Wie gesagt, ich weiß nicht allzu viel von der griechischen Geschichte, deswegen bitte ich darum mir nachzusehen, wenn da zeitlich etwas durcheinander gebracht habe.Athen war bereits verloren. Die Perser hatten die Stadt erobert, geplündert und niedergebrannt. (Die Bevölkerung war zuvor nach Salamis evakuiert worden.) Für die Athener ging es nur noch darum, ob sie sie zurückgewinnen könnten bzw. als freie Stadt oder unter persischer Herrschaft. Darum waren die Athener so auf eine Seeschlacht erpicht, während es die meisten anderen Griechen, die den Persern noch Widerstand leisteten (und großteils auf der Peloponnes lebten), vorgezogen hätten, sich defensiv zu Land am Isthmos von Korinth zu verteidigen.
Der eigentliche Punkt ist aber doch der, dass diese Schlacht für die Athener den Charakter einer Entscheidungsschlacht hatte, ich denke darauf kann man sich einigen?
Das halte ich für unrealistisch. Trieren waren mit einem Rammsporn ausgestattet und darauf konzipiert, möglichst rasch vor- und zurückgerudert (und auch gewendet) werden zu können. Handelsschiffe waren üblicherweise anders gebaut, vor allem meist weniger ruderlastig. Hätte man einfach an ein Handelsschiff vorne noch einen behelfsmäßigen Rammsporn angenagelt, wäre es trotzdem kein Äquivalent zu einer Triere geworden. Weder hätte es punktuell so schnell gerudert werden können noch wäre es wirklich zum Rammen tauglich gewesen. Es hätte in der Schlacht vermutlich eher gestört, weil es mit den Trieren nicht hätte mithalten können.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass das besonders brauchbare Kriegsschiffe abgegeben hätte. Und im Normalfall hätte man sowas auch sicherlich nicht eingesetzt.
Aber Entscheidungsschlachten, bei denen ein Kontrahent wirklich mit dem Rücken zur Wand steht werden mitunter nach etwas anderen Regeln geschlagen, als konventionelle Schlachten und da wird als Kanonenfutter auch gerne mal mobilisiert, was keinen besonders hohen Kampfwert hat beziehungsweise dessen einziger veritabler Wert darin besteht Teile der Feindkräfte zu stören und von den höherwertigen Einheiten abzulenken um diese etwas länger intakt zu halten.
Es bringt bereits dann etwas wenn sich Teile der Feindkräfte darauf stürzen und sich in dieser Zeit nicht mit den kampfstärkeren Einheiten auseinandersetzen können. Dazu hätten entsprechende Schiffe an und für sich keinen besonderen Gefechtswert haben müssen. Auch Diversion ist in einer entscheidenden Schlacht bereits ein Wert für sich.Ich hab in der griechischen Antike noch nie von zu "Kriegszwecken umgebauten Handelsschiffen" gehört. Kriegs- und Handelsschiffe waren dermaßen unterschiedlich in ihrer Bauart, dass ich mir auch nur schwer vorstellen kann, dass das irgendetwas bringt.
Ich war eigentlich der Meinung, dass man diesen Teil eigentlich nicht missverstehen könnte:Die Flotten der Verbündeten mussten nicht erst in Marsch gesetzt werden, die waren schon da, und hatten am Kap von Artemision schon eine Seeschlacht mit den Persern geschlagen, parallel zur Schlacht an den Thermopylen.
Die Verbündeten wussten dass sie sich um eine veritable Macht zu bilden sammeln mussten. Sie wussten, dass sie mit einer Konfrontation rechnen mussten, aber nicht wann.
Daraus folgende militärische Logik:
Sobald casus foederis bekannt und akzeptiert und Schlacht perspektivisch in näherer Zukunft wahrscheinlich (wenn auch nicht bekannt, wann und wo genau), da Feind sehr wahrscheinlich Anmarsch, sind verschiedene Kontingente des Bündnisses vernünftigerweise so schnell als möglich in entsprechendem Aufmarschgebiet zusammen zu ziehen um zu vermeiden, dass der Feind vorher eintrifft und Gelegnheit bekommt die Teilräfte einzelner Verbündeter vorher einzeln zu stellen und zu schlagen.
Daraus folgt: die mobilen Kontingente des Bündnisses, die die größte Chance haben das Aufmarschgebiet rechtzeitig zu erreichen, sind idealer Weise getrennt von langameren Einheiten möglichst schnell in Marsch zu setzen um bereits am Sammelplatz vorhandene Kontingente möglichst schnell zu verstärken und das kritische Zeitfenster für einen Angriff der Gegenseite auf exponierte Teilkräfte so kurz als möglich zu halten.
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Ergibt zusammn genommen folgendes Bild:
Für die Athener, für die es in dieser Schlacht um alles ging, wäre es naheliegend gewesen alles zu mobilisieren, was irgendwie vorhanden war, selbst wenn der militärische Wert von bestimmten Fahrzeugen sich mehr oder weniger auf Diversion beschränkte, wäre das immernoch besser gewesen als nichts.
Für die Verbündeten, die ihre Flottennkontingente bereits vorher in Erwartung einer möglichen Schlacht in das entsprechende Gebiet entsnden mussten, musste die umgekerte Logik gelten:
Man kämpfte nicht in dem Maße wie die Athener im eigenen Hinterhof, hießt hier spielte Logistik eine Rolle und das musste bedeuten, vorrangig leistungsfähige und schnelle Kräfte zu schicken, keine schwerfälligen langsamen Kräfte, die aus veralteten Einheinheiten bestanden und im Gegensatz zur Lage der Athener hätte das Aufbieten auch eigentlich ziviler Schiffe als Störfaktoren aus der Sicht der Verbündeten keinen Sinn ergeben, im Besonderen dann nicht, wenn diese Schiffe so schwerfällig gewesen wären, dass sie die Vereinigung der kampfkräftigen Kontingente möglicherweise entscheidend verzögert hätten.
Deswegen würde ich ohne es näher beweisen zu können, nach wie vor davon ausgehen, dass sich das krasse nummerische Gefälle zwischen dem Athener kontingen und denen der Verbündten, nicht nur, aber auch daher herleitenn dürfte, dass:
a) Die Athener in ihrer Situation guten Grund hatten alles aufzubieten, was irgendwie schwimmfähig war und wenn nur um persische Teilkräfte zu beschäftigen.
b) Die Verbündeten nicht ihr gesamtes Flottenpotential aufboten, sondern sehr wahrscheinlich nur diejenigen Einheiten, die schnell genug waren um zuverlässig zu den Athenern zu stoßen, bevor die Perser gegen letztere losschlagen konnten.