Im sogennaten Sanaá-Koran (8.Jh. n. Chr) sind die Inhalte ganzer Suren anders. Wir hatten das Thema schon mal an anderer Stelle hier im Forum, dort hatte ich auch ein Link direkt zum Restoratoren-Team des Korans.
Und zur "die Sippe der Umayyaden " , es gibt darüber auch indirekte Hinweise anhand von Schmähschriften und Briefe aus der Frühzeit des Islam. So regte sich ein Neffe (?) des Propheten darüber auf, das die Damaszener "El-Kuds" nach Norden in die Nähe der Hauptstadt verlegten, um den Einfluss Mekkas zu schmälern, denn aus diesem Brief kann man den Schluss ziehen, das in der Anfangszeit des Islam das Ziel der Nachtreise Mohammeds Haus in Medina galt und nicht Jerusalem.
Hi,
wie konkret sind die Inhalte ganzer Suren anders? Wo genau ließe sich das belegen?
Könnte ich den Link zum Thread und zu den Restauratoren noch mal haben? Ich habe beides auf die Schnelle nicht gefunden. Ich kenne einen Link:
Qur'anic Fragments - Communication and Information Sector's Photobank
Ich wollte noch nachtragen, dass alles, was zur Entstehung der arabischen Schrift gesagt wird, Theorie ist. Unter arabischen Gelehrten gibt es schon lange andere Auffassungen. Eine spricht davon, dass es relativ eigenständige Entwicklungen gab, d.h. dass es z.B. eine eigene mekkanische Schrift gegeben habe (siehe z.B. Die Geschichte des Qur'an
von Abu Abdallah Zanjani, Islamisches Zentrum Hamburg e.V., 1999, ISBN 392516510X, 9783925165108). Und ich persönlich glaube nicht, dass die nabatäische Schrift der Ursprung der arabischen war. Während Nabatäisch grundsätzlich bis zu ihren allerletzten Zeugnissen eine Schrift getrennter Zeichen war, ist die arabische eine Schrift voller Verbindungen, indem nach schon damals festen Regeln anfangs-, Mittel- und Endformen bestanden, was darauf hinweist, dass das System bewährt ist und folglich nicht erst in jener Zeit entstanden sein dürfte, als man davor stand, den Koran zu kodifzieren. Solche "plötzlichen" Erfindungen gab es nur im 19. und 20. Jh., als diverse Alphabete erfunden worden sind, um bis dahin nicht geschriebene Sprachen schreibbar zu machen (z.B. Cherokee, Cree, Vai, Bassa, Osmaniya, N'ko, ...). Der Koran ist m.W. von Anfang an in Kufi geschrieben worden, wobei Kufi nicht gleich Kufi ist. Zu den ältesten Formen zählt das sog. Ma'ili. Fakt ist aber, dass die ältesten Kufi-Texte, auch die von Sanaa, sofern man Arabisch lesen kann und etwas versteht von den Schriftstilen, sich mit heutigen Texten vergleichen können. Ich jedenfalls habe z.B. bei den Sanaa-Texten im o.g. Link Bekanntes wiedergefunden. Nur eben ohne jede Punkte und Vokalisationszeichen pp. Aber die Konsonantengerüste waren dieselben wie in heutigen Texten, nur eben steifer und eckiger. Es ist nur das besondere an der koranischen Orthografie, dass manches anders geschrieben wurde als heute (z.B. nicht geschriebenes Alif bei lang auszusprechendem A, die kombination Waw + Ta marbuta, was heute mit Alif + Ta marbuta wiedergegeben wird, wie im Wort Salât (Gebet): Koran:
الصلوة - allgemeingebräuchlich:
الصلاة ). Überreste alter Schreibweise kommen heute aber dennoch vor: siehe dhâlika
ذلك oder h
âdhâ
هذا bzw. h
âdhihi
هذه oder h
â'ulâ'i
هؤلاء wo das hörbare lange A nicht mit Alif geschrieben wird, was dort eigentlich zu erwarten wäre. Selbst beim Namen Gottes (All
âh) wird kein Alif geschrieben:
الله Dort sieht man nur ein kleines Mini-Alif über dem sog. Shadda. In alten arabischen bzw. in voll vokalisierten Texten (inkl. Koran) findet man jenes Mini-Alif auch bei den anderen von mir genannten Wortbeispielen nicht. Unvokalisierte Texte setzten sie aber gewöhnlich nicht (außer bei Allah - das ist außen vor) ...
Noch etwas: Nabatäisch war zwar Arabisch im weitensten Sinne, aber es war eine nordarabische Sprache mit deutlichen Unterschieden zum Arabischen der arabischen Halbinsel. Als Arabisch galt ja auch Thamudisch, Lihyanisch oder Safatenisch. Alles semitische Sprachen, die man im weiteren Sinne als Arabisch bezeichnet. Nicht zu vergessen südarabisches Sabäisch, aus dessen Schrift (in arabischen Quellen musnad genannt) sich ja das Ge'ez entwickelt hatte, was heute im Amharischen weiterlebt. ... ich will nur sagen, dass man achtsam damit umgehen sollte, wenn man von Arabisch spricht. Es gab damals sozusagen verschiedene arabische Sprachen. Und eine davon war die Sprachform von Mekka, die sich wesentlich vom Nabatäischen unterschieden hat. Und in diesem arabisch von Mekka ist der Koran niedergelegt. Und schon bei der Offenbarung niedergeschrieben, was später zusammengetragen worden ist. Es muss also schon ein fertiges und bewährtes Schriftsystem gegeben haben. Eine Schreibung des Koran in Nabatäisch oder Syro-Aramäisch (die dem Kufi nicht unähnliche syrische Estrangelo-Schrift reicht nicht als Argument, dass der Koran in Syro-Aramäisch ursprünglich verfasst worden sei) .. oder gar Hebräisch gehört ins Reich der Legenden oder Polemik.
Übrigens: Es gibt Briefe des Propheten Muhammad an diverse Herrscher von damals, die zeigen eine arabische Schrift, die dem Kufi nahekommt, natürlich nicht so akkurat wie eine Koranhandschrift, so dass auch deshalb anzunehmen ist, dass ein fertiges und bewährtes Schriftsystem vorhanden war. By the way: Der Prophet ließ einmal sogar einen Brief in arabischer Sprache mit hebräischen Buchstaben an die Juden von Chaibar ergehen. Hinweise dazu findet man bei Prof. Muhammad Hamidullah in seiner 2bändigen Prophetenbiografie ("Le prophète de l'Islam", ) in französischer Sprache. von ihm stammt auch noch das Buch "Six originaux des lettres diplomatiques du Prophète de l'islam - étude paléographique et historique des lettres du prophète" Paris: Tougui 1985, ISBN
2-7363-0005-X (Br.) : 75 F, EAN: 9782736300050). ... Dort wird man auch fündig. Wer arabisch lesen kann, wird Bekanntes finden. Die Schriftform ist eben nur sehr alt. Aber die arabischen Transkriptionen helfen hier sehr. Jeder möge sich selber ein Bild machen.
Was die Interpretation zur Nachtreise angeht, so ist das natürlich nur rein spekulativ und ohne jede Grundlage.
Hoffe, etwas habe beitragen zu können.
Mulan