Ich kann mich an einen ganz alten Thread aus meiner Anfangszeit 2006 erinnern:
Welche Disziplinarmaßnahmen gab es an deutschen Schulen. Vielleicht findest du den Thread noch, mit vielen Schwelgereien in Erinnerungen.
Übrigens gab es da trotz der Systemkonkurrenz und dem Verbot der Prügelstrafe in den beiden deutschen Staaten bemerkenswerte Übereinstimmungen und die Forenfreunde aus Thüringen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg haben durchaus ähnliche Erfahrungen gesammelt wie in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.
Die schlimmste, die ich je kennenlernte, war eine schwäbische Walküre.
Ich wollte eigentlich, was das angeht, kein Fass aufmachen. Was mich bei dem Thema nur, weil das meine eigene Lebenserfahrung tangiert, stört, ist dass Debatten darum in die völlig falsche Richtung laufen.
Das schlimmste, was ich im Rahmen schulischer Disziplinarmaßnahmen kennen lernen musste, war die weitgehende Abwesenheit jeglicher Form vonn Disziplinarmaßnahmen, weil man es in Reaktion auf frühere Zustände an den Schulen damit den Lehrern entsprechende Handhabe abzunehmen, vollkommen übertrieben hat.
Mittlerweile dürfen Lehrer unbootmäßige Schüler, die sich komplett daneben benehmen ja von rechtswegen her nicht mal mehr konsequent nachsitzen lassen oder ähnliches.
Die Folge davon ist, dass die Autorität der Lehrer im Klassenraum häufig gegen Null tendiert und dass man wenn man heute zur Schule geht, vielleicht keinen Prügelnden Lehrer mehr hat, dafür aber gleich ein Dutzend völlig ungeniert prügelnder Mitschüler, die sich austoben, weil sie ganz genau wissen, dass das für sie keine Konsequenzen hat.
Lehrer die sich noch trauen würden irgendwie dazwischen zu gehen und zu versuchen irgendwelche Disziplinarmaßnahmen zu verhängen um wenigstens ruimentär die Ordnung aufrecht zu erhalten (und damit meine ich nicht Methodenn à la Rohrstock, sondern eben im Zweifel mal ein paar Tage lang Nachsitzen o.ä), gibt es kaum noch, weil alle samt Angst haben, dass man sie dann vor den Kadi zerren könnte, weil sie damit ihre Befugnisse überschreiten.
Was ich dafür von Seiten der Lehrer (nicht alle, aber viele) sehr oft erlebt habe, ist, dass diese, wahrscheinlich auch aus dieser Problematik heraus, dazu neigen Probleme auf andere abzuwälzen.
Z.B. dadurch, dass dann die Eltern mit Empfehlungen bombardiert werden ihr Kind wegen jeden Mist, und sei es nur deswegen, weil es dadurch, in welcher Form die Mitschüler zur ungenierten Gewaltätigkeit neigen und es das regelmäßig abbekommt, nervlich fertig ist, doch bitte zum Psychologen zu schleifen.
Das sind so die Nettigkeiten, die ich erleben durfte. Verglichen damit, waren mir Lehrer aus den älteren Semestern bei denen dann schonmal der Schlüsselbund oder der Kreidevorrat durch den Klassenraum flogen, aus meiner damaligen Perspektive als Schüler heraus persönlich eher sympathisch, sorgte nämlich immerhin dafür, das wenigstens ab und an die sonstige Anarchie mal Pause hatte.
Würde ich heute anders sehen, tieffligende Schlüsselbünde müssen wirklich nicht sein, das Problem ist aber, dass die Thematik immer nur einseitig diskutiert wird und von der falschen Seite her.
Nämlich immer nur von der Warte her welche furchtbaren Disziplinarstrafen Lehrer früher verhängt haben, wie demütigend das war (dieser Teil des Diskurses hat seine Berechtigung) und (und an dieser Stelle wird es problematisch), wo man noch irgendwelche Formen von Autorität des Lehrer ausfindig machen kann, die man abbauen könnte.
Das damit aber jede Form von Ordnung flöten geht und die Schüler selbst, da Sanktion nicht mehr stattfindet, dadurch nachgerade zu gewaltätigem Verhalten gegeneinander eingeladen werden, dass wird dabei nicht gesehen.
Stattdessen wird weiterhin so getan, als würde man in diesem Land gesellschaftlich irgendwo in den 1960er hängen geblieben sein und müsse deswegen noch antiautoritärer werden, was im Hinblick auf die realen Zustände an Schulen vor allem bedeutet, die Möglichkeiten für Gewalträume auszuweiten.
Wenn ich persönlich aus meiner Schulzeit und Dingen, im Hinblick auf Autorität und Disziplinarmaßnahmen etwas gelernt habe, dann dass Laissez Faire und Anarchie keine anstrebenswerten Zustände sind.
Ist jetzt länger geworden, als ich wollte und gehört eigentlich auch nicht wirklich in die Diskussion, kann daher auch wieder weg, ich wollte hierzu nur einmal meinen Standpunkt erklärt haben.