Stilicho
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Wie nennt man eine Menschengruppe, die genug Gemeinsamkeiten aufweist, um einen eigenen Namen, eine eigene Kategorie zu rechtfertigen, obwohl sich die so beschriebenen Menschen nicht als kulturelle Gemeinschaft betrachten?
Ich möchte versuchen, dir ernsthaft zu antworten - mit einer Gegenfrage: Wer vergibt den eigenen Namen, die eigene Kategorie? Selbst wenn es die Angehörigen dieser Gruppierung selber sind - das macht nicht unbedingt eine Ethnie aus ihnen - oder doch? Ethnie ist eben ein sehr schwammiger Begriff.
Wenn Archäologen in einigen Jahrhunderten unsere Kultur ausgraben, werden sie eventuell Spuren einer "Ethnie" finden, die sich durch einen gemeinsamen Kleidungsstil auszeichnen, bevorzugt in großen Gebäuden gemeinsam leben und spezielle Fahrzeuge nutzen, um sich von den anderen abzuheben - der Stamm der "Polizisten".
Andere treffen sich an Wochenenden zu gemeinsamen Kultveranstaltungen, häufig in Gelsenkirchen, haben eine spezielle Sprache ("Glück Auf"), tragen ebenfalls gemeinsame Kleidung (Königsblau) und sind gelegentlich in Fehde mit dem Stamm der Polizisten - der Stamm der "Knappen". Deren ärgster Feind sind allerdings die schwarz-gelben "Borussen".
Also wo fängt die Ethnie an, und wo hört sie auf? Es ist doch eine vollkommen willkürliche entweder externe oder interne Sichtweise. Erst durch die Erfindung der Nation bekam die Ethnie plötzlich eine Bedeutung, die sie vorher gar nicht hatte. Viel klarer wurde sie dadurch allerdings auch nicht, sonst würden nicht so manche diskutieren, wer denn nun Deutscher sei, und wer nicht.