Um die Schnelligkeit einer Verlegung zur See nutzen zu können, hätte man stets eine ausreichend große Transportflotte bereithalten müssen (d. h. laufend Schiffe bauen, da antike Schiffe nicht Jahrzehnte hielten) - und nicht nur sie, sondern man hätte auch permanent genügend Vorräte speichern müssen, um die Armee während des mehrwöchigen Transportes zu See versorgen zu können.
Ich hab mir gerade mal den Spaß gemacht, mal etwas mit Google Earth und den Entfernungen da herum zu spielen.
Wenn man eine Legion von der unteren Donau (Moesia) nach Kilikien hätte verlegen wollen, über die Via Pontica über Byzanz, Nikomedia, Ankyra, Tarsus und von da ins östliche Kilikien und an den Euphrat, wäre das je nach genauem Standort an der unteren Donau und dadurch, dass der tatsächliche Straßenverlauf etwas von relativ leicht nachzuzeichnenden Ideallinien abweicht, so about 1.500 Km gewesen.
Macht bei einer Marschgeschwindigkeit von about 30 Km am Tag rund 50 Marschtage, Verstärkung von den Legionsstandorten im südöstlichen Europa hätte also binnen zweier Monate per Landweg aufmarschieren können, in etwa dann wären die Truppen am Euphrat gestanden, bei planmäßigem Anmarsch.
Ruhetage eingerechnet, wäre das warhscheinlich binnen 60 Tagen zu machen gewesen.
Hätte man sie mit dem Schiff in die Levante bringen wollen, hätten sie die ersten 200-300 Km bis zur Küste um aufgenommen werden zu können ebenfalls marschieren müssen, macht ca. 10 Marschtage und in jedem Fall 1-2 Ruhetage.
Und um von den Häfen in der Levante direkt an die Grenze zu kommen wahrscheinlich auch noch mal 3-4 Marschtage und einen damit verbundenen Ruhetag.
Nehmen wir mal 60 Tage für den Landweg an und 15-16 die die Truppen, wenn sie auf dem Seeweg aus der gleichen Region gekommen wären noch immer zu Fuß hätten zurücklegen müssen, hinzukommend sicherlich noch 3-4 Tage Minimum um alles inklusive Verpflegung etc. auch tatsächlich zu verladen und wieder auszuladen, dann wäre man bei 18-20 Tagen, die davon wieder runter gehen.
Eine entsprechende Flotte hätte den Weg also in deutlich unter 40 Tagen schaffen müssen um signifikant sschneller zu sein, als die Legion auf dem landweg.
Bei günstigenn Winden möglicherweise machbar, bei Ungünstigen, wenn gerudert werden musste schon sehr viel schwieriger, zumal wenn improvisiert werden und zivile Schiffe hinzugezogen werden musste, die dafür eigentlich nicht gedacht waren, dass zusätzlich aufs Tempo gedrückt haben würde.
Bei Nachmessen komme ich auch für den Seeweg von Konstantinopel bis nach Kilikien oder zu den levantinischen Häfen auf eine Strecke von ann die 1.400 Km + (vorausgesetzt es wird einigemaßen in Sichtweite der Küstenlinie gefahren und je nach dem, welchen Hafen man anlaufen möchte).
1400 km in 40 Tagen, wären 35 Km am Tag, die bewältigt werden müssten, um zeitgleich mit den Truppen auf dem Landweg einzutreffen. Bei vielleicht 10 Stunden am tag guter Sicht, bei der tatsächlich Fahrt unternommen werden konnte, hätten das pro Stunde etwa 3,5 Km/h, also etwa 2 Knoten sein müssen.
Um signifikant schneller zu sein als der Landweg und damit den Aufwand auch zu rechtfertigen, wahrscheinlich in der Tendenz eher 3-4 Knoten.
Nun kenne ich mich mit der antiken Schiffahrt so überhaupt nicht aus, würde eine solche Geschwindigkeit konstant über 3-4 Wochen aber durchaus für eine stramme Leistung halten.
Ich denke für Truppenverlegungen aus der östlichen Hälfte des Reiches an die Grenze zum Partherreich, hätte der Seeweg keine wirklich signifikannten Vorteile ergeben, selbst wenn Transportflotte und Bevorratung jderzeit auf Abruf bereit gestanden hätten.
Um von der Unteren Donau in die Levante zu verlegen, wären das wahrscheinlich nicht mehr als eine oder anderthalb Wochen Zeitunterschied gewesen, von der mittleren Donau her vielleicht eher drei Wochen.
Aber ich denke, das hätte keinen signifikanten Unterschied gemacht, im Besonderen nicht, wenn von anderer Seite angegriffen wurde und ohne große Vorbereitungszeit reagiert werden musste.
Vor ca. anderthalb bis zwei Monaten nach Eintreffen der Nachricht, de facto also wahrscheinlich vor zweieinhalb bis drei Monaten, wäre da ohnedies nicht mit Verstärkungen zu rechnen gewesen und ohne dem, wäre wenn die vorhandenen Truppen zur Verteidigung nicht hinreichend gewesen wären, ohnehin jeder unbefestigte Platz bis dahin längst überrannt gewesen.
Und Belagerungen befestigter Plätze sind in so kurzer Zeit in der Regel eher nicht erfolgsversprechend.
Truppen noch weiter aus dem Westen zu nehmen, wäre als Rekation auf einen Angriff, wegen der Nachrichten und Anmarschwege, wahrscheinlich ohnehin nicht praktikabel gewesen, sondern nur im Fall von eigenen geplanten Angriffen.
Bei denen kam es aber nicht auf Reaktionsgeschwindigkeit an.
So groß sehe ich den Geschwindigkeitsvorteil beim Seeweg nicht.