Nun weiter im Stenogrammstil:
Da braute sich in Russland 1917 was zusammen. Der Krieg, die Lebensverhältnisse u.a. führten zu einer revolutionären Situation.
Die Bolschewiki erkannten hier, dass eine Situation heranwächst, wo man möglicherweise an die Macht kommen könnte.
1. Die revolutionäre Situation war bereits da gewesen im Februar.
2. Wer sind eigentlich die "Bolschewisten". Es gab zu dem Zeitpunkt eine starke Fraktionierung innerhalb dieser Gruppierung (vgl. z.B. Rabinowitch: Prelude to Revolution).
3. Als Lenin in Petrograd am Bahnhof ankam, wurde er von einer offiziellen Delegation begrüßt, unter anderem Kamenev, der sich in Russland in 1917 bereits mit anderen, wie Dzerhinsky, Kirov, Rykov, Ordzhonikidze oder auch Stalin, befand, begrüßt. Wichtiger ist, das führende Menschewiken ebenfalls zur Begrüßung anwesend waren.
Die Ursache für diesen "großen Bahnhof" lag in der Bereitschaft von Kamenev und Stalin zur breiten Kooperation mit anderen sozialitsichen Kräften zu kooperieren.
Und genau an diesem Punkt, bereits am Bahnhof, die Ablehung einer Kooperation mit anderen politischen Kräften besonders deutlich
4. Diese Haltung war allerdings nicht überraschend. Relevant ist diese Fahrt nach Petrograd insofern, als sie die wichtige Phase bildete, in der Lenin seine "April-Thesen" formuliert hatte, die zu einer klaren Polarisierung gegenüber den SR und den Menschewiken führte. Und somit die Politik des Sommers stark beeinflussen sollte!
5. Erst in der Folge der Verbreitung der April-Thesen kommt es zu einer konträren Diskussionen innerhalb der Bolschewiken über die Kooperation mit andern politischen Gruppieren und zu teilweise deutlicheren politischen Abgrenzungen.
6. Ansonsten war de Facto eine revolutionäre Situation seit Februar 1917 vor allem auf dem Lande bereits eingetreten. In großem Stil erfolgte eine Umverteilung von ehemaligem Großgrundbesitz, völlig unabhängig von den Aktionen der Parteien in den großen Städten. Dieses Faktum haben die Bolschewiken ab Oktober 1917 lediglich abgenickt! ohne großes eigenes Dazutun.
7. Und folgt man beispielsweise Rabinowitch, dann ist die Heroisierung von Lenin als treibende Kraft für die Revolution in Frage zu stellen und eher von einer Interaktion zwischen der Dynamik der emotionalisierten und politisierten Massen in Petrograd und den Entscheidungen der Bolschewiki auszugehen.