Die Periode kann man mit Reynolds in die Phase zwischen 1908 und 1918 verlegen (S. 2)
Mit der Wiederherstellung der Verfassung 1908 wurden weitgehende Hoffnungen auf eine Modernisierung und eine "transform the empire into a more harmonius place" (S. 2) geweckt. Politisch ist diese Phase eng mit dem Wirken der "Jung-Türken" bzw. auch der Person von Enver Bey verbunden.
"Imans, rabbis, and priest embraced, Greeks steped wirth Turks, and Armenians stood with Curds. It was a auspicious moment, filled with promise, and those who lived it knew it would change their lives." (S. 2)
Der WW1 veränderte an diser Situation sehr viel. Deutlich kann man diese Veränderungen in Anatolien zeigen, das einem Populationsmix glich, mit Kurden, Armeniern, Türken, Tscherkessen und Assyrern.
Neben dem normalen Zusammenleben ergaben sich auch Konflikte zwischen diesen einzelnen Populationen. Wie beispielsweise Streit um territoriale Ansprüche zwischen Kurden und Armeniern. Mit Interventionen des europäischen Auslands für die Armenier und der Unterstützung der Kurden durch die Innenpolitik des Osmanischen Reichs.
Bartov (S. 263) verweist darauf, dass die Jung-Türken bereits im April 1916 die ethnische Integration z.B. in der Provinz Trabzon problematisierten und die soziale Integration beispielsweise der Kurden in die türkische Gesellschaft untersuchten.
Zudem ergaben sich Großmachtinteressen in der Region zwischen dem Osmanischen Reich und Russland und man wollte u.a. die Kurden instrumentalisieren, als "Schutzschild" gegen das weitere Vordringen Russlands in Richtung Süden zu fungieren.
Mit dem Zusammenbruch von 1918 und einer nahezu grenzenlosen Verarmung gerade auch der östlichen türkischen Gebiete wurden die Verteilungskämpfe verstärkt.
Gleichzeitig war ein Merkmal des Friedensstiftungsprozesses in Versailles, dass die Peripherie - also auch der östliche Teil des Osmanischen Reichs - eher einem Prozess der Realpolitik unterworfen war. Es wurden Fakten geschaffen, die man nur teilweise zentral steuern bzw. kontrollieren konnte. Vor diesem Hintergrund verfolgten sowohl die Armenier wie die Kurden Ideen, die auf eine eigenständige Gründung eines Staates hinausliefen (vgl. Leonhard, S. 280-281)
In dieser Phase nahm die polarisierende Wirkungen ultra-nationalistischer Ideologien in Verbindung mit religiösen Konfliktlinien zu und wirkten teilweise in Kombination.
Als Referenz zu diesem Thema ist wohl McDowall zu empfehlen.
Barṭov, ʾOmer (Hg.) (2013): Shatterzone of empires. Coexistence and violence in the German Habsburg Russian and Ottoman borderlands. Bloomington, Ind.: Indiana Univ. Press.
Leonhard, Jörn (2018): Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918-1923. München: C.H. Beck.
McDowall, David (2017): A modern history of the Kurds. 3 ed. London: I.B. Tauris.
Reynolds, Michael A. (2011): Shattering empires. The clash and collapse of the Ottoman and Russian empires, 1908-1918. Cambridge: Cambridge University Press.