In BWL, Politik usw. bekommen Studis in den höheren Semestern case studies, bei denen sie Lösungen finden müssen und diese dann zu präsentieren und zu begründen haben.
Versuchen wir mal es in Geschichte.
"Begründen Sie, warum der Aufbau der US Navy offensichtlich kein uns bekanntem Masterplan folgte, sondern im Vergleich zu den Aufbau anderer Flotten (RN, Hochseeflotte etc.) vor dem I. WK in der retrospektiven Sicht "chaotisch" erscheint". Beachten Sie dabei nicht US-interne Budgetdiskussionen, ebenfalls beachten Sie bitte nicht technische Probleme, sondern konzentrieren Sie sich auf außenpolitische, strategische Fragestellungen."
Antwortvariationen:
Seit 1814 hatten die USA keinen ernstzunehmenden europäischen Gegner.
Der Krieg gegen Mexiko wurde gewonnen und das Territorium der USA in Nordamerika endgültig arrondiert.
Durch die Monroe-Doktrin, wurden die Machtinteressen eindeutig auf den amerikanischen Doppelkontinent konzentriert, das bedeudete auch gleichzeitig im Umkehrschluß, daß keine europäische Macht die Einmischung der USA fürchten mußte.
Das mexikanische Abenteuer Frankreichs und Österreichs, war für die USA nicht relevant und passierte in einer Zeit der innenpolitischen Destabilisierung der USA.
Die zeitweilige Marinerüstung während des Unabhängigkeitskrieges hatte keinerlei militärstrategische Ziele, sondern diente der wirtschaftlichen Schwächung der beiden Konfliktparteien.
Der Krieg "Spanien vs. USA" war aus strategischer Sicht eher ein Betriebsunfall, sicher durch innenpolitische Querelen mit verursacht. Damit dehnten sich die USA aber ab 1898 imperial aus. Was eine Sicherung der Linien zu den Philippinen notwend werden ließ.
Mit dem asiatischen Engagement (Perry [Japan], dann China) berührten sich erstmalig wieder die Interessen europäischer Mächte mit denen der USA, von Marginalien im Verhältnis zu Kanada und somit UK abgesehen.
Japan war vor dem I. WK als Problem, aber noch nicht als Bedrohung identifiziert.
Die USA hatten fast bis Ende des 19. Jh. ihr Augenmerk auf die Binnenkolonisation und somit "Tiefenkolonisation" gerichtet (Ost => West Ausdehnung und Industriealisierung).
In die Machtkonstellation der europäischen Mächte vor dem I. WK waren die USA nicht involviert. Die Mittelmächte schieden per se aus, die Entente konnte zwar mentalitätsgeschichtlich Punkten (UK); stieß aber wegen Rußland und dem europäischen Kolonialismus innenpolitisch eher ab. Hinzu kam der traditionelle "Isolationalismus" in den USA, insbesondere in Bezug auf Europa.
Damit war eine Marine, jenseits des Navalismus, militärstrategisch und außenpolitisch nicht nur nicht angezeigt, sondern überflüssig, von Küstenschutzaufgaben und der Sicherung der Verbindungswege zu den Philippinen und China abgesehen.
Es gab im Untersuchungszeitraum, keine marinestrategischen Gegner, niemand bedrohte die Handelsrouten, aus ökonomischer Sicht, war der überseeische Außenhandel sicherheitspolitisch ebenfalls nicht sehr wichtig.
Eine Marinerüstung kann daher nur durch navalistisches Prestigedenken und eher betriebswirtschaftlichen Überlegungen und deren lobbyistischen Umsetzen erklärt werden (Friedman und silesia nannten es schlicht Korruption).
Natürlich ist die Eigendynamik einer Teilstreitkraft im Hinblick auf die Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit (knowledge Erhalt, logistische Grundsicherung etc.) mit einzubeziehen.
M.