Das ist wirklich schade. Pyta hat eine sehr interessante Hindenburg Biographie geschrieben.
Allerdings nicht im Auftrag der Hindenburg-Erben.
Da muss ich sagen, dass mit schon diese einigermaßen schwer im Magen liegt, weil er da die DNVP unter Graf Westarp (auch wenn die sicher republikkompatiebler war, als vorher und nachher) doch mehr oder minder mit Samthandschuhen anpackt und auch Hindenburg mMn sehr wohlwollend wegkommt.
Allerdings zieht Clark daraus unzutreffende, unhaltbare Schlußfolgerungen: nur weil einer so blöd ist, daß er noch nicht mal durchgängig für die Rolle des nützlichen Idioten taugt, heißt dies ja noch lange nicht, daß er den Faschismus nicht unterstützt habe.
Da sollte mMn im Übrigen an Herrn Clark die Frage erlaubt sein, wie sich angesichts der bis in die späte Weimarer Zeit, bei diversen Rechtsaußen virulente Restaurationsphantasien, nach der die Flasche mindestens von Teilen der Wählerschaft ja als potentielles Staatsoberhaupt betrachtet wurde, verträgt, das mit Einflusslosigkeit verträgt.
Ich halte das für schwer erklärbar.
Was bei Pyta bemerkenswert ist: die Exkulpation der äußersten Rechten links von Hitler, die in Anbetracht des Scheiterns von Parlamentarismus, Demokratie und Verfassung (sic!) nach einem Weg gesucht habe, Hitler zu verhindern. Dies hätte selbst verfassungsbrechende Mittel einschließen müssen.
Finde ich auch sehr bemerkenswert, zumal die DNVP ja bis Sommer 1932 die Möglichkeit besessen hat einer Koalition der republikfreundlichen Parteien eine parlamentarische Mehrheit zu verschaffen oder eine solche Koalition als Basis einer Minderheitsregierung zu tolerieren.
Das eingedenk der Tatsachen, dass man Seitens DNVP noch im März 1930, bereit war sich am Kabinett Brüning I zu beteiligen, trotz Weltwirtschftskrise und Konjunktur für Umsturzparteien, trotz bereits amtierenden Hugenbergs an der Parteispitze und bereits vollzogener Abspaltung von KVP und CNBL und trotz der Tatsache, dass die DNVP als Partei des rechten Rands bereits bei den Reichstagswahlen von 1930 durch die NSDAP klar marginalisiert und verdrängt worden war.
Warum also der radikalen Rechten links von Hitler das Stützen einer demokratischen Regierung und das überflüssigmachen von außerparlamentarischen Lösungen nicht zumutbar war und sie das zu Verfassungsbrüchen legitimiert haben sollte um das von ihnen selbst erst erzeugte Problem Hitler zu bearbeiten, würde mich auch brennend interessieren.
Tatsache ist, die DNVP als parteipolitische Vertretung der Rechten links von Hitler hatte am Scheitern des Parlamentarismus ihre Aktien und ist für dieses Verhalten, obwohl es bei dieser Ausgangssituation nur KPD und NSDAP wirklich nutzen konnte, weil die Wahlen 1930 die DNVP und die Abspaltungen nach Hugenbergs innerparteilichem Aufstieg, trotz Krisenkonjunktur zur unbedeutenden Kleinpartei degradiert hatten.
Das eben diese Partei dann dafür noch belohnt wurde, indem die ernannten Reichskanzler Papen und Schleicher gewesene oder aktive Mitglieder in ihre Kabinette beriefen (von Gayl, Gürtner, von Braun), spricht jetzt irgendwie dagegen, dass die politische Rechte, links von Hitler oder die Reichskanzler v. Papen und v. Schleicher mit aller Macht gegen Hitler arbeiteten, weswegen man ihnen im Hinblick auf staatspolitische Verantwortung besondere Freiheiten in der retrospektiven Betrachtung einräumen müsste, denn dadurch hatten sie im Vorfeld Hitler und die Hitlerbewegung zu stark durch ihr eigenes politisches Verhalten protégiert, bzw. durch die eigene Personalpolitik zum Ausdruck gebracht, dass sie solche Akteure, die ihn protégiert hatten durchaus nicht missbilligten, sondern zu fördern bereit waren.
Von dem her, muss ich sagen, dass ich in der Eimer-Frage bis dato unentschieden bin.
Darüber hinaus, würde mich an der ganzen Sache aber mal eine rechtliche Frage interessieren:
@silesia
Und das im Auftrag eines Clans, der zwar die eigenen Archive nicht öffnen will, jedoch ihm unliebsame Veröffentlichungen dazu mit wenig zimperlichen juristischen Mitteln bekämpft.
(Ein Vorgang den Clark als „outrageous“ beschreibt.)
Ergibt sich durch die Einschlagung des juristischen Weges eigentlich die Möglichkeit daran etwas zu ändern? Immerhin ist die Frage der Entschädigung ja an die Beurteilung des Wirkens gewisser Persönlichkeiten aus diesem Clan verbunden und ich meine, dass man insofern eigentlich argumentieren können müsste, dass:
1. Zur Untersuchung der Frage, ob "in erheblichem Maße Vorschub geleistet" wurde der Gesamtbestand der Archive, einem bestellten Gutachterteam zugänglich gemacht werden müsste, um das Gesamtverhalten überhaupt im angemessenen Maße würdigen zu lönnen.
2. Die Dokumente, die das Handeln betreffender Person(en) im fraglichen Zeitraum betrifft/betreffen, dann auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssten, immerhin gegen die Entschädigungsansprüche aus Hohenzollerschem Lager ja gegen die öffentliche Hand und betreffen Objekte, für die in jüngerer Zeit ganz erhebliche öffentliche Mittel aufgewendet wurden.