ich kenne einiges von Luther, der gerne eine deftige Sprache einsetzte ("wider die räuberischen und mörderischen Rotten", womit diesmal die aufständischen Bauern gemeint sind) ...
Ich finde die Äußerungen zum Bauernkrieg auch kaum weniger ekelhaft.
Das Problem bei Luthers politschen Äußerungen über die Jahre ziemlich schwankend sind. Er wechselt scheinbar spontan zwischen populistischen Jähzorn und diplomatischer Vernunft. Einen konsistenten Entwurf einer neuen Ordnung liefert er nicht und das ist vielleicht auch das Geheimnis seines Erfolges.
So ist es auch bei seinen judenfeindlichen Äußerungen. Mal fordert er lauthals die physische Vernichtung, mal plant er die Bekehrung der Juden.
Bedeutsam finde ich noch, dass die judenfeindlichen Äußerungen über das Maß der religiösen Feindschaft hinausgehen. Dass er das Judentum als eine Art Teufelskult bezeichnet, kann ja noch als Exegese des Johannes-Evangeliums durchgehen, in seinem Reden wider die faulen Wucherer, die das Volk ausbeuten und eine geheime Herrschaft ausüben, hat er aber dieses Maß eines religiös begründeten Antijudaismus überschritten und arbeitet mit verschwörungstheoretischen Motiven, ohne natürlich am Ende ein geschlossenes Weltbild zu präsentieren.
Zu beachten ist natürlich, dass
die Juden nur eines von vielen Feindbildern Luthers sind, neben Türken und Juden reihen sich Katholiken und Täufer in den Kreis der schädlichen Teufelsjünger ein.
Ob dies nun immer mit seiner theologischen Lehre übereinstimmt, ist die andere Frage. Da Luther ja den freien Willen leugnet, gibt es für den von Teufel gerittenen Menschen eben keine Hoffnung, höchstens Gott selbst kann den
Abschaum noch retten. Dem Christenmenschen bleibt daher nur noch die Möglichkeit sie alle totzuschlagen, die sich hartnäckig der wahren Lehre entziehen.