Nu ja, auch tanken muss man, ein Straßen und Tankstellennetz aufbauen und die Tankstellen mit Treibstoff versorgen. Insofern weiß ich nicht, ob die Entscheidung nicht genausogut hätte auch anders ausfallen können.
Ich denke, dass in der Hinsicht die Kostenfaktoren schon deutlich für den Verbrennungsmotor gesprochen haben werden, jedenfalls abseits der größeren bereits elektrifizierten städte, die über hinreichend Nachfrage im Energisektor verfügten, dass sich der Auf- und Ausbau von Kraftwerken rechnete.
Für eine Tankstelle an und für sich, benötigt es ja nicht viel, letztendlich im Grunde nur Tanks mit Kapazität um den Brennstoff aufzunehmen und ein Pumpsystem, dass letztendlich so lange das Verkehrsaufkommen insgesamt überschaubar war auch noch von Hand oder mit eben auf Basis des selben Brennstoffs angetrieben wurde.
Für flächendeckende Stromversorgung demgegenüber braucht es Kraftwerke und die sind wesentlich kapital- und personalintensiver und ergaben nur dann Sinn, wenn sie nicht nur die Stromversorgung des Straßenverkehrs, sondern auch der gesamten Umgebung hätten leisten können.
Nur machte das in Anbetracht der Besidlungsdichte überhaupt Sinn?
Der US-Bundesstaat Colorado hatte 1910 knapp 0,8 Millionn Einwohner, das beachbarte Kansas 1,6 Millionen.
Nebraska ca. 1,2 Millionen, South Dakota 0,6 Millionen, North Dakota 0,75 Millionen, Oklahoma ca. 1,6 Millionen
New Mexico 0,3 Millionen, Arizona 0,2 Millionen Utah 0,37 Millionen, Wyoming ca 0,15 Millionen, Montana 0,37 Millionen, Idaho 0,325 Millionen, Nevada 0,081 Millionen, Oregon 0,67 Millionen, Washington State ca. 1,15 Millionen.
Das sind über den Daumen, auf Basis des Zensus von 1910 ohne Texas und Kalifornien gerade einmal um die 10 Millionen Menschen im Gebiet vom Missisippi bis zur Westküste.
Und das Gesamtbild was das angeht, änderte sich auch in den kommenden 2 Jahrzehnten nichts, auch wenn die Bevölkerung noch mäßig zunahm.
Setzt man voraus dass sich ein guter Teil der Bevölkerung in den jeweiligen Bundesstaaten davon noch in den wenigen größeren Städten, wie Denver (213.000 Einwohner 1910), Portland und Seattle konzentrierte, muss die Bevölkerungsdichte in einem Großteil dieses Gebiets so gering gewesen sein, dass sich größere Kraftwerke finanziell überhaupt nicht rentieren konnten.
Wenn wir mal voraussetzen, dass sich ein Kraftwerk erst lohnt wenn einige Tausend bis Zehntausend Haushalte plus ein gewisses Maß größerer Betriebe den Strom auch abnnehmen können, wird die Vorstellung da den Strom für den Kraftwagenverkehr eben noch drann zu hängen in diversen Gegenden im mittleren Westen und Westen der USA kein besonders attraktives Modell gewesen sein.
Für eine flächendeckende Elektrifizierung des gesamten Gebiets dürften die Kosten durch den enormen Materialbedarf für Leitungen und eine relativ geringe Zahl potentieller Abnehmer im Besonderen für private Unternehmer abseits der größeren Siedlungsinseln astronomisch gewesen sein.
Dann wäre da auch noch die Frage nach der Energiequelle.
Kernkraft war noch kein Thema, Wasser nur da wo entsprechende Flussläufe vorhanden waren, größere abbauwürdige Ölvorkommen, deren Produkte man hätte verstromen können (für der Verkehr allein hätte das keinen Sinn ergeben, in dem Moment in dem der Großteil an Haushalte und Betriebe gegagen wäre, möglicherweise schon), gab es in den meisten dieser Gegenden auch nicht, bliebe noch Kohle.
Allerdings ein Kohlekraftwerk dauerhaft mit Brennstoff zu beschicken, benötigt eine deutlich kostenintensivere Infrastruktur, als ab und an eine Tankstelle zu beliefern, zumindest wenn nicht zufällig ein schiffbarer Fluss in der Nähe ist und genutzt werden kann.
Was bliebe sonst noch? Wind und Solar.
Beides nicht Ideal. Wind ist einmal vollständig unkalkulierbar und nur in Kombination mit anderen Technologien wirklich grundslastfähig.
Und Solarzellen (Keine Ahnung ob man das im industriellen Maßsstab schon hätte erstellen können, auch wenn das Prinzip durchaus schon bekannt war) funktionieren zumindest Nachts mit Sicherheit nicht.
Ich denke mindestens in den USA gab es sehr starke Wahrscheinlichkeiten dafür, dass sich der Verbrennungsmotor durchsetzen würde.
Im wesentlich dichter besiedelten Europa in dem entsprechend dichtes Netz an Kraftwerken als Geschäftsmodell sehr viel sinnvoller war, als in bestimmten Gegennden der USA und wo auch das Konzept der Grundversorgung als Aufgabe des Staates insgesamt schon ausgeprägter war, als in den Staaten und mit dem geringeren potetiellen Bedarf durch wesentlich dichteres Bahn- und Kanalnetz, hätte es wahrscheinlich anders ausgesehen, ohne die Probleematiken in Verbindung mit dem 1. Weltkrieg.