Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Von einer Zwangsislamisierung im osmanischen Reich kann gar keine Rede sein. Klar wurde enorm Druck auf die religiösen Minderheiten ausgeübt (z.B. Kopfsteuer, weniger Rechte etc.) was in Teilen auch zu einem Übertritt mancher "Untertanen" zum Islam geführt hat; unterm Strich wurde aber keine systematische islamische Missionierung betrieben.
Ich denke, dass sich das osmanische Reich nicht anders verhalten hat wie andere Empires zuvor. In einem großen Imperium muss es eine dominierende Sprache und Religion geben; quasi eine Leitkultur. Das war im alten Rom schon so und das hat sich auch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und im Osmanischen Reich nicht geändert.
Ein Beispiel um die Toleranz der Osmanen gegenüber Andersgläubigen zu demonstrieren.
300 Jahre spanische Kolonialherrschaft in Südamerika vs. 600 Jahre osmanische Herrschaft auf dem Balkan
Die indigene Bevölkerung Südamerikas wurde fast vollständig ihrer Kultur, Sprache, Religion etc beraubt. Die spanischen Kolonialherren haben aus den Azteken, Inkas usw spanischsprechende Katholiken gemacht.
Die Griechen sprechen heute noch Griechisch und sind orthodoxe Christen, die Serben sprechen immer noch serbisch und sind orthodoxe Christen und die Ungarn sprechen immer noch Ungarisch und sind Katholiken.
Fazit
Das osmanische Reich kann gar nicht so bestialisch und menschenverachtend gewesen sein wie gerne behauptet wird; was man von den Spaniern, wie man an meinem Beispiel gut erkennen kann, ganz und gar nicht behaupten kann.
Ich will die Spanier nicht verteidigen, es gibt allerdings an den Parametern einige Unterschiede und z.T. ist auch die Aussage schlicht falsch.
Falsch ist, dass die spanischen Eroberer die indigenen Völker ihrer Sprache und Kultur beraubten. Es sind im Übrigen gerade die Missionare gewesen, die sich sehr um die Sprache der Einheimischen bemüht haben.
Den weitflächigen Untergang in indianischen Kulturen in weiten Teilen Lateinamerikas und fast vollständigen Untergang in der Karibik muss man zunächst einmal in der Anfälligkeit der indigenen Bevölkerung für europäische Krankheiten sehen, die bis ins 19. Jhdt. akzidentell übertragen wurden. Seit dem 19. Jhdt. scheint es sowohl für das Territorium der USA als auch Argentiniens Fälle von absichtlicher Krankheitsübertragung mit genozider Absicht zu geben.
Was nun die Parameter angeht, so sahen sich die Osmanen als Muslime in den von ihnen eroberten Gebieten mit ahlu-l-Kitâb konfrontiert, also 'Leuten des Buches', die nach Qur'ân und Sunna geschützt werden mussten, solange sie sich nicht der Herrschaft des Islam widersetzten. Ansonsten waren sowohl Islam als auch Christentum Missionsreligionen. Die Christen standen 1519 aber nicht vor 'Leuten des Buches', also Angehörigen einer geduldeten Religion, sondern vor Menschen, die Menschenopfer begingen, hier hätten sie nicht eingreifen sollen? :fs: Sicher, dass das Aztekengold dabei auch eine große spielte, soll gar nicht verhehlt werden.
Wenn ich mir ausmale, dass etwa anstatt der Katholischen Könige ein Sultan der Meriniden ein paar Schiffe ausgestattet hätte um gen Westen zu fahren, wären vermutlich dieselben Dinge passiert. Dieselben Altweltkrankheiten wären in Amerika eingeschleppt worden und die Muslime hätten einige Jahre später, genau so wie die Spanier nach einigen Jahren, plötzlich in einer Stadt wie Tenochtitlán gestanden und genau so gehandelt wie die Spanier, genauso getrieben von Goldgier, Ekel vor kulturellen Praktiken und eigenem missionarischen Eifer, wie die Spanier.