Ohne ein zwanghafter "Kalkriese-Leugner" sein zu wollen:
Ist es theoretisch möglich, dass dort nur ein Nebengefecht des "Varus-Aufstandes" statt gefunden hat?
(Schließlich werden wohl kaum alle Einheiten der drei Legionen gebündelt auf einem Haufen stationiert gewesen sein. Einzelne Centurien oder Kohorten werden von der Hauptarmee abgetrennt stationiert gewesen sein und für sich gekämpft haben. Eine Quelle spricht gar davon, dass einzelne Einheiten unter Vorwänden von den Germanen weggelockt und vernichtet worden sind. Auch die Quellen sprechen noch von weiteren Einzelgefechten. Beispielsweise die Vernichtung einer Kavallerie-Einheit oder die Angriffe auf Kastelle.)
Die Anzahl an Funden aus Kalkrise spricht definitiv dafür, dass da etwas größeres stattgefunden hat, als ein Gefecht unter Beteiligung einer einzelnen Centurie oder Kohorte.
Außerdem spricht die Art der Funde (metallurgischer Fingerabruck ) auch deutlich dagegen, insofern wohl anscheinend die Anwesenheit von Angehörigen verschiedener Legionen dadurch nahezuliegen scheint.
Die Vorstellung, dass sich eine irgendwo stationierte Centurie aus Bestandteilen verschiedener Legionen zusammengsetzt habe, die wäre sehr erklärungsbedürftig.
Theoretisch nicht unmöglich, wenn man nach der Varusschlacht Restbestände der Legionen zu neuen Truppenkörpern zusammengelegt haben sollte, aber die naheliegendeste annahme, wenn Teile verschiedener Legionen unter den Funden sind, ist, dass sich auch verschiedene Legionen in dem Gebiet bewegt haben.
Es ist grundsätzlich zutreffend, dass nicht alles auf einem haufen stand, sondern sich Teile der größeren Truppenkörper durchaus auf Stützpunkte verteilten, die die Umgebung und vor allem die Nachschublinien sicherten, die ggf. die Ankunft von Feinden rechtzeitig melden konnten, damit Zeit blieb die Truppen zusammen zu ziehen etc.
Aber nicht so weit außerhalb der Römischen Basen und Nachschublinien.
Sicherlich werden Teilkontingente der varianischen Legionen in den Lagern an der Lippe gestanden haben.
Die Vorstellung aber, dass man einzelne Kohorten außerhalb des Schutzes der eigenen Aufmarschzone und Versorgungslinien auf sich gestellt mehrere Tagesmärsche im Feindesland hätte operieren lassen, die dürfte eher weit hergeholt sein.
Es ist sicherlich nicht auszuschließen, dass es sich bei Kalkrise möglicherweise um ein Teilgefecht einer größeren Auseinandersetzung handeln könnte, sollten etwa Teile der kämpfenden Truppe von der Hauptmacht im Zuge der Gefechte getrennt und dann dort einzeln gestellt und aufgerieben worden sein.
Aber da muss, ob nun Varusschlacht oder nicht (mittlerweile tendiere ich zu "ja"), jedenfalls mit größeren militärischen Kampfhandlungen im engeren Zusammenahng stehen.