Was ist überhaupt historisch belegt?
Oder wird das Leben des Iwan IV. nur übertrieben dargestellt? Er soll unter Kontrollverlust gelitten haben. Schon bei den kleinsten Vorkommnissen z. B. seine Schwiegertochter sei nach seinem Ermessen unpassend gekleidet, soll er übermäßig zornig gewesen sein.
I-wie beschäftigt mich diese "Geschichte".
Könnt ihr mir evtl. bitte ein Buch empfehlen, welches mir mehr über diese Person Wissen verschafft?
LG Monika
Iwan war wohl ein innerlich sehr zerrissener Mensch. Er soll einerseits sehr gebildet und religiös, andererseits aber auch krankhaft misstrauisch, jähzornig, manchmal auch wankelmütig gewesen sein. In den ersten Jahren seiner Herrschaft stand er wohl unter dem positiven Einfluss seiner Ehefrau. Nach deren Tod versuchte er, eine Prinzessin aus dem polnischen, schwedischen oder englischen Königshaus zu heiraten, was ihm jedoch von den dortigen Höfen verweigert wurde. Iwan hat das wohl als sehr demütigend empfunden.
Er beschäftigte sich wohl auch immer wieder mit dem Plan, abzudanken und Russland zu verlassen. Es sollen Geheimverhandlungen mit England stattgefunden haben, ob Iwan evtl. dort Asyl bekommen könne. Tatsächlich hat Iwan wohl zumindest zweimal seinen Hof verlassen und konnte nur durch hohe Überredungskunst zur Rückkehr gebracht werden. Dies können aber auch taktische Machtspielchen gewesen sein. Falls sie es waren, waren es aber für ihn höchst gefährliche.
Politisch neigte Iwan wohl zur großen Strenge. Er richtete in Teilen Russlands die Opricnina ein, eine Art Hausmacht in der er eine Terrorherrschaft errichtete. Es existierte dort eine eigene Armee, die ziemlich grausam mit Gegnern des Zaren umging. Die Botschaft lautete wohl, man solle es nicht wagen, die Autorität des Zaren in Frage zu stellen.
In wie weit das alles historisch gesichert ist, kann ich nicht sagen. Ich habe dieses Wissen hauptsächlich aus "Hans-Joachim Torke, Die russischen Zaren".
Es kam wohl immer wieder zu grausamen Hinrichtungen von politischen Gegnern. Einer dieser Blutorgien im Jahr 1570 hat er wohl selbst beigewohnt. Dies sei bemerkenswert, da lt. den Informationen aus obigem Buch in der altrussischen Gesellschaft Hinrichtungen durch zu Tode Quälen nicht üblich gewesen seien. Zumindest sah es die Rechtsordnung nicht vor. Man muss jedoch entgegenhalten, dass in anderen europäischen Ländern, die aus russischer Sicht als fortschrittlich galten wie dem HRR, Frankreich und England Hinrichtungen durch Vierteilung, Verbrennen, zu Tode Sieden usw. damals durchaus nicht unüblich waren. Vielleicht waren diese Strafen also einfach eine "Modernisierung".
Sein Jähzorn dürfte durchaus historisch sein, so prügelte er nicht nur seine schwangere Schwiegertochter bis sie eine Fehlgeburt erlitt sondern erschlug auch seinen Sohn und Thronfolger, was sicherlich nicht in seinem politischen Interesse lag. Thronfolger wurde danach sein anderer Sohn, ein Kretin, was seine Dynastie beendete.
Andererseits hat auch Peter der Große seinen Sohn Alexei zu Tode foltern lassen und legte wohl bei Hinrichtungen sogar persönlich Hand an, was bei Iwan eher unwahrscheinlich ist. Und ihn nennt man den Großen und nicht den Schrecklichen.