Wenn ich die alten Drachendarstellungen sehe, dann sehe ich darin eher Dinosaurier; Dinosaurierskelette dürften auch unsere Vorfahren gefunden und entsprechend ihren nicht vorhandenen Kenntnissen über das Leben in Millionenjahre zurückliegender Zeit interpretiert haben.
Siehe z.B. den Lindwurm der Stadt Klagenfurt und Skelette der Flugsaurier (fliegende Reptilien).
Es mag sein, dass paläologische Funde dazu beigetragen haben, die Phantasie zu entzünden. Ich erinnere mich nur vage, wenn ich mich nicht täusche, schreibt aber Sueton in der Augustus-Biographie dass Augustus so eine Art Raritätenkabinett hatte, wo er Knochen und Überreste von Tieren aufbewahrte.
Herman Melville widmet in Moby Dick ein Kapitel der Geschichte des Walfangs, und er berichtet, dass in Joppe (Jaffa) womöglich ein Walskelett gezeigt wurde. Die Römer hätten das Stück mitgehen lassen und im Triumph dem Volk gezeigt, ich konnte aber nicht rekonstruieren, welche antiken Quellen Melville vorlagen.
Melville identifizierte das Ungeheuer "Leviathan" als Wal (Pottwal), und benutzt es auch in anderen Kapiteln als Synonym für Wale.
Wir haben bestimmte Bilder im Kopf, wenn wir das Wort Dinosaurier hören. Wir wissen wie ein Tyrannosaurus, ein Brontosaurus, Stegosaurus oder Triceratops aussehen. Menschen assoziieren Bilder, wenn sie das Wort Dinosaurier hören. Diese Bilder, Vorstellungen gibt es aber noch nicht sehr lange. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die moderne Paläontologie, wurden Funde veröffentlicht, und erst durch die modernen Massenmedien wurden solche Funde einer großen Zahl von Menschen bekannt.
Vollständige Skelette sind auch eher selten. Ich halte es keineswegs für unwahrscheinlich, dass auch früher schon paläologische Funde gemacht wurden, dass solche Funde gesammelt und gezeigt wurden, und dass solche Funde natürlich die Phantasie anregten- es geht uns ja genauso.
Das solche Funde mit Ungeheuern in Verbindung gebracht wurden, Wesen wie Behemoth, Leviathan, die Hydra, der Vogel Roch, der seine Jungen mit Elefanten füttert, Grendel u. v. a. in Verbindung gebracht wurden.
Das erscheint plausibel, nachvollziehbar.
Was ich aber nicht glaube, das ist dass der Mensch erst durch den Fund von Dinosaurierknochen auf die Idee von Ungeheuern kam.
Alles, was Homo sapiens heute ist, dass ist er geworden durch das Zusammenleben (müssen) mit charismatischem Großwild, in der Konkurrenz mit Apex-Prädatoren.
Der Haast-Adler, die Höhlenhyäne, der Dire-Wolf, der Säbelzahntiger und Megalodon sind inzwischen vom Angesicht der Erde und aus dem Bewusstsein verschwunden.
Die Apex-Prädatoren und Menschenfresser, die existier(t)en seit es die Schrift gibt, waren aber durchaus furchterregend genug. Bis zum heutigen Tag werden Menschen von Tigern, Löwen, Leoparden, Nil-, Sumpf- und Leistenkrokodilen gefressen.
Proben aus versteinertem Hyänenkot bewiesen, dass Hyänen zuweilen Menschen verzehrten. Beim Leviathan und beim Behemoth halte ich es für weit wahrscheinlicher, dass dabei Tiere wie das Nilkrokodil und das Flusspferd Pate standen, die in historischer Zeit in Nordafrika lebten.
Um Fabelwesen und Ungeheuer zu ersinnen, braucht es keine Dinosaurier-Überreste. Da reichen praktische Erfahrungen und Berichte mit und über Tiere wie Löwen, Leoparden, Krokodilen, Wölfen und anderen.
Die Erkenntnis, dass der Mensch gelegentlich Glied der Nahrungskette werden kann, dass er lange gebraucht hat, um sich bis an die Spitze der Nahrungskette hochzuarbeiten- das ist ihm seit den frühesten Tagen der Menschheit bewusst.
Ich halte es für weit wahrscheinlicher, dass Vorstellungen von Drachen längst in den Köpfen ausgeformt waren, bevor der Mensch die ersten Dinosaurierskelette fand und sie einordnen konnte und bis daraus Bilder in den Köpfen wurden..
Da hatten die Altvorderen aber schon ein paar Tausend Jahre Erfahrung mit Tieren wie Nilkrokodilen, Flusspferden, Sumpfkrokodilen, Leistenkrokodilen, in China gab es auch eine Alligatorenart. d
Nilkrokodile kommen heute erst ab Assuan im Nil vor, in der Antike kamen sie auf der ganzen Länge vor. Sumpfkrokodile kamen in ganz Indien, Pakistan und im östlichen Iran vor. In Südostasien kommen auch noch Leistenkrokodile vor, die auch bis zu 6 m lang werden können.
Flusspferde töten mehr Menschen als Löwen und Elefanten zusammen. Sie sind eigentlich Pflanzenfresser, fressen aber gelegentlich auch andere Tiere, erbeuten manchmal sogar andere Tiere ähnlich wie Wildschweine.
Bei Behemoth und Leviathan würde ich jedenfalls sehr stark vermuten, dass vor allem Erfahrungen mit und Berichte über Krokodile und Flusspferde da vor allem als Vorlage gedient haben. Die kamen auch in der Antike bis ins Nildelta vor.
Die sind auch alle ziemlich groß und gefährlich, und die Menschheit hat in einem langen Zeitraum ihrer Geschichte mit Krokodilen innerhalb eines relativ großen Verbreitungsgebiets mit Tieren wie Krokodilen aller Art zu tun gehabt, so dass ich eher vermuten möchte, dass bei Drachen eher reale Krokodilarten: Nilkrokodil, Sumpfkrokodil, Leistenkrokodil als Vorlage gedient haben.
Dass Funde von prähistorischen Tieren Dinosauriern oder auch Nashörnern, Mammuts vorkamen, es gibt Indizien, dass so etwas auch in früheren Jahrhunderten vorkam, dass u. U. so etwas auch mal in Raritätensammlungen im MA oder in der Antike vorkam. bevor Paläozoologie wissenschaftlich betrieben wurde. Dinosaurier wie der Tyrannosaurus wurden vor allem in Amerika gefunden.
Ich würde es aber für plausibler halten, dass bis dahin Vorstellungen von Drachen schon ausgeformt waren, und diese vor allem zurückgehen auf Erfahrungen mit real vorkommenden Krokodilarten.