und Mädchen, bei der ich mir die Lakota-Namen angesehen habe. Die Schreibweise ist offenbar gewählt, um ein englischsprachiges, weißes Publikum zu bedienen, das diese halbwegs leicht aussprechen können soll. Aber die Fehler stören schon.
Die Mädchennamen werden teils mit weiblicher Endung, teils ohne angeboten; die Endung wird manchmal als "win" (korrekt) angegeben, teils als "wee" (was im englischen Kinderwortschatz wiederum eine ganz eigene Bedeutung hat...). "Red Thunder" soll demnach auf Lakota "Shappa" heißen - dies *muß* unkorrekt sein, auch wenn "sha" rot bedeutet, da im Lakota die Adjektive nachgestellt werden und nicht vorneweg kommen, und Donner hieße "Wakinyan". Ohne Ausflug in die Spiritualität gehts dann auch nicht, aber daß man die bekannte Kulturbringerin Pte san win dann gleich zu "Ptaysanwee" verhunzt, hätte nicht sein müssen. Wer beim Aufstellen der Liste den glorreichen Einfall hatte, den Begriff "Dakotah" als Jungennamen aufzulisten, kann auch nicht mehr wirklich dicht sein - immerhin ist die Bedeutung mit "Verbündete, Freunde" richtig angegeben und dies ist schlicht die Übersetzung der Ethniebezeichnungen Lakota und Dakota. Vornamen waren das also nicht....
Im Textseitchen über Gall/Pizi findet sich zb dies:
Es gab und gibt bei den Lakota keine Clans.
As a result, Sitting Bull adopted him into their tribe and from Lakota, Gall became a Dakota.
Multipler Bullshit. Leider.
Tatanka Iyotanke (Sitting Bull) konnte keine Person "in den Stamm adoptieren", das konnte nur ein Konsensbeschluß aller Angehörigen der Ethnie bewerkstelligen. Diesen hat es aber nicht gegeben.
Wieso sollte Pizi durch die (nicht stattgefundene) Adoption vom Lakota zum Dakota werden? Er hatte ursprünglich bei den Oglala gelebt und schloß sich später den Hunkpapa an.
Die Lakota setzten sich aus sieben Ratsfeuern zusammen; eines davon waren die Hunkpapa. Dh sie waren Lakota und keine Dakota.
Die anderen Ratsfeuer waren Oglala, Sicangu (Brulé), Itazipco (Sans Arc), Sihasapa (Blackfeet), Mnikonzhu, Oohenumpa (Two Kettle).
Die Untergruppen der Dakota waren Mdewakanton, Wahpeton, Wahpekute, Sisseton, Ihankton und Ihanktonwanna.
Sitting Bull treated Gall as a brother and appointed him the military chief of the Dakota tribe which was under his leadership.
Tatanka Iyotake wird einige Fähigkeiten gehabt haben, da sein Wort bei den Lakota Gewicht hatte und er in sehr hohem Ansehen stand. Wie dem auch sei: Militärführer konnte er nicht ernennen und hat dies auch nicht getan. Ebenfalls war er kein "Häuptling"; es gab also keinen "Dakotastamm unter seiner Führung" und um da gleich vorzubauen: auch keinen "Lakotastamm". Tatanka Iyotake war ein wicasa wakan, ein heiliger Mann - er war aber keiner der "Entscheider". Als Medizinperson konnte er Gehör finden, mußte dies aber nicht automatisch; dies hing vom jeweiligen persönlichen Auftreten und Ansehen ab.
Einhabichnoch:
Sowohl die PBS-Seite wie auch die zweite "com"-Seite schreiben, Tatanka Iyotake und Pizi seien ins Exil nach Kanada gegangen. Oh? Ganz alleine? Nee, wohl doch nicht. Es schloß sich ihnen ein Teil der Lakota an, soweit mir bekannt waren dies Angehörige aus mehreren Untergruppen, die also ihre jeweiligen Herkunftsgruppen verließen. Die Formulierung ist die eurozentristisch übliche Verkürzung historischer Abläufe und Ereignisse auf ein oder zwei Protagonisten. Aber bereits Cäser hat seine Siege nicht so ganz allein errungen....