Auch renommierten Universitäten sind schon Dinge untergeschoben worden.
Das ins Spiel bringen von Verschwörungstheorien ist, harmlos ausgedrückt, unverschämt. Und ich habe Merkmale und Gründe benannt. Die Erinnerung an Filmwerbung, die mir ein Bekannter mittlerweile bestätigt hat, hat mich misstrauisch gemacht, weshalb ich mir das nochmal anschaute.
Es ist auch kein Smalltalk. Die Datierung von Objekten gehört zum Thema Geschichte. Und die Grundlagen lernt jeder Historiker, wenn er solche Themen nicht umgeht. Eine erste Einschätzung ("Das könnte ... , das müsste da untersucht oder dort beurteilt werden.") gehört zum Tätigkeitsfeld.
Ich habe auch nicht behauptet, dass es eine Fälschung ist, ich habe lediglich auf Zweifel hingewiesen. Wenn ihr schon ausdrückt, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank, was mit dem Vorwurf, Verschwörungstheoretiker zu sein, heutzutage gemeint ist, dann erfindet doch wenigstens nichts.
In diesem Fall ist es nicht schwierig, es gibt ja die gewünschten "hard facts":
Achate kommen in der Region vor. (Wo genau diese Zeichnung gefunden werden kann, werden sie schon wissen, wenn es außergewöhnlich wäre hätten sie wohl auch das angemerkt. Kein richtiger Beweis, in diesem Fall gehe ich mal davon aus.)
Das Thema ist in der Zeit nachgewiesen, wie ich im zitierten Post sagte. Also schon mal okay.
Der Stil zeigt minoischen Einfluss. Aber ein solches Kunstwerk wäre eigentlich erst 1000 Jahre später zu erwarten. Diese Aussage stammt nun nicht von mir, sondern von Archäologen, zu deren Tätigkeit regelmäßig die Datierung gehört.
Die Lupe lasse ich mal beiseite. Dass wird in den letzten Jahren bei vielen alten Kunstwerken gesagt, ist also entweder eine inflationär gebrauchte Feststellung, so nicht richtig - ich erinnere an den Hinweis, dass Kinderaugen besser sehen - oder eben doch möglich -ich erinnere an die "Indianerbrille". Darüber müssen sich andere streiten.
Was spricht nun dagegen?
Wie schon gesagt Qualität und Ähnlichkeit zu späteren Darstellungen. Das hat noch nichts zu sagen. Der Künstler kann sein Geheimnis oder auch nur sein Talent mit ins Grab genommen haben. Da es eine andere Darstellung gibt ist das Sujet nicht seine Erfindung.
Im Netz kam nun schnell eine Parallele zum Vorschein, wie wir sie in der Zeit erwarten würden. Hier sind die Unterschiede interessant. Ein Teil wurde hier angesprochen. Die, worauf Gangflow schon hinwies, falsch abgezeichneten Schwertscheiden sind offenbar eine Fehlinterpretation. Entweder von Keulen oder von dem Arm der länger bekannten Darstellung. Solche Fehlinterpretationen sind nun ein sehr starker Hinweis auf Fälschungen. Das ist keine Verschwörungstheorie, dass sind erklärungsbedürftige Details:
- Sind solche Scheidenformen bezeugt, was hieße, dass das mit der Schulter ein Zufall wäre? Hier ist dann jemand gefragt, der sich besser damit auskennt. Zum vorherigen Sehen des Problems reicht es, nicht blind zu sein. Und solche Missverständnisse sind ein anerkannter und klarer Beleg einer Fälschung. Warum rede ich dann noch nur von der Möglichkeit einer Fälschung? Weil ich eben kein Verschwörungstheoretiker bin und die Darlegungen von Experten erwarte.
- Was ist mit der Bekleidung? Lendenschurz gegen Nacktheit. Unterschiedliche Formen des Lendenschurzes. Darauf habe ich mich nicht berufen. Ich kann sagen, was uns das bedeutet. Bedeuten die Lendenschurze unterschiedliche regionale Zuordnung? Und bedeutet der Unterschied Nacktheit - Lendenschurz unterschiedliche regionale Herkunft des Künstlers? Oder gehört es nicht in die Zeit. Da sind Experten gefragt.
- Was ist mit der Expertise der Experten? Falsch abgezeichnet haben sie den Stein schon mal. Damit kann ihnen -hier und bis auf Weiteres, d.h. zumindest, bis es ihnen auffällt- keine größere Zuverlässigkeit zugebilligt werden.
Es gibt noch weitere Fragen:
- Gibt es Hinweise auf das benutzte Werkzeug?
- Kann so eine Patina überhaupt künstlich erzeugt werden?
Da halte ich mich heraus, dazu kann ich nichts sagen, auch wenn ich beim Kalk eher dahin tendiere, dass es nicht geht. (Es müssten ja auch die Verunreinigungen mit eingebracht werden, sonst wäre der Unterschied zur Umgebung offenbar. Das bedingte aber eine vorherige Öffnung des Grabes, die kaum zu vertuschen wäre.)
Dass Publikationen in der Archäologie lange auf sich warten lassen, ist keine Überraschung, sondern altbekannt. Warum, ebenso. Dennoch gilt für die Archäologie, was für andere Wissenschaften auch gilt: Sie darf nicht nur intern diskutieren, sondern muss sich Fragen auch von außerhalb gefallen lassen. Mir ist bewusst, dass "Autorität" in der Archäologie eine größere Rolle spielt, als in anderen Wissenschaften, was mit der Geschichte der Archäologie zu tun hat. Nur kann Autorität keine Wahrheit begründen. Nicht einmal die Annahme von Wahrheit kann sie begründen. Sie kann nur die Annahme höherer Zuverlässigkeit begründen. Aber nur, wenn sie sich an die Regeln hält. Wenn z.B. keine begründeten Fragen gestellt werden können, ist das gegen die Regeln. (Mal "fun fact" statt "hard fact": In Deutschland ist das sogar höchstrichterlich entschieden: Wissenschaft darf nicht ausschließen. Hier ist eben alles ordentlich geordnet.)
@ aquilifer: Das war unter der Gürtellinie.
@ silesia: Ebenso. Es laufen hier genügend Diskussionen, die wirklich unter Verschwörungstheorie fallen und seit langem nicht in den Smalltalk verschoben werden.