Hinrichtungsarten

Fälle von verfolgter Homosexualität sind mir noch nicht vorgekommen. .
Das hängt wahrscheinlich mit dem jeweiligen Land und der Epoche zusammen. Da Vinci wurde von der Inquisition wegen Homosexualität unter der Bezeichnung Sodomie vorgeladen. In Michal Heberers "Aegyptiaca Servitus" wird ein alter neapolitanischer Seemann wegen "Sodomie" mit Peitschenhieben bestraft. Er hatte sich wahrscheinlich an einem Gefangenen oder einem Schiffsjungen vergangen. Nur weil sich das Schiff in Seenot befand und jede Hand gebraucht wurde, entging er der Todesstrafe.
 
Ich meinte damit beides. Es war auch oftmals angegeben, es sei ein Knecht angeklagt, weil er sich mit einer Kuh vergangen habe. Fälle von verfolgter Homosexualität sind mir noch nicht vorgekommen. Ich denke, dass das mit den Tieren halt leicht jemanden anzuhängen war. Da hat halt wer jemanden mit einer Kuh irgendwie im Stall gesehen und der "Täter" stand in Wahrheit nur ganz normal hinter der Kuh. Das scheint ein beliebtes Mittel der üblen Nachrede gewesen zu sein. Es begegnete mir auch schon, dass jemand Sodomie anzeigte, weil ein Hund auf dem Schoß von Frauchen saß (1750er) und der "Zeuge" etwas gesehen haben wollte, was sich dann nach schärferer Nachfrage doch als Einbildung oder "verguckt" erwiesen hat.


Im 18. und 19. Jahrhundert sagte man Schneidern Unzucht mit Ziegen nach, das ist auch der Hintergrund des 2. oder 3. Streichs von Max und Moritz, die den Schneidermeister Böck ärgern:

"Alles konnte Böck ertragen,
ohne nur ein Wort zu sagen;
Aber wenn er dies erfuhr,
ging´s ihm wider die Natur."
 
Zuletzt bearbeitet:
Rädern

Hallo

beim Querlesen im Inet ist mir aufgefallen, das das Raädern in Deutschland un d z.B. in der Schweiz mit einem Rad praktiziert wurde, Stiche, Abb. aus dem Spätmitelalter und der neuzait gibt es ja genug. In Feankreich hingegen, hat man dem Delinquenten die Knochen mit eienr Eisenstange gebrochen.
Es gab aber auch in Deutschland (Groß-Gerau) Gegenden, wo dem Delinquenten die Glieder mit einer Eisenstange zerschlagen wurden.
weiß man, wieso diese typische frz. art, mjit der Tange, in einigen Gegenden Deutschlands praktiziert wurde ?

Als weitere "nette" Hinrichtungsart, wurde in Italien dem Delinquenten ein Hammer an den Schädel geschlagen (entweder betäubte das den Delinquenten, oder er hatte eine Schädel.-Hirntraumata) und ihm wurde anschließend die Kehle durchgeschnitten um ihn ausbluten zu lassen.

Ist afaik z.B. beim Roman Der Graf von Monte Christo so beschrieben

mfg
schwedenmann
 
Im 18. und 19. Jahrhundert sagte man Schneidern Unzucht mit Ziegen nach, das ist auch der Hintergrund des 2. oder 3. Streichs von Max und Moritz, die den Schneidermeister Böck ärgern:

In Hamburg gab es darüber sogar einen Streit, der bis vor den Rat der Stadt ging. 1742 tauchte auf dem Johannesmarkt ein Wunderheiler auf, der neben dem Verkauf seiner "Medizin" auch eine Art Zirkus betrieb. Das lockte die Leute an. Unter anderem ritt in diesem Zirkus ein grotesk als Schneider verkleideter Darsteller auf einer Ziege. Das sorgte für großes Gelächter und die Schneidergesellen konnten sich hamburgweit nicht auf die Straße trauen, ohne das man ihnen "Schneider, Schneider, meck, meck, meck!" nachrief.
Die Älterleute der Schneiderzunft versuchten zu vermitteln. Auf ihr Anregen hin schickte der Wunderheiler "...zwei Haiducken zur Herberge, die in seinem Namen Abbitte thaten. Aber die wüthenden Schneider drohten alles, sogar die Älterleute, ins Wasser werfen zu wollen."
Der Rat verwies darauf den Wunderheiler der Stadt, der Spott allerdings blieb. Letztendlich wendeten sich die Schneidergesellen mit einer Supplik an den Stadtrat, dass sie "...vor den Neckereien des Pöbels keine Ruhe mehr fänden, worauf der Rath in einem Mandat den mit scharfer Ahndung bedräuete, der es fernerhin wagen würde, die hiesigen Schneidergesellen in irgendeiner Weise böswillig oder leichtsinnig zu verkleinern."
 
In dem Buch, "Vom Hängen und Würgen"(Mario Sempf) fand ich eine Hinrichtungsmethode, die mir noch unbekannt war. Im Jahr 1540 wurden zu Wittenberg unter dem Bürgermeister Lucas Cranach d.Ä., 4 der Hexerei für schuldig befundene Personen, eine Frau( Prista Frühbottin) und drei Männer "geschmäucht" (geschmaucht) . Lucas Cranach d.J. hat das bildlich dargestellt https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/83/7e/58/837e582955d462ef48a0d43c608b5b2e.jpg. Auf dem Holzschnitt sind die 4 Delinquenten bereits tot. Cranach hatte aber das grausame Spektakel mit angesehen und für gut befunden.
Zitat Sempf: " Sie sollten nicht einfach" nur" in den Flammen verbrennen, hier ging es darum ,sie über einem vom Henker gekonnt angelegten kleinen Feuer der heißen Glutluft auszusetzen und die Haut zu dörren. Sie wurden von der aufgeheizten Luft also langsam und sehr qualvoll ausgetrocknet beziehungsweise mumifiziert. "
Einen ähnlichen Tod fand der Bauernkriegsanführer Jäklein Rohrbach, der an einer Kette ,die an einem Baum befestigt war, einen grausamen Todestanz aufführen musste, weil man das Feuer in einem gewissen Abstand um den Baum herum gelegt hatte. https://de.wikipedia.org/wiki/Jäcklein_Rohrbach#/media/File:Rohrbach-verbrennung-1525.jpg
 
Anscheinend war es handwerklich, vom Standpunkt des Scharfrichters aus, gar nicht mal so einfach, jemanden durch den Scheiterhaufen zu exekutieren, wie man annehmen würde. Normalerweise trat der Tod durch Kohlenmonoxydvergiftung relativ schnell ein. Es galt, die Menge an Brennholz und eventuell Brandbeschleunigern korrekt abschätzen zu können und eventuell die Windrichtung.

Ein Scharfrichter, der eine Exekution durch den Scheiterhaufen durchführen musste und seinen Job vielleicht besonders gewissenhaft betreiben wollte, hatte sich bei der Kalkulation des dafür benötigten Brennholzes vertan und einen viel zu großen Scheiterhaufen angelegt. Jedenfalls entfaltete der Brand sehr schnell eine zu große Hitze und ließ sich nicht mehr kontrollieren, so dass ein benachbartes Gebäude ebenfalls Feuer fing und die Zuschauer, für VIPs hatte man eine Tribüne errichtet, die Flucht ergreifen mussten. Für diesen Fauxpas sperrte man den Henker zur Strafe eine Woche ins Narrenhaus.
 
Fälle von verfolgter Homosexualität sind mir noch nicht vorgekommen.
Hieronymus Münzer beim Verlassen von Almería:

Eodem die peracto prandio Almariam exeuntes extra portam vidimus columpnam unam altam muratam, in qua in pedibus pendebant 6 Christiani italici, qui sodomia erant convicti. Suspendunt autem eos primo ad collum, ut apud nos, et post invertunt eos ad pedes. Et ante judicium abscindunt testes et appendent eis ad collum. Nam Hispani odio habent hoc vicium et in ipsum maxime animadvertunt, et merito, quia contra naturam est et bestiale quid.​
Demnach waren in Almería 1494 sechs Italiener wegen Sodomie verurteilt worden. Sie wurden zunächst durch hängen hingerichtet, dann wurden sie an den Füßen aufghängt zur Schau gestellt, die abgeschnittenen Hoden um den Hals gehängt (letzteres wohl als Symbol für das Vergehen). Münzers Reisegruppe kam beim Verlassen des Stadttores an der Hinrichtungsstätte vorbei und sah die so zur Schau gestellten Körper.
 
Ich kann diese "Faszination" nicht nachvollziehen, warum auch immer.
Die Enthauptung eines Menschen ist ein barbarischer Akt, und wird es immer bleiben. Die eigene Beschäftigung mit all dem ist völlig krank.
Wie kaputt muß man sein sein, dieses Thema intensiv zu erforschen, ich verstehe es nicht.

Micha

Das öffentliche Hinrichtungen, blutige Exekutionen Abscheu, Ekel, Mitgefühl erregen ist kulturhistorisch ein relativ junges Phänomen. Bis ins 19. Jahrhundert waren Exekutionen öffentlich. Sie waren grausam, sollten grausam sein, mussten es sein sonst hätten sie im Kontext der mittelalterlichen Strafjustiz ihren Sinn verloren.

Aber auch die Beschäftigung mit solchen Dingen hat ihre Berechtigung. Es geht immerhin um Quellen der Rechtsgeschichte, der Medizingeschichte, der Kulturgeschichte. Scharfrichtertagebücher wie das von Franz Schmidt von Nürnberger oder das des Scharfrichters von Paris aus der berühmt-berüchtigten Familie Sanson sind wertvolle Quellen, durchaus auch reizvoll zu lesen.

Der letzte Spross aus der Scharfrichterdynastie Sanson die den Kindermörder und Blaubart Gilles de Rai, den Attenräter Ravaillac, den verhinderten Attentäter Damiens, den Räuber Cartouche und später Ludwig XVI., Marie anroinette exekutierte wollte eigentlich Arzt werden. Er war aber der letzte männliche Sanson, und so entschied seine Mutter Marthe Sanson, dass er den "Familienbetrieb" übernehmen musste. Er hasste seinen Job, verfiel kurzzeitig dem Alkohol und dem Glückspiel und versetzte die Guilliotine.
 
Ich kann diese "Faszination" nicht nachvollziehen, warum auch immer.
Die Enthauptung eines Menschen ist ein barbarischer Akt, und wird es immer bleiben. Die eigene Beschäftigung mit all dem ist völlig krank.
Wie kaputt muß man sein sein, dieses Thema intensiv zu erforschen, ich verstehe es nicht.

Micha
Bei allem Respekt, aber versteigst Du Dich hier nicht ein bisschen? Und mit "ein bisschen" meine ich: gewaltig?

Ein Großteil der menschlichen Geschichte besteht aus Grausamkeiten. Selbstverständlich müssen sie erforscht, dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – emotional zugänglich –, schon damit die Menschen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.

Und um ihr Verständnis für die Gedankenwelt unserer Vorfahren zu vertiefen. So galt etwa das Fallbeil, das Dir grausam vorkommt, den Zeitgenossen als humanitäre Errungenschaft. In gewisser Weise war es das sogar auch. Vor die einzige Wahl gestellt, hätte jeder – ob schuldiger Verbrecher oder unschuldiges Repressionsopfer – die Hinrichtung mit dem Fallbeil den bis dato praktizierten Hinrichtungsmethoden vorgezogen.

Folgte man Deinem Argument, was würde sich nicht alles als Forschungsgegenstand verbieten?
 
Wie kaputt muß man sein sein, dieses Thema intensiv zu erforschen, ich verstehe es nicht.
...möglicherweise nicht kaputter, als wenn man diesem Thema gleich drei Beiträge in Folge gönnt...

Das Fallbeil gibt es übrigens auch in einer epochalen musikalischen Variante:
Hector Berlioz, Épisode de la vie d’un artiste, symphonie fantastique en cinq parties (1830 uraufgeführt) und zwar im 3. Satz "marche au supplice"
 
Hieronymus Münzer beim Verlassen von Almería:

Eodem die peracto prandio Almariam exeuntes extra portam vidimus columpnam unam altam muratam, in qua in pedibus pendebant 6 Christiani italici, qui sodomia erant convicti. Suspendunt autem eos primo ad collum, ut apud nos, et post invertunt eos ad pedes. Et ante judicium abscindunt testes et appendent eis ad collum. Nam Hispani odio habent hoc vicium et in ipsum maxime animadvertunt, et merito, quia contra naturam est et bestiale quid.​
Demnach waren in Almería 1494 sechs Italiener wegen Sodomie verurteilt worden. Sie wurden zunächst durch hängen hingerichtet, dann wurden sie an den Füßen aufghängt zur Schau gestellt, die abgeschnittenen Hoden um den Hals gehängt (letzteres wohl als Symbol für das Vergehen). Münzers Reisegruppe kam beim Verlassen des Stadttores an der Hinrichtungsstätte vorbei und sah die so zur Schau gestellten Körper.
Beim Verlassen Madrids ein sehr ähnliches Bild:

25. Januarii Madril exeuntes extra portam vidimus duos homines in pedibus pendentes cum suis testiculis ad collum ligatis, qui convicti erant sodomia.​
 
Link: Beheadings in the Third Reich - Axis History Forum

Das Thema ist dort online seit dem Jahr 2003, weit mehr als 1.4 Millionen Klicks auf das Thema mit mehr als 7200 Antworten sprechen eine eindeutige Sprache. Es schreiben dort auch "Experten", die das Thema intensiv "erforscht" haben.
Vermutlich ein Thema, das niemals ein Ende finden wird. Ich habe dort ehemals einige Beiträge verfasst, lange her. Ich lese das Thema dort nicht mehr mit, es wurde mir irgendwann ganz einfach zuviel. Man muß nicht alles wissen, warum auch?

Micha
Nebenbei bemerkt, ich habe mich mal ein bisschen durch den verlinkten Faden geblättert und sehe da bei oberflächlicher Betrachtung nichts Verwerfliches. Was mich angesichts der Aufmachung und Zielrichtung dieses Forums sogar ein bisschen überraschte, wenn ich ehrlich bin.

Natürlich gibt es gerade im Internet ein voyeuristisches Interesse an Gewalt und Leid, aber das sehe ich hier eher nicht.

Und, wie gesagt, es gibt ein berechtigtes Interesse an der Thematik. Wenn dabei der objektive Abstand und der Respekt den Opfern gegenüber gewahrt wird, sehe ich wirklich kein Problem. Ein wichtiger Grund für die Befassung mit den Hinrichtungsmethoden im Dritten Reich wäre etwa, dass sich an ihnen die Radikalisierung des Regimes und die Tragweite von Taten des Widerstands nachvollziehen lässt.

Sophie Scholl starb 1943 unter dem Fallbeil, würdevoll nach den Aussagen des Scharfrichters Johann Reichhart, der offenbar stets bemüht war, den Verurteilten unnötiges Leid zu ersparen. Carl Goerdeler hingegen krepierte 1945 elendiglich an einer Drahtschlinge und wurde dabei auch noch gefilmt, damit sich die NS-Führung an seinem Tod delektieren könnte. Also, um Deine Frage ("man muss nicht alles wissen") zu beantworten: Doch, solche Details sollte man kennen. Die grausame Strafe zeigt, dass der 20. Juli das Regime durchaus erschütterte.

Selbst die medizinischen Details, die Dir abstoßend erscheinen, sind bedenkenswert. Denn aus medizinischer Sicht starb Sophie Scholl den leichtesten gewaltsamen Tod, der ihr damals hätte drohen können; ihr Tod wird eingetreten sein, bevor sie physiologisch Schmerz empfinden konnte. Selbst die vermeintlich "humanen" modernen Hinrichtungsmethoden Gaskammer, Giftspritze und Erschießung sind da grausamer, und nicht nur das Beispiel Goerdelers zeigt, dass das Regime findig sein konnte, wenn es darum ging, seinen Gegnern ein Ende zu bereiten.

Ich verstehe, wenn Außenstehende die Beschäftigung mit solchen Themen als bizarr oder fragwürdig empfinden, aber als Geschichtsinteressierte brauchen wir da keine solchen Hemmungen zu verspüren. In diesem Zusammenhang fällt mir zum Beispiel der Protest ein, der alljährlich gegen das Deutsche Panzermuseum organisiert wird, da man Waffen nicht in Museen als bewunderungswürdige Objekte ausstellen dürfe. Dass diese Sichtweise zu intellektuellem Stillstand führt, zeigt sich für mich schon anhand der entscheidenden Rolle des Panzers in den Kriegen des 20. Jahrhunderts; es handelt sich um Objekte, die den Lauf der Geschichte verändert haben. Außerdem sind sie technisch durchaus beachtlich.

Du könntest auch meine Beschäftigung mit den Waffen und Rüstungen der Gotik als Beispiel nehmen. Das findet auch mancher verschroben, und man könnte sich zur Behauptung versteigen, dass nicht die Mittel bewundert werden sollten, mit denen die mittelalterliche Elite ihre repressive Herrschaft durchsetzte, und die unzähligen Menschen in aus heutiger Sicht unrechtmäßigen Kriegen den Tod brachten. Und doch verdient z.B. das Schwert schon aufgrund seines ästhetischen Werts Beachtung (viele mittelalterliche Waffen und Rüstungen sind tatsächlich in Kunstmuseen ausgestellt), von seiner soziokulturellen Bedeutung als Statussymbol oder als Indikator der Handwerkskunst nicht zu reden.

Lange Rede, kurzer Sinn: Für Geschichtsinteressierte sollte nichts per se "off limits" sein.
 
Moin Muck,

das ist nicht meine Meinung, und schon gar nicht gehören solche Themen vor die Augen von Kindern und Jugendlichen. […]
Das hat aber überhaupt nichts mit der Frage zu tun, die Du aufgeworfen hast …?! Was einerseits in irgendwelchen Spielfilmen gezeigt wird oder was sich degenerierte Geister an Gewaltpornographie reinziehen, und mit welchen Themen andererseits sich geschichtsinteressierte Menschen in einem Forum wie diesen beschäftigen können, das sind doch zwei völlig unterschiedliche paar Schuhe?
 
„Opfer“ klingt irgendwie nach „unschuldig“, als wäre jemand, der sich nichts zuschulden kommen ließ, aus Willkür oder politischen Motiven heraus umgebracht worden.

Auch wenn der Giftmischer unmenschlich brutal hingerichtet wurde, würde ich ihn nicht als „Opfer“ bezeichnen. Er wird wohl hingerichtet worden sein, weil er entweder selbst jemanden vergiftet hat oder an andere Gift verkauft hat im Wissen (oder zumindest in der begründeten Annahme), dass sie damit jemanden umbringen wollen. Beides wäre auch nach heutiger Rechtsauffassung strafwürdig (wenn auch nicht so).

Nebenbei war man gerade im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit generell recht kreativ bei Hinrichtungsmethoden.
 
Zuletzt bearbeitet:
...trotz aller historisch nachgewiesenen Findigkeiten im ausknipsen: Kafkas Maschinerie in der Strafkolonien scheint noch nirgendwo realisiert worden zu sein. Ob die hochtechnologische Vakuumvariante in Zamjatins Wir "humaner" ist, kann ich nicht beurteilen.
...die schöngeistige Literatur... sie ist wohl auch moralisch verdammenswürdig...
 
Über die Details kann man sich gerne woanders auslassen, schon die filmischen Versuche in einigen Spielfilmen sind mir bitte zuviel.
Bei allem Respekt, aber niemand zwingt Dich, Dich in diesem Forum zu bewegen, wo auch die Schattenseiten der menschlichen Geschichte diskutiert werden. Ich halte es für unpassend, wie Du hier in vielen Beiträgen die Grenzen der Diskussion mit reichlich Pathos eigenmächtig abzustecken versuchst, und bei Kontroversen (siehe "Alles für Deutschland") andere Mitglieder schon mal der Lüge bezichtigst.

Ich bin auch ehrenamtlich in der Rettung engagiert. Wenngleich erst seit der Pandemie, habe ich doch auch schon einiges gesehen und weiß, das macht etwas mit einem, insofern habe ich Verständnis für Dich. Ich schaue mir schon keine Krimis mehr an, weil ich ein Unbehagen entwickelt habe gegen das Format, Morde zum Gegenstand von Unterhaltungsfernsehen wie den 'Rosenheimcops' zu machen. Trotzdem würde es mir nicht einfallen, Leute anzugreifen, die sich nach der Arbeit einen Vorabendkrimi reinziehen.

Du bist für Dich selbst verantwortlich und musst auf Deine seelische Gesundheit selbst achtgeben. Wenn es ihr abträglich ist, mit Themen wie Hinrichtungen im Dritten Reich konfrontiert zu werden, dann meide sie bitte einfach. Wir sind keine Gaffer auf der Autobahn. Es gibt hier Historiker, Archäologen und andere Wissenschaftler, sowie eine Legion von Hobbyisten, die teils Jahre ihres Lebens darauf verwendet haben, ein unglaubliches Wissen sogar über absolute Nischenthemen anzusammeln. Und es gibt eine wachsame Moderation. Du kannst dem Forum ruhig zutrauen, dass es sich mit Themen wie Fallbeil und Co. mit der nötigen Ernsthaftigkeit befasst.
 
In einer TV Doku über Heinrich 8 (England) war vor einigen Tagen zu erfahren, daß ein Giftmischer mit dem dreimaligen Eintauchen in kochendes Wasser innerhalb von 2 Stunden öffentlich hingerichtet wurde.
Der Name des Deliquenten ist mir leider entfallen, es wurde angemerkt, daß Heinrich 8 sehr "kreativ" gewesen sein soll, wenn es sich um die Hinrichtung seiner Opfer handelte. Das war wohl seine Spezialität...

Während seiner Herrschaft sollen 56.000 Menschen hingerichtet worden sein.
Quelle: ZDFinfo

Micha

Die britische Justiz hat vielfach auch bei geringfügigen Diebstählen die Todesstrafe verhängt.
56.000 Exekutionen das ist aber eine enorme Zahl.
Auf eine Regierungszeit von 40 Jahren hochgerechnet sind das 1400 Exekutionen im Jahr.

In den USA bei einer ungleich größeren Bevölkerung und einer relativ hohen Kriminalitätsrate wurden seit 1976 also in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren insgesamt 1578 Menschen exekutiert.

In Deutschland wurden laut amtlicher Statistik zwischen 1933-45 16.560 Todesurteile verhängt, von denen 12.000 vollstreckt wurden. Vor dem Krieg wurden 664 verhängt während des Krieges waren es 15.896 Todesurteile, dazu kamen noch ca. 20.000 Todesurteile, die von Kriegsgerichten verhängt wurden. Davon wurden 90% vollstreckt.
Also das Nazi-Reich hat es bei einer ungleich größeren Bevölkerungszahl und mit einem ausgesprochenen Terror-System "geschafft" in 12 Jahren etwa 30.000 Menschen hinzurichten.

Ende des 18. Jahrhunderts machte sich ein Pfarrer Schöll, der auch einen Aktenmäßigen Bericht über den Banditen Konstanzer Hans schrieb die Mühe, die Zahl der Hinrichtungen in ganz Südwestdeutschland zu schätzen.
Ich habe die Zahlen nicht mehr im Kopf, das waren aber ca. knapp 200 in einem Zeitraum von 10 Jahren.

Franz Schmidt, der Scharfrichter von Nürnberg hat im Jahre 1580 etwa 20 Todesurteile vollstreckt.

56.000 Exekutionen- das ist selbst wenn man sie auf 40 Jahre Regierungszeit hochrechnet eine derartig extreme Zahl, dass das bei der damaligen Bevölkerungszahl eigentlich gar nicht machbar ist. Zum Vergleich: Das Dritte Reich hat in 12 Jahren mit einem Terrorregiment "nur" 32.000 geschafft. Die hatten auch ganz andere Möglichkeiten der Massentötung, während die Exekutionen in der Frühneuzeit noch per Handarbeit mit Schwert und Beil arbeiten mussten.

Meister Augustin, der Scharfrichter des "Bauernjörg" Georg von Waldburg hatte im Bauernkrieg teilweise Hinrichtungen im Akkord verrichten müssen und kam dabei an die Grenzen der äußersten psychischen und physischen Erschöpfung.

Vergleicht man das mit aktuellen Exekutionszahlen dann kommt eigentlich bald raus, dass das nicht hinhauen kann, dass eine solche Zahl von Hinrichtungen für vorindustrielle Gesellschaften kaum zu schaffen ist.

Um eine Räuberbande zu exekutieren musste die Stadt Amsterdam um 1700 einen weiteren Scharfrichter samt Gehilfen aus Haarlem kommen lassen. Das war ohne Schusswaffen, Guillotine oder ähnliche Hilfsmittel Schwerarbeit.

Ohne in der Materie drinzustecken, ohne belastbare Zahlen erscheint 56.000 derartig übertrieben, dass ich das für unmöglich halte. Kirz gesagt, ein Zehntel davon, 5600 Hinrichtungen wäre immer noch eine stattliche Zahl, 140 Hinrichtungen im Jahr.

Das hat manches Fürstentum im 18. Jahrhundert in 10 Jahren nicht geschafft.

Das erscheint viel zu hoch gegriffen. Aber in den 1970er Jahren konnte man auch in seriösen Publikationen lesen, es seien ca. 9 Millionen Hexen dem Hexenwahn zum Opfer gefallen. Das stimmt nicht einmal annährend insgesamt schätzt man die Zahlen heute auf nicht ganz 100.000 in ganz Europa in einem Zeitraum von mehreren Hundert Jahren, 100.000 vielleicht weltweit.

Das sind immer noch gigantische Zahlen, eine grauenhafte Zahl für vorindustrielle Gesellschaften. Bei solchen Zahlen sollte man sich gelegentlich mal die demographischen Verhältnisse ansehen.
 
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