Es mag eine provokante These sein, aber ich halte gerade diejenigen Widerstandskämpfer gegen Hitler für vorbildtauglich, die sich trotz ideologischer Nähe gegen ihn wandten (vorausgesetzt natürlich, dass sie nicht selbst in großes Unrecht verstrickt waren).
Gerade der letzte Punkt macht es allerdings etwas kompliziert, denn da müsste man sich doch sehr stark die Frage stellen, wo großes Unrecht anfängt?
Betrifft jetzt nicht unbedingt Stauffenberg persönlich, aber einige der beteiligten Militärs waren doch bereits in den ersten Jahren des Hitler-Regimes oder jedenfalls vor Beginn des Weltkrieges hohe Tiere.
Beck war Generalstabschef des Heeres, v. Witzleben Oberbfehlshaber des Wehrkreises Berlin und Befehlshaber des III. Armeekorps in Berlin, Hoepner Stabschef des Gruppenkommandos I Berlin und kommandierender General des XVI. Armeekorps in Berlin.
Diese Herrschaften gehörten zu den Spitzen der Wehrmacht und sie wussten um Hitlers Expanionsphantasien und Kriegspläne, taten aber effektiv wennig dagegen, arbeiteten dem teilweise zu.
Es gab da zwar die "Septemberverschwörung" und die "Westwallverschwörung", bei der der Plan Hitler aufzuhalten erörtert und gefasst wurde, aber letztendlich trat damals niemand wirklich in Aktion.
Ich würde an der Stelle mal provokant die These in denn Raum stellen, dass sich die Herrschaften größeren Unrechts allein schon durch Unterlassen schuldig gemacht hätten.
Sie wussten was Hitler vorhatte, sie erkannten den Unrechtsgehalt dessen oder zumindest die notwendig eintretenden katastrophalen Folgen, sie erkannten auch, dass das aufgehalten werden musste, taten aber nichts dagegen oder machten dabei auch noch mit, in dem sie innerhalb des Krieges aktiv Truppen führten.
Als Generalstabschef des Heeres, Wehrkreiskommandanten von Berlin und Befehlshaber in oder bei Berlin stationierter Truppen, hätten sie ohne zweifel eine Möglichkeit gehabt, eine auf das Militär gestützte Revolte zu koordinieren oder auch eigenständig handelnd Hitler auszuschalten.
Taten sie aber nicht.
Wenn Männer, die sich zunächst für Hitler und die "Wiederaufrichtung" Deutschlands begeisterten, das Unrecht erkennen und handeln konnten, dann konnten das alle.
Mindestens bei den Militärs die zugegen waren, als Hitler den Spitzen der Wehrmacht seine Kriegsplanungenn eröffnete musste klar sein, dass es hier nicht nur darum ging Deutschland "Wieder aufzurichten", sondern das gannz konkrete Planungen und Vorbereitungen im Gange warenn halb Europa der deutschen Herrschaft zu unterwerfen.
Aus diesem Grund halte ich es auch für extrem kurzsichtig, wie heutzutage alle historischen Persönlichkeiten aussortiert werden, die nicht über jeden Zweifel der nachgeborenen Moral erhaben sind.
Wer tut denn das?
Es ist im Faden nur angemerkt worden, dass es nicht angehen kann, die Leute um Stauffenberg kritiklos als Vorbilder darzustellen, Kommunisten, die Widerstand geilestet haben ihren persönlichen Mut, den sie als Personnen, die Widerstand betrieben haben an den Tag legten aber auf Grund ihrer Beweggründe und ihrer Ideologie abzusprechen und sie von vorn herein zu Unpersonen zu erklären.
Es hat doch niemand in diesem Faden geschrieben, dass der Versuch der Gruppe um Stauffenberg Hitler auzuschalten nicht verdienstvoll gewesen wäre.
Wenn dann allerdings, einer Gruppe von Militärs, von denen sich einige durchaus schuldig gemacht hatten, in dem sie Hitler geholfen hatten den Weltkrieg vorzubereiten kritiklos zu Vorbildern erklärt werden, einem Kommunisten, der anscheinend im KZ sich um seine Mithäftlinge durchaus verdient gemacht zu haben scheint, allerdings ohne jeden Anlass attestiert wird, er sei alleine schon auf Grund seiner Ideologie eine zutiefst verachtenswerte Person, deren Verdienst man auf keinen Fall anerkennen dürfte, dann stimmt da einfach das Koordinatensystem nicht so ganz.