Ich danke für dein Insistieren, zunächst bei den Quellen zu bleiben, bevor wir uns Spekulationen hingeben.
Ich meine, dass du Livius und Appian etwas zu voreilig abtust, als reine Nachplapperer der Festen, die darüber hinaus keine Details anzubieten hätten. Beiden muss über die Festen hinausgehende Information vorgelegen haben.
- Livius hat sehr wohl Details zum Kriegsverlauf anzubieten: erstens, dass es anfangs gegen die Japyden nicht so gut lief für Tuditanus und zweitens, dass Decimus Junius Brutus den entscheidenden Beitrag zum Sieg über die Japyden geliefert hatte.
- Appian erwähnt als zweiten Feldherrn einen Tiberius Pandusa (zu dem ich nichts fand) und, dass die Japyden irgendwo in den "Alpen" siedelten. Auf den ersten Blick scheint das weder dem antiken Leser noch uns bei der Lokalisierung zu helfen, doch zur Unterscheidung von den Liburnern, die an der Küste wohnten, ist der Hinweis gut genug, dass die Japyden in den Augen antiker Autoren "ein Bergvolk" waren.
- Den Fasten kann man nicht vorwerfen, dass sie nur Jahr und Tag des Triumphzuges, und die Namen des Triumphators und des besiegten Volkes nennen, denn das ist einfach ihre literarische Form, mehr geben die Fasten auch zu anderen Triumphen nicht preis.
Die Inschrift der Weihetafel, die wohl Tuditanus selbst veranlasst hat. Diese kennen wir nur als Fragment, und auf diesem sind nur die Taurisker lesbar.
Das ist eine gute Beobachtung! Fix sind also nur die
Taurisker, deren Siedlungsgebiet nordöstlich des Timavon liegt. Bei Strabon steht, dass Nauportus tauriskisch war.
Die
Karnier wären nicht nur wegen des "C" sondern auch geografisch und geschichtlich plausibel, denn Tergeste war nach Strabo ein Dorf der Karnier, und Karnier zählten laut Livius zu Alliierten des Manlius bei seinem Feldzug gegen die Histrer im Jahr 178 v.Chr. Erwähnt wurde ein karnisches Kontingent von 3.000 Mann, das unweit des Timavon ihr Lager aufgeschlagen hatte. 50 Jahre vor dem diskutierten Ereignis waren die Karnier offenbar mit den Histrern verfeindet.
Die Frage ist nun, wer das dritte Volk sein könnte, von dessen Name kein einziger Buchstabe vorliegt. Statt
Liburnos könnte ebenso gut
Japydes eingesetzt werden, ohne das Versprinzip zu verletzen.
Histros hätten eine Silbe weniger. Von diesen dreien halte ich aus geografischen Überlegungen die Japyden für den heißesten Kandidaten, als drittes Volk im Bunde das Timavon geplündert zu haben. Japyden hatten noch 171 v.Chr. Aquileja überfallen und geplündert.
Geografische Überlegungen: Die Pforte von Postojna und der Pass über den Birnbaumer Wald hatten nicht nur damals, sondern auch in den folgenden Jahrhunderten hervorragende strategische Bedeutung und waren (defensiv aus Perspektive der Römer betrachtet) ein Einfallstor nach Italien. Diese Übergänge kontrollierten damals diese drei: Taurisker, Karnier und Japyden. Ich habe weiter oben schon erwähnt, dass um das Jahr 130 v.Chr. - d.h. unmittelbar vor dem Feldzug des Tuditanus - die Straßenverbindung von Rimini nach Aquileja fertig gestellt wurde. Die Plünderung des Timavon (10 km von Aquileja entfernt) muss für Tuditanus, der als Konsul für Italien zuständig war, doch einigermaßen alarmierend gewesen sein. Es gibt die Unterstellung, er habe den Feldzug nur gestartet, um sich vor der Umsetzung der gracchischen Landreform zu drücken. Insofern ist seine Widmung möglicherweise auch als politische Rechtfertigung zu interpretieren.
Beschwerde von Norikern, Karniern, Japyden und Histriern (170 v.Chr.)
Livius 43 5
Hier findet sich ein Hinweis, dass etwa 40 Jahre vor dem hier diskutierten Ereignis ein Gaius Cassius Longinus mit seinem Heer auf dem Rückweg von Makedonien Plünderungen und Entführungen in den Gebieten der oben genannten Völker durchgeführt hat. Bemerkenswerterweise sind die Liburnier nicht genannt. Die vier betroffenen Völker führen Beschwerde beim Senat in Rom. Ich zitiere das, weil ein Heer, das auf dem Landweg entlang der Adria zog, offenbar doch das Siedlungsgebiet "unserer" Histrier durchqueren musste, zumindest im Jahr 171 war das noch der Fall.
Mein Fazit zur Beteiligung der Histrier an Kampfhandlungen 129 v.Chr.: kann man aufgrund der dürftigen Quellenlage nicht ausschließen. Da gebe ich dir völlig recht. Beweisen kann man sie aufgrund der Quellen auch nicht, weil halt Plinius alleine da steht.