Man kann die Verhältnisse in einem Staatswesen wie dem Osmanischen Reich nicht mit muslimischen Piratennestern in Nordafrika oder nomadischen Tatarenstaaten vergleichen.
Dass das osmanische Reich ein besseres Rechtssystem wie die nordafrikanischen und tatarischen Völker aufwies bezweifle ich nicht. Es ist aber doch zweifelhaft, dass Christen als Volk des Buches eine gewisse Achtung entgegen gebracht wurde, wenn Angehörige dieser Religionsgemeinschaft vollkommen legal, von den Menschenraub betreibenden Reichsanghörigen (Tatataren, Barbaresken) im gesamten Staatsgebiet als Sklaven verkauft werden konnten.
Ich zitiere noch einmal Heberers Beschreibung der Basare in Istanbul: "...-in beiden werden auch Menschen verkauft. Denn fast jeden Monat kommen aus der Tatarei Schiffe mit gefangenen Christen an, welche aus Moskowien und den angrenzenden Ländern geraubt werden. Sie werden Männer und Weiber, nackt ausgestellt ,wie bei uns Tiere auf dem Viehmarkt. Da werden oft Vater und Sohn, Mutter und Tochter getrennt und verschachert, daß einem Fremden das anzusehen das Herz blutet...."
Letztendlich war doch die einzige Rechtfertigung, diese Leute in die Sklaverei zu führen, dass sie Christen waren, denn sobald sie konvertierten wurden sie freigelassen. Das passt ,in meinen Augen nicht zu der oft gerühmten Toleranz und der Achtung gegenüber der Völker des Buches im osmanischen Reich.
Auch war es offenbar Christen verboten Beziehungen zu Musliminnen einzugehen.
Heberer: " So war zu meiner Zeit eine junge türkische Witib (Witwe) , die sich mit einem armen Griechen abgab. Weil der nicht Türke werden wollte, so wurden Beide auf einen Esel gesetzt, dem Weib der Zaum ,dem Manne der Schwanz in die Hand und sie so durch die vornehmsten Gassen von Konstantinopel geführt ,dann über den Fischmarkt hinaus ans Meer, wo das Hochgericht war. Da wurde der Grieche an einem eisernen Haken, der ihm durch die Rippen ging, nackt an den Galgen gehenkt. Da die Türkin die schreckliche Strafe sah, rief sie ihm zu und mahnte ihn zur Geduld. Aber man ließ sie nicht lange reden, band ihr die Augen zu und ersäufte sie im Meer."
Auch hier ,entweder konvertieren oder Tod. Freiwilligkeit sieht doch etwas anders aus.
Man kann Heberer nicht unbedingt großen Türkenhaß bescheinigen (als Protestant schimpft er häufiger über die Gnadenlosigkeit von katholischen Priestern und dem deutschen Gesandten, die ihren versklavten Landsleuten die Hilfe verweigerten) , denn er findet in seiner Beschreibung auch zahlreiche Beispiele, in denen er die positiven Seiten dieses Volkes hervorhebt. Zitat:" Die Türken sind in den Moscheen und sonst beim Gebet still, anständig und andächtig; auch freigiebig, so daß sie in diesem äußeren Wesen uns Christen übertreffen.... Im Kriegswesen herrscht bei den Türken eine höchst löbliche Ordnung und Zucht. Da geht es allenthalben in einem großen Feldlager friedsam und still zu, ohne Zank und Hader, ohne Spielen und Fluchen, ohne Zechen und Zutrinken, ohne Unzucht und Ueppigkeit, mit unaussprechlicher Sparsamkeit.... Wer das nicht mit angesehen, glaubts einfach nicht." Auch über das Rechtssystem findet er anerkennende Worte: "So hat es in allen Gassen Unterkadi und zwei Janitscharen, welche mit ihren Stecken Wache halten, so daß kein Lärm und Zank entsteht. Geschieht das so laufen sie herbei und führen den Schuldigen vor den Gassenschulzen. Daher gibt es auch wenig Schlägereien. "