Pinchas Rapide schreibt in "Ist die Bibel richtig übersetzt?": Jesus erwidert klar und deutlich: "Gebt doch dem Kaiser zurück, was des Kaisers ist; und Gott, was Gottes ist!" Hier liegt einer der gravierendsten, folgenschwersten Übersetzungsfehler des Evangeliums vor. Nicht "Gebt" sagt Jesus nämlich, sondern "Gebt zurück" (griechisch: apodote)
Wenn er das so schreiben würde, wäre der Hinweis auf einen der "gravierendsten, folgenschwersten Übersetzungsfehler" Unsinn.
Die Griechischexperten hier werden es Dir besser erläutern können, ich versuche es mal mit einem lange verjährten Graecum und in anderem Kontext aufzuziehen:
Ὦ Κρίτων ... τῷ Ἀσκληπιῷ ὀφείλομεν ἀλεκτρυόνα. ἀλλ' ἀπόδοτε καὶ μὴ ἀμελήσητε.
Das wird zur Abwechslung Sokrates zugeschrieben. Demnach hieße das:
O Kriton, wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig,
gebt ihm den [Hahn] zurück, und versäumt es ja nicht.
Das wäre wohl Blödsinn.
Dass es hier nicht um die
Rückgabe des Hahns geht, sondern um die "Gabe" des Hahns geht, erahnt man wohl. Dass "opfern", "entrichten", oder (umschrieben: ) "geben zur Tilgung einer Pflicht" besser passt, liegt wohl auch auf der Hand.
So auch in anderen Fällen, etwa wenn geschäftlich von der Tilgung von Schulden gesprochen wird.
Siehe auch: ἀποδίδωμι
http://translate.deacademic.com/ἀποδίδωμι/el/de/
Oder die strenge, unmittelbare Form der nämlichen Rückgabe oder Rückzahlung: ἀνταποδίδωμι
http://translate.deacademic.com/ἀνταποδίδωμι/el/de/
Dabei würde sogar Rückgabe bildlich und tiefsinnig passen, wenn man im Kontext das Geld als vom Caesar ausgegeben betrachtet und es ihm über die Steuern rückzahlt. Hier ist aber mehr gemeint, wie am Plural "die Dinge" leicht ablesbar: es geht nicht um die paar Groschen, sondern um alle "weltlichen" Verpflichtungen, die der Ordnungsmacht "pflichtweise zu entrichten" (ἀπόδοτε) sind.
Ob hier also Rückgabe oder Pflichtgemäßes Entrichten als Geben gemeint ist, ist völlig offen.
Zur Textgeschichte Markus 12:13-17.
Die Folio 8r des Papyrus 45 kann man nicht heranziehen:
Manuscript P45 - CSNTM
Die übrigen Quellenfassungen verwenden von grammatischen Unterschieden und unterschiedlichen Positionierungen abgesehen einheitlich ἀπόδοτε.
Die Übersetzungen weichen in dem Punkt voneinander ab, je nach Betonung. Konsens besteht wohl auch darin, den Spruch als zeitgenössisch üblich und bekannt anzusehen.
Wenn also schon zum "Spiel" von Antwort und Frage gerätselt wird, dann richtig iSd Bedeutungsinhaltes und anhand von Fachliteratur, die sich mit den frühesten textlichen Quellen befasst, zB
"France comments that “The logic of Jesus’ pronouncement is indicated by the verb apodote. The question had been about ‘giving’ (didomi, verse 14) the tax to Caesar, but Jesus speaks instead of ‘giving back,’ i.e., giving that which already belongs to the receiver, especially paying a debt. The use of Caesar’s coin symbolizes the dependence of the subject people on the benefits of Roman rule, and to use that coin to pay the poll tax is to recognize and discharge that indebtedness.
The verb thus suggests that the payment is not only ‘permitted,’ but is in fact right in itself, so that to withhold it would be to defraud. "
Zu den Fassungen:
Read-Heimerdinger/Rius-Camps: A gospel synopsis of the Greek text of Matthew, Mark and Luke : a comparison of Codex Bezae and Codex Vaticanus
Aber bitte nicht so "Lapide" oder lapidar.