Warum werden gerade wir (immer wieder) mit negativen Eigenschaften behaftet und nicht z.B. die Polen, Dänen, Schweden oder Briten. Sollte wirklich nur Neid dahinter stehen? Das hielte ich für anmaßend, denn wenn man beim anderen Neid voraussetzt, dann hält man sich selbst für beneidenswert.
Ich habe mit der Aussage einer britischen Historikerin über Deutschland angefangen, wollte aber nicht auf die Frage hinaus, was andere Völker über uns (und vice versa) sagen. Das jahrhundertelange exzessive Trinken in deutschen Landen ist ja zuallererst von Deutschen selbst diagnostiziert und angeprangert worden. Ich verweise nur auf Luther:
Ess muss ein jeglich Land seinen eigenen Teufel haben, Welschland seinen, Frankreich seinen; unser deutscher Teufel wird ein guter Weinschlauch seyn, und muss Sauff heißen, daß er so durstig und hellig ist, der mit so großem Sauffen Weins und Biers nicht kann gekühlet werden, und wird solcher ewiger Deutschlands Plage bleiben (habe ich Sorge) bis an den jüngsten Tag.
Deusche Kulturhistoriker tuten ins gleiche Horn, etwa Zoepfl (Deutsche Kulturgeschichte 1930/31, 2. Band), der das Kapitel über das 16. Jh. mit "Im Zeichen des Grobianismus" übertitelt und vom Deutschen berichtet, er habe zu jener Zeit "fast nicht mehr trinken (können), ohne sich zu besäufen. Alle Welt, die Heimat [!] wie die Fremde, war sich darüber einig, daß der Deutsche im Vollsaufen alle Völker und alle lebenden Wesen übertreffe" (S. 162).
Wem es ein Trost ist: Zur gleichen Zeit habe sich "die Kochkunst selbst ... entsprechend den gesteigerten Ansprüchen weiterhin verbessert. Man braucht nur die Kochbücher durchzublättern, die sich sehr gewichtig auf dem Büchermarkt hervordrängten" (S. 156).
Aber sehen wir's mal positiv:
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang,
sollen in der Welt behalten ihren alten schönen Klang.
Uns zu edler Tat begeistern unser ganzes Leben lang.
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang.