andreassolar
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Am 16. September 1919 erstellte Hitler als Angehöriger der Propaganda-Abt. des Nachrichtendienstes des Reichswehrgruppenkommandos 4 in München maschinenschriftlich einen Brief an Adolf Gemlich:
http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF_Lehrveranstaltung 2008_2009/02_Hitlerbrief_Gemlich.pdf
Gemlich hatte zunächst an Hitlers Vorgesetzten, Hauptmann Karl Mayr, einen längeren Brief geschrieben und diesen u.a. um Auskunft über das Verhältnis von ''Regierungssozialdemokratie'' und ''Judentum'' gebeten. Der Gefreite Gemlich, antisemitischer Reichswehrpropagandist aus Ulm, hatte zuvor an einem so genannten antibolschewistischen ''Aufklärungskurs'' in München teilgenommen, die Hauptmann Mayr als Leiter der Propaganda-Abt. hatte durchführen lassen. In den Kursen wurden mit Duldung der Reichswehr vielfach informell antisemitische Weltanschauungen ausgetauscht wie vermittelt.
Hauptmann Mayr hat in Folge von Zeitmangel sowohl den radikalen Antisemiten Dietrich Eckart, mit dem er in engerem Kontakt stand, wie auch seinen Untergebenen in der Propaganda-Abt. Hitler aufgefordert, Gemlich brieflich zu antworten. Mayr selbst kann als Rassenantisemit von der Qualität des damaligen Hitlers bezeichnet werden, was durch sein vielfaches Engagement, in seiner Funktion als Angehöriger des Reichswehrgruppenkommandos 4, für die Verbreitung radikal-antisemitischer Anschauungen belegt ist (er unterstützte zudem die NSDAP in den ersten Monaten ihres Bestehens erheblich). Ebenso wird dies dadurch kenntlich, dass er Hitlers Ausführungen in dessen Brief an Gemlich nur beipflichten kann, abgesehen von der 'Zinsfrage'. Den Begleitbrief, in welchem Hitlers Antwort an Gemlich beigelegt wurde, schließt Hauptmann Mayr mit den Worten:
Hitler stand mit seinen antisemitischen Positionen vom September 1919, wie sie im Gemlich-Brief überliefert worden sind, keinesfalls allein oder solitär bzw. hatte keine originären Inhalte zu bieten. Und schon im Raum München des Jahres 1919, dem Wohnort Hitlers, wirkte eine ganze Reihe von engagierten, bereits mehr oder weniger bekannten oder später dann bekannt werdenden Personen und Vereinigungen mit radikalen antisemitischen Anschauungen:
Das Netzwerk von Reichswehrgruppenkommando 4 mit der Propaganda-Abtl. von Hauptmann Karl Mayer, mit Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Ernst Röhm, Hans Frank, Rudolf Heß, von Müller, Alfred Rosenberg, DAP, Thulegesellschaft mit dem Münchner Beobachter, dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund und dem antisemitischen Verleger Julius Friedrich Lehmann u.v.a.m.
Der Antisemitismus breitete sich ab dem Sommer 1919 wie ein ''Steppenbrand'' (Longerich, Hitler (2015, s. 72) aus, gekoppelt ist er an die äußeren Ereignisse wie den Versailler Vertrag (Juni 1919), die 'Kriegsverbrecherliste' vom Januar 1920 etc.
Viele Grüße,
Andreas
http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF_Lehrveranstaltung 2008_2009/02_Hitlerbrief_Gemlich.pdf
Gemlich hatte zunächst an Hitlers Vorgesetzten, Hauptmann Karl Mayr, einen längeren Brief geschrieben und diesen u.a. um Auskunft über das Verhältnis von ''Regierungssozialdemokratie'' und ''Judentum'' gebeten. Der Gefreite Gemlich, antisemitischer Reichswehrpropagandist aus Ulm, hatte zuvor an einem so genannten antibolschewistischen ''Aufklärungskurs'' in München teilgenommen, die Hauptmann Mayr als Leiter der Propaganda-Abt. hatte durchführen lassen. In den Kursen wurden mit Duldung der Reichswehr vielfach informell antisemitische Weltanschauungen ausgetauscht wie vermittelt.
Hauptmann Mayr hat in Folge von Zeitmangel sowohl den radikalen Antisemiten Dietrich Eckart, mit dem er in engerem Kontakt stand, wie auch seinen Untergebenen in der Propaganda-Abt. Hitler aufgefordert, Gemlich brieflich zu antworten. Mayr selbst kann als Rassenantisemit von der Qualität des damaligen Hitlers bezeichnet werden, was durch sein vielfaches Engagement, in seiner Funktion als Angehöriger des Reichswehrgruppenkommandos 4, für die Verbreitung radikal-antisemitischer Anschauungen belegt ist (er unterstützte zudem die NSDAP in den ersten Monaten ihres Bestehens erheblich). Ebenso wird dies dadurch kenntlich, dass er Hitlers Ausführungen in dessen Brief an Gemlich nur beipflichten kann, abgesehen von der 'Zinsfrage'. Den Begleitbrief, in welchem Hitlers Antwort an Gemlich beigelegt wurde, schließt Hauptmann Mayr mit den Worten:
[Quelle: Ernst Deuerlein, Hitlers Eintritt in die Politik und die Reichswehr, in: Vierteljahresheft für Zeitgeschichte, 1959, Heft 2, S. 203]Meine Ausführungen sind nicht an das Amt gebunden, wie Sie meinen. Ich bin mit dem Herrn Hitler durchaus der Anschauung, daß das, was man Regierungssozialdemokratie heißt, vollständig an der Kette der Judenheit liegt. Bevor man aber über „Gleichberechtigung" der Völker reden will, muß zuerst die Eigenberechtigung oder das „Selbstbestimmungsrecht" der einzelnen Völker sichergestellt sein. Dieses Recht ist verankert in der Rasse. Alle schädlichen Elemente müssen wie Krankheitserreger ausgestoßen oder „verkapselt" werden. So auch die Juden!
Hitler stand mit seinen antisemitischen Positionen vom September 1919, wie sie im Gemlich-Brief überliefert worden sind, keinesfalls allein oder solitär bzw. hatte keine originären Inhalte zu bieten. Und schon im Raum München des Jahres 1919, dem Wohnort Hitlers, wirkte eine ganze Reihe von engagierten, bereits mehr oder weniger bekannten oder später dann bekannt werdenden Personen und Vereinigungen mit radikalen antisemitischen Anschauungen:
Das Netzwerk von Reichswehrgruppenkommando 4 mit der Propaganda-Abtl. von Hauptmann Karl Mayer, mit Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Ernst Röhm, Hans Frank, Rudolf Heß, von Müller, Alfred Rosenberg, DAP, Thulegesellschaft mit dem Münchner Beobachter, dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund und dem antisemitischen Verleger Julius Friedrich Lehmann u.v.a.m.
Der Antisemitismus breitete sich ab dem Sommer 1919 wie ein ''Steppenbrand'' (Longerich, Hitler (2015, s. 72) aus, gekoppelt ist er an die äußeren Ereignisse wie den Versailler Vertrag (Juni 1919), die 'Kriegsverbrecherliste' vom Januar 1920 etc.
Viele Grüße,
Andreas