So...jetzt gebe ich auch meinen Senf dazu... :winke:
Da die Kelten über mehrere Jahrhunderte in Europa ihre Kriege führten, gab es auch einige Verschiedenheiten. Generell kann man sagen, daß für die Kelten der Krieg eine persönliche Angelegenheit war, bei der man Tapferkeit beweisen und Ruhm, Ehre und Beute erringen konnte. Die Kelten bevorzugten den Zweikampf (das zeigt sich auch in ihrer Kopfjägerei). So konnte ein siegreicher Krieger später von seinen Heldentaten zehren. Ein Beispiel für die Kopfjägerei ist das Heiligtum von Ribemont-sur-Ancre. Dort wurde ein Gebäude (auf einem Podest) errichtet, in dem ein Leichenfeld aus stehenden vollbewaffneten kopflosen mumifizierten Krieger stand. Diese Leichen müssen als Art Trophäen gedient haben.
Vielen keltischen Heerführern fehlte das militärische Geschick und siegten sie nicht in kürzester Zeit, so verloren sie rasch den Mut und die Hartnäckigkeit und alles endete in einer Flucht/Panik. Die Römer und Griechen haben diese Schwäche schnell erkannt. So waren die keltischen Heere schon aus sicherer Entfernung durch Wurfspieße und Pfeile gefährdet. Folgte dann der keltische Sturmangriff, so setzten die römischen Legionäre schwere Wurfspieße ein, um diesen zu brechen. Dann wurden die Kelten mit den römischen Schilden eingekesselt und mit den römischen Kurzschwertern wurde auf die ungeschützten Unterleibe und Achselhöhlen der Kelten gestoßen. Meist blieb den Kelten dann nur der Tod oder die Flucht. Die Schlacht von Telamon (225v.Chr.) zeigt bei den Kelten eine Aufstellung von Nackten in den ersten Reihen, während die gutausgerüsteten Kelten sich in den hinteren Reihen befanden. In dieser Schlacht sind einige Verhaltensweisen wiederzufinden. Die ersten Reihen wurden von den römischen Wurfspießen gelichtet. Der Consul C. Attilius wurde geköpft und der Kopf als Trophäe zu den gallischen Heerführern gebracht. Da die Kelten dort von 2 römischen Heeren eingeschlossen worden sind, kam es zur großen Schlacht. Die römische Reiterei entschied durch einen Einfall in die Flanke das Geschehen, während die keltische Reiterei floh. Es sollen 40.000 Kelten gefallen sein. Und nur der 2.König Aneroestes konnte fliehen und beging dann Selbstmord.
Z.Zt. des Caesar wußte Vercingetorix, daß die Kelten es mit der Disziplin nicht mit römsichen Legionen aufnehmen konnten. Er verzichtete somit auf offene Feldschlachten gegen die Römer.
Wie sah das gallische Heer aus? Das Heer bestand aus einzelnen Kontingenten, die von den verbündeten keltischen Stämmen gestellt und von deren Heerführern befehligt wurden. Es war somit eher ein Aneinanderfügen als ein Zusammenschluß. In den Lagern und im Kampf waren die Kontingente nach Stämmen geordnet. Vercingetorix mußte sich als Oberbefehlshaber auch immer wieder gegen die einzelnen Heerführer behaupten.
Wie sah so ein Kontingent aus? Die Elite bildete die Kavallerie. Die adligen Gallier wurden von Cäsar als Ritter (equites) bezeichnet. Diese kämpften zu Pferd und wurden von Reiter-Klienten (zu ihrem Adligen zugehörige Kämpfer) unterstützt. So ein keltischer Reiter trug einen Helm mit Wangenschutz (paragnathides), Kettenhemden und Schilde. Als Angriffswaffe diente ein langes Schwert und ein Speer. Diese Kavallerie hatte aufgrund ihres aristokratischen Charakters ein sehr hohes Niveau und eine ausgezeichnete Kriegsausbildung. Viele dieser Reiter dienten Cäsar vorher als Auxiliartruppen.
Anders sah es da mit den normalen Fußtruppen aus. Diese wurden für einen Feldzug unter den Bauern rekrutiert und anschließend wieder in die Landwirtschaft entlassen. So hatten diese "Krieger" eine schlechte Ausbildung und wenig Kriegserfahrung. Sie bekamen die Ausrüstung und den Sold von ihrem Kriegsherrn. Die Ausrüstung bestand aus einem Speer, einem Schwert und einem großen länglichen mannshohen Schild. Auch wurden Pfeil und Bogen als Distanzwaffe eingesetzt. Die Tapferkeit und die körperliche Qualität zum Kampf ließ hier zu wünschen übrig. Vercingetorix wußte, daß sie einem römischen Legionär unterlegen waren und vermied daher weitestgehend den direkten Kampf. Auch befahl er, daß die keltischen Lager befestigt werden sollten und nicht die übliche Wagenburg Anwendung finden sollte.
Die Kelten waren den Römern in Bezug auf Befehlsstruktur, Erfahrung, Geschütze und Disziplin klar unterlegen. Vorteil lag nur im "Heimspiel" und der großen Anzahl von Kämpfern. Da es aber zu wenig gutausgebildete Reiter gab und diese auch noch in der Schlacht von Armancon (diese führte zum Ausweichen nach Alesia) von der germanischen Reiterei besiegt wurden, war es fast um Vercingetorix geschehen.
Und wie Alesia ausging, das weiß man ... die Unfähigkeit der Kelten wurde dort nochmals unter Beweis gestellt. Selbst in Asterix-Büchern wird sich darüber lustig gemacht.
Man kann davon ausgehen, daß es in einigen Epochen der Kelten auch gutausgebildete Krieger gegeben hat, die man auch als "Profis" bezeichnen kann. In Irland soll es eine keltische Kriegerkaste (Fenians) gegeben haben (später haben sich IRA-Kämpfer so bezeichnet). Auf einer Schwertscheide aus der frühen La-Te`ne-Zeit sind Reiter abgebildet, die ziemlich uniform aussehen. Das deutet auf ein stehende Truppe hin.
Auch besaßen die Festland-Kelten Streitwagen, die aber letztmals bei der Schlacht von Telamon eingesetzt wurden. Dagegen traf Cäsar diese auch noch in Britannien an. Selbst 84n.Chr soll bei der Schlacht bei Mons Graupius (Schottland) Agricola noch auf solche getroffen sein. Und in Irland sollen sie noch mehrere Jahrhunderte eingesetzt worden sein (vielleicht noch heute...
) . Was so alles auf den Inseln möglich war...?
Die Kelten stellten in der Antike auch Söldner (Ägypten, Karthago, Anatolien, Makedonien, Rom,...), was dem Image als Einzelkämpfer zu gute kommt. So konnte man sich auch des männlichen Überschusses auf friedliche Weise entledigen.
Im 3.Jh. v.Chr gab es Tausende von "Gäsaten" (=Speerträger). Diese "überflüssigen" jungen Krieger waren aber keine Söldner, da sie zu eigenen Feldzügen gen Italien aufbrachen. Sie sollen auch bei Telamon nackt gekämpft haben, um so ihren Mut zu beweisen. Es soll unter ihnen ein mächtiger Korpsgeist geherrscht haben. Dagegen kämpften die zisalpinen keltischen Verbündeten in Kniehosen und Mänteln.
Fazit: der keltische Krieger war eher ein Einzelkämpfer, der Ruhm oder Tod zu erwarten hatte. Da in der Antike nur selten eine Schlacht länger als ein Tag dauerte, konnte der keltische Krieger in kurzer Zeit Vieh,Gold, Frauen und abgetrennte Köpfe als Beutegut erlangen. Das war der Anreiz für den Kampf. Gelang kein schneller Sieg, so endete der keltische Angriff meist im Fiasko (die feindliche Reiterei sorgte für den Rest...). Besiegte keltische Heerführer suchten oft den Tod im Kampf bzw. begingen Selbstmord (z.B. Catuvolcus, Sacrovir).