Das einzige Dorf das er angegriffen hat war am Washita. Da Streiten sich auch die Historiker ob es ein Massaker oder eine Schlacht war. Eines ist Fakt, er hatte entsprechende Befehle und handelte nicht auf eigene Faust.
Diesen von dir angeführten Historikerstreit gibt es so nicht.
Es ist im übrigen erstaunlich, daß es auch heute noch Personen zu geben scheint, die den Angriff auf ein Dorf, in dem sich überwiegend alte Menschen, Frauen und Kinder aufhielten (der größte Teil der verteidigungsbereiten Männer war auf Jagd), als 'Schlacht' bezeichnen mögen. Ebenfalls ist die Bezeichnung Schlacht insofern reine Apologetik, als es sich um ein - wie du es so schön nennst - befriedetes Dorf handelte.
Das Dorf am LBH kann man im weitesten Sinn dazunehmen, er hat es aber nicht erreicht.
Diese Anmerkung fällt jetzt aber eher in die Kategorie unfreiwilliger Humor...
'Er hat das Dorf nicht erreicht' - naja, bis in die Dorfmitte hat er es nicht geschafft, da standen ihm zu viele Indianer im Weg, *erreicht* hat er das Dorf am Greasy Grass allerdings.
Die Aussage, dass die Indianer schwer zu zivilisieren waren ist so falsch nicht. Es wurden aber insbesondere durch die Korrupte grant-Regierung viele Fehler gemacht. Dies machte die Zivilisation nicht einfacher.
Es wurde bereits sehr zu Recht von Mitdiskutanten darauf hingewiesen, daß die indianischen Völker über Kultur und Zivilisation verfügten. Wenn du im obigen Zusammenhang von 'zivilisieren' sprichst, darfst du jedoch den Begriff des Zivilisierens nicht als Synonym für 'Unterwerfen' verwenden.
Im übrigen waren die nordamerikanischen Kulturen durchweg sehr flexibel und pragmatisch und integrierten rasch die von Europäern eingeführten Waren und Güter; außerdem wurden teils - siehe die Cherokee - auch weitere Aspekte der weißen Kultur übernommen und ggfs unter entsprechender Abwandlung integriert.
Weiterhin ist Custers Aussage im obigen Zitat zufolge die 'Zivilisierung' der Indianer nicht schwer, sondern schlicht unmöglich; den Indianern wird zudem der Status des Menschen abgesprochen und sie werden im Gegenteil als Tiere/ Bestien apostrophiert. Somit wird ihre Ausrottung als wünschenswert und unumgänglich dargestellt.
Die indianischen Völker waren immerhin zivilisiert genug, sich bis heute an geschlossene Verträge zu halten, während die über 400 abgeschlossenen Verträge von Seiten der USA gebrochen wurden - und dies ist bei weitem nicht nur der Regierung Grant anzulasten. MW bestehen seit Ende der 1970er Jahre mehrere US-Regierungen nur in einem Fall auf Einhaltung eines Vertrages; dies ist der über die Abtretung der Black Hills, den die Lakota von Anfang an nicht anerkannt haben; sie weigern sich bis heute, die Entschädigungszahlung zu akzeptieren.
Die 'Zivilisierungs'bemühungen waren überdies im 19. Jahrhundert zB auch nicht als besonders breit angelegt zu sehen. Zwar war ein Bestandteil der Verträge die Verpflichtung der US-Regierung, für die Bildung indianischer Kinder zu sorgen. Realiter wurde dies häufig verschiedenen Kirchen übertragen, die die Reservationen sozus unter sich aufteilten. Andererseits gab es Schulinternate wie die berüchtigte Carlisle Indian School, die von einem pensionierten Offizier eingerichtet wurde, der die Kinder und Jugendlichen einer gnadenlosen Disziplinierung unterwarf. Andererseits war es Ziel dieser Beschulung, Indianer zu gering qualifizierten Handlangerdiensten auf Farmen oder im Handwerk zu 'bilden' bzw zu Dienstboten in weißen Haushalten. Diese Tätigkeiten wurden in der Regel bereits während der Schulzeit ausgeübt; den vereinbarten Lohn strich die Schule ein. Mit anderen Worten: das Bildungsziel war von vorneherein so niedrig angesetzt, daß die postulierte Nichtzivilisierbarkeit der Indianer vorausgesetzt und so zur selbsterfüllenden Prophezeiung wurde. Personen wie Charles Eastman (Dakota) oder Ely Parker (Haudenossaunee) stellten daher Ausnahmen dar; beide sind auch keine Absolventen damaliger 'Indianerschulen'.
Grundsatz insbesondere der Internatsschulen war: Kill the Indian and keep the man. Die hohe Selbstmordrate unter den Schülern und Schülerinnen spricht dabei für sich selbst; ebenso die Todesfälle infolge drakonischer Strafen. Aufgrund der in den Schulen herrschenden Ernährungs-, Pflege- und Wohnsituation kam es zudem zu einer erheblichen Sterberate aufgrund von Infektionskrankheiten wie Tuberkulose.
Die Kavallerie war nicht der Indianerschlächter und den edlen Roten ala Winnetou gab es auch nicht.
Es ist mE bezeichnend, daß du offenbar davon ausgehst, daß ich ein überhöhtes, in keiner Weise auf Fakten gründendes Bild von Indianern habe. Dies ist jedoch nicht der Fall.
Andererseits möchte ich nicht versäumen darauf hinzuweisen, daß die Bezeichnung 'Rote' heutzutage als rassistisch geprägt abgelehnt wird; ganz abgesehen davon, daß sie nicht den Tatsachen entspricht.
Winnetou ist keine historische Gestalt, sondern die Erfindung eines Autoren, der sich in seinen Schilderungen zudem in keiner Weise von realiter gegebenen Lebensbedingungen und Kulturen leiten ließ.