Wie sah es denn im osmanischen Einflussbereich mit der Logistik um 1450/1600 aus?
Erfolgten die Rekrutierungen und der Schiffsbau weitgehend aus den Bereichen, auf die sich zuvor auch Byzanz stützte?
In einer anderen Diskussion hatte ich bereits mehrfach auf das Buch "Lepanto" von Alessandro Barbero hingewiesen.
Er analysiert dort sehr akribisch die Vorbereitungen der Beteiligten an dieser Schlacht und geht auch sehr auf die Unterschiede ein. Die Osmanen bezogen demnach ihre Kriegsschiffe hauptsächlich aus dem Raum um Istambul und aus den Häfen am Schwarzen Meer. Es bestand zwar ein Arsenal dass nach dem Muster Venedigs aufgebaut wurde, aber daneben wurden sehr viele weitere Galeeren als Kriegskontribution der Hafenstädte gebaut, bei denen der Staat die Handwerker bezahlte und die Gemeinden das Material und die Ausrüstung.
Eine Besonderheit war, dass jedes Schiff einem Kapitän zugeordnet wurde der dessen ganze Dienstzeit (20 bis 25 Jahre) dafür zuständig war und staatliche Mittel bekam um dieses zu unterhalten. In Venedig wurden die Schiffe dagegen im Arsenal abgetakelt aufbewahrt und bei Wiederindienststellung neu zugewiesen.
Wie italienische Chronisten mehrfach bemerkten, waren die Osmanischen Kapitäne überwiegend Seeleute die aus den Manschaften aufgestiegen waren. Daneben gab es jedoch auch Mitglieder des Hofes die Im Kriegsfall eine Galeere kommandierten und einen erfahrenen Seemann zur Seite bekamen, so wie es die Regel im Westen war, wo meistens der nominelle Kommandeur ein Adliger oder Patrizier war dem ein nichtadliger seemännischer Offizier unterstellt wurde.
Was die Manschafften betraf, gab es dort mehrere parallel funktionierende Systeme. Die eigentlichen Seeleute rekrutierten sich wie überall, aus den Küstenbereichen des osmanischen Reiches. Bei den Ruderern gab es einerseits Sklaven, sowohl staatliche wie private, wie auch besoldete freie Ruderer. Letztere waren zahlreicher als üblicherweise dargestellt.
Im Kriegsfall wurden im Osmanischen Reich die Gemeinden zu Sonderkontributionen aufgefordert die diese an die Familien in Ihren Einzugsbereichen weiterleiteten. Eine Familie konnte dann entweder Männer zum Kriegsdienst oder als Ruderer stellen, bzw. eine Ablösung bezahlen. Daneben gab es auch Freiwillige die sich entweder direkt an den Staat verdingten oder als Ersatzleute für die Kontributionspflichtigen. Diese stammten aus den ärmsten Bevölkerungsschichten und standen in Jahren mit schlechten Ernten besonders zahlreich zur Verfügung. Beliebt waren dabei Fischers- und Fährsleute die das Rudern beherrschten und die man nicht extra ausbilden musste.
Die so gestellten Ruderer bekamen eine Sold, der jedoch sehr gering war (ca. ein Drittel eines Handwerkerslohns). Ihre Einsatzzeit war begrenzt. In der Tat, im Jahr vor der Schlacht von Lepanto, stationierte eine türkische Flotte im heutigen Albanien und war dort eine Zeitlang Handlungsunfähig weil ein Teil der Besatzungen lizensiert werden musste und die Ersatzleute noch nicht eingetroffen waren. Die von Privatleuten gestellten Sklaven wurden mit denselben Lohn wie die Freiwilligen an den Eigentümer entlohnt, waren zeitlich jedoch nicht begrenzt.
Nach Barbero waren Griechische Seeleute sehr stark in der osmanischen Flotte representiert. Das Navigationsjahr wurde sogar am Tag des heiligen Georg eröffnet der dabei gefeiert wurde.