Was hatte überhaupt die Schweiz für ein Interesse, an deutschen Reparationszahlungen?
An Reparationszahlungen eher keines allerdings durchaus vorstellbar, dass Beteiligungen an bestimmten Bahnstrecken für den Binnenstaat Schweiz durchaus von Interesse hätten sein können, die drastische Abwertung der Mark bis 1923 war für private Unternehmer aus dem Ausland, wegen der geringen Lohnkosten in Deutschland sicherlich auch nicht unbedingt unantraktiv, ebenso ggf. die Möglichkeit sich Beteiligungen an Deutschlands Bodenschätzen, im Besonderen der Kohle als Energieträger zu sichern, sowohl im Hinblick auf den Bedarf eigerner Industrie, als auch für Export- Zwecke in die Nachbarländer, die eher an einer Unterdreckung ihres Energiebedarfs litten (Frakreich/Italien), als möglicherweise auch in Richtung derjenigen Länder, die sich anschickten Industriestaaten zu werden, denen aber die Rohstoffe fehlten (Japan).
Dadurch, dass durch das Rheinisch-Westfälische Kohlen-Syndikat vor dem 1. Weltkrieg die Kohlenförderung im Ruhrgebiet kartellmäßig organisiert war und der Zwang zur Einhaltung der Förderquoten die beteiligten Unternehmen immer wieder dazu veranlasste kleinere Kohlenzechen aufzukaufen, um sie zu schließen und stattdessen den Ausbau ihrer größeren Gruben forcieren zu können ohne mit dem Syndikat in Konflikt zu geraten, gab es in der Region einiges an faktisch aufgegebenen Kohlenzechen, die mit relativ geringem Aufwand wieder reaktiviert werden konnten.
Gleichzeitig verschob der Krieg viele vorher gegebenen Konstanten in diesem Bereich:
Mit dem Wegfall des von weiten Teilen des Oberschlesischen- und des Saar-Reviers so wie dem Ausfall der Versorgung Nordeutschlands durch die britische Kohle (wegen des chronisch schwachen Wechselkurses gegenüber dem Pfund) so wie der Verpflichtung Deutschlands durch den Versailler Vertrag neben Geldleistungen an Frankreich, Belgien, Luxemburg und Italien nicht unerhebliche Mengen an Kohle zu liefern, waren wegen der übergroßen Nachfrage die Syndikatsstrukturen von vor dem Krieg ohnehin hinfällig (als Frankreich die faktische Kontrolle an der Ruhr 1923 übernahm um so mehr, gleichzeitig musste die Schwerindustrie im Ruhrgebiet die Umstellung von Rüstungsgütern auf vollständig zivile Produktion hinbekommen, außerdem die Probleme mit der Erzversorgung, die sich durch die Abtretung Lothringens an Frankreich ergaben in den Griff bekommen und hatte entsprechenden Finanzbedarf.
Das Währungsgefälle zwischen Franken und Mark, die geringen Lohnkosten und der chronische Devisenbedarf der Schwerindustrie, nebst stillgelegten reaktivierbaren Zechen, hätten für finanzstarke private Investoren durchaus interessant sein können.
Kurzfristig hätten Finanzspritzen aus dem Ausland für die Abtretung stellgelegter Förderkonzessionen, der deutschen Schwerindustrie möglicherweise durchaus geholfen, zumal wenn damit deren Reaktivierung und eine Steigerung der Gesamtproduktivität verbunden gewesen wäre.
Das hätte dazu beigetragen, die Wirtschaft scheller wieder in leistungsfähigen Zustand zu bringen und hätte geholfen, den Marktpreis für Steinkohle zu stabilisieren und sukzessive zu senken, was wiederrum, das Reich, auf dessen Schuldschein die Rechnung für die Reparationskohle kam, finannziell etwas entlastet hätte.
Insofern sich Russland bis zum Beginn der 1920er Jahre im Bürgerkrieg befand und die Normalisierung der Beziehungen der Sowjetunion zu den übrigen europäischen Staaten, nebst dem Ressourcenbedarf für die Stalin'schen Industrialisierungsprojekte dafür gesorgt habe dürften, dass Russland/Sowjetunion als klassischer Kohle-Exporteur wahrscheinlich erst einmal aus dem Rennen war, das neu entstandene Polen die schlesischen Gruben tendenziell selbst für seine industrielle Entwicklung brauchte und keine besonders guten Verkehrsanbindungen hatte und der Dollar als Währung immer bessere Wechelkurse erzielte, die Kohlegruben in Nordfrankreich und Belgien teilweise noch unter den Kriegsschäden litten, blieb stellte in Sachen Kohle eigentlich nur Großbritannien mittelfristig größere Konkurrenz für Kohle aus Deutschland dar.
Belgiens Exportmengen waren vor dem Krieg überschaubar und wurden wohl zu einem nicht unerheblichen Teil von der benrachbarten franzsösichen Industrie verkonsumiert, Frakreich konnte seinen Kohlebedarf bereits vor dem Krieg nicht decken, hatte zwar vorerst eine Hand auf der Saarkohle und die kleineren Zechen in Lothringen, dass es die Saar aber behalten konnte war nicht sicher und die zusätzlichen Erzfelder in Lothringen, die Frankreich durch den Versailler Vertrag zufielen, erhöhten gleichzeitig Frankreichs Energiedefizit.
Auch die damit verbundenen Probleme der italienischen Industrie hatte der Weltkrieg nicht beseitigt, so dass da auch über die Reparationskohle hinaus durchaus auch Zukunftsmärkte vorhanden gewesen wären, im Besonderen, so lange die Sowjetunion außen vor blieb und der Kurs der Mark gegenüber Pfund und Dollar chronisch schwach blieb.
Insofern würde ich durchaus Investitionspotential für den privaten Sektor sehen, der Deutschland mit Blick auf Rparationen sinnvoll hätte helfen können (ich wäre damit überfragt, in welchem Umfang ausländische Investoren tatsächlich entsprechende Versuche unternommen hätten).
Damit, dass die Reparationsschulden am Ende so astronomisch waren, dass die durch private Kredite nicht abgedeckt werden konnten und auch nicht durch solche einzelner Bankhäuser hast du sicherlich recht, zumal, vor der Hyperinfaltion, als auf die Auslandsverschuldung Deutschlands noch mehrere Serien von mittelfristig fälligen Kriegsanleihen hinzukamen, die die Zahlungsfähigkeit des Landes natürlich massiv beeinträchtigen musste.