Polybios erwähnt das für die transalpinen Gaesaten. Es mag vorgekommen sein...ich denke dabei aber eher an Duelle, einzelne junge Krieger (Geltungsdrang, verhöhnen des Feindes, und vorallem kultischen Hintergrund).
Mit Sicherheit rannte nicht eine ganze Armee nackt, mit Stachelfrisur, blau bemalt, und wild brüllend in einen Wald aus vorgestreckten Speerklingen.
Die Gaesaten werden (auch von Polybios?) als Söldner beschrieben. Kann mir schon vorstellen, dass so was auch in einer Schlacht praktiziert wurde, aus ähnlichen Gründen; zumindest solange, bis vernünftige Rüstungen zur erfügung standen...
Mir scheint, bei den Kelten Galliens, Britanniens & Deutschlands, mit denen sich die Römer konfrontiert sahen, war die Militärtechnik nicht sonderlich diffizil, und setzte in der Schlacht va auf einen schwungvollen Angriff; nichts ungewöhnliches bei einer Wehrverfassung, die sich va auf einen waffenführenden Adelsstand plus teilweise bzw hin und wieder auf Volksaufgebote stützt. Nichtsdestotrotz kann ein solches Vorgehen ausgesprochen erfolgreich sein, wie nicht nur keltische und germanische Heere der Antike immer wieder bewiesen.
Schwere Infanterie impliziert ja, dass die Kämpfer gut gepanzerte waren. Trifft das zu?
Schwere Infantrie kämpft als dichte Masse im geschlossenen Truppenkörper, leichte Infanterie kämpft in offener Formation oder kleinen Gruppen. Mit Rüstung hat das erst mal nicht viel zu tun, auch schwere Infanterie kann ungerüstet sein; allerdings ist schwere Rüstung bei ersterem unprolematisch und hilfreich, daher trug schwere Infanterie idR die beste Rüstung, die sie bekommen konnte. Aber auch der ungerüstete Pikenier eines sschweizer oder Landsknechts-Gewalthaufens ist ein schwerer Infanterist.
Bei den Kelten Westeuropas kann man guten Gewissens davon ausgehen, dass hochwertige Rüstungen wie metallene Helme oder Kettenhemden die Ausnahme waren; so was konnten sich hochrangige Adlige oder erfolgreiche Krieger leisten, aber nicht jeder aus dem Kriegerstand, vom einfachen Volk ganz zu schweigen.
Vielleicht hat die Zivilisation sie verweichlicht.
Sowas findet man doch eher in Büchern von etwa 1912.
"Verweichlicht" ist natürlich ein ideologisch heftig aufgeladener Begriff. Ich denke allerdings schon, dass es einen Einfluss hat, ob in einer Kultur/Zivilisation eine Wehrpflicht gibt (und einen beständigen Grund, eine solche Institution zuhaben, bspw andauernde Kriege...), oder nicht. Griechenland war zum Zeitpunkt der keltischen Invasion durch eine lange Reihe Kriege gegangen, hatte dabei aber seine alte Wehrverfassung inkl wehrpflichtiger Hopliten mWn weitgehend verloren. Wenn das Militärwesen ausgezehrt ist, und eine andere Militärmacht bzw ein Volksaufgebot nicht (mehr) zur Verfügung steht, heißt das halt Tag der offenen Tür für andere...
Aber wenn die Gallier in Wahrheit so stark wären, wieso würden sie von den viel schlechter ausgerüsteten Ariovist Kriegern besiegt? Nur Schlachtenglück und überlegene Können des Feldherrn?
Ein schlichter Grund könnte sein: Numerische Überlegenheit. Die Kelten Galliens, die sich Ariovist unterwarf, kannten einen Kriegerstand, auf den sich das militärische Potential konzentrierte. Volksaufgebote waren, wenn sie überhaupt vorkamen, hinreichend selten, so dass man den militärischen Wert als sehr gering einschätzen muss. Wenn da dann ein Haufen ent- und geschlossener Germanen respektive Kelten an die Tür klopft, kann es einer sich von militärischen Dingen weitgehend entwöhnte Gesellschaft schwer fallen sich zu wehren, wenn das eigene Militär versagt. Ähnliche Bedingungen kann man mE beim Fall des (west-) Römischen Reiches erkennen, oder in Chinas langen Auseinandersetzung mit "barbarischen Invasoren".