Inwieweit Polemik weiterhilft, wäre eine gänzlich andere Diskussion.Was jetzt von den Nachfahren akzeptiert wird, ist doch nicht so interessant, es geht doch um die historische Wahrheit, ich bezeichne doch auch Karl nicht als Sachenschlächter, weil er mein Volk versklavt hat, unsere Religion vernichtet hat und unsere Kultur zerstört hat. Mag sein, aber das ist komplizierter, aber auch nicht wesentlich.
Wie ich bereits oben schrieb jeweils die nördlichen Gruppen der Cheyenne und Arapahoe, die mit den Lakota verbündet waren. Die südlichen Gruppen der Cheyenne und Arapahoe waren dagegen zb mit den Kiowa verbündet.Zum Thema Kriegslager. Es lagen da nicht nur die Sioux, sondern m.W. auch die Cheyenne und die Arapaho.
Tsistsistas (Cheyenne) gehören zur Algonkin-Sprachfamilie, ebenso die Arapahoe. Die Lakota sowie deren engere Verwandte, die Dakota und Nakoda, gehören zb lt Clark Wissler: Indians of the United States, zur Hokan-Siouan-Familie, wie auch Mandan, Hidatsa, Crow, Winnebago, Iowa, Osage, Ponca etc; auch im Areal Südosten gibt es einige Völker (zb Monacan, Catawba).Wir wissen - soviel zu Thema "Indianer" - dass z.B die Cheyenne zur Algonkin Sprachgruppe gehören, die Sioux nicht. Die Cheyenne verfügten über Kriegerverbünde z.B. über die gefürchteten Hundesoldaten.
Kriegerbünde gab es nicht nur bei den Cheyenne, sondern zb auch bei den Lakota (zb Tokala =Füchse, Cante Tinza = Tapfere Herzen). Bünde waren bei den nations weit verbreitet; es ist auch eher von Altersbünden zu sprechen, da die Bünde meist unterschiedliche Altersgruppen ansprachen, vom Kindesalter bis zu elders. Ebenso gab es Frauenbünde.
Die sogen Kriegerbünde waren ebenso für die Einhaltung der Ordnung bei Kollektivjagden zuständig; üblicherweise wurde einem Bund jedes Jahr die Aufgabe offiziell übertragen. Sie konnten Zuwiderhandelnde (die zb zu früh schossen oder vor der Kollektivjagd loszogen) bestrafen, in dem sie zb den Bogen des Betreffenden zerbrachen und ihn nach Hause schickten. Ebenso waren diese akicita-Bünde oft auch für die Ordnung im Sommerlager verantwortlich, also eine Art Lagerpolizei. Auch hierfür wurde jeweils zu Beginn des gemeinsamen Sommerlagers ein Bund von der zivilen Entscheidungsstruktur ausgewählt.
Ebenso wissen wir, daß sowohl Lakota wie auch Cheyenne, Arapahoe, Crow, die Siksika-Konföderation, Teile der Cree, Ojibway, Shoshoni erst nach Erwerb von Pferden in ausreichender Anzahl die Besiedelung der Plains möglich wurde, die vorher keine ganzjährige Besiedlung aufwies. Es bildete sich ein neues Kulturareal aus, dem die nations sich anpaßten, mit hoher Mobilität, relativ hoher Abhängigkeit von der Jagd auf Büffel, aber auch veränderten sozialen Strukturen.
Bei den meisten nations hatten Anführer von Kriegszügen keine Häuptlingswürde. Als Häuptling in dem Sinne sind lediglich die in der Literatur teils so genannten 'Friedenshäuptlinge' zu betrachten, die im Konsensverfahren ernannt wurden. Sie konnten keine Anordnungen geben, sondern nur über ihr persönliches Ansehen, ihre Lebensführung als vorbildlich betrachtet werden und bei einigen nations auch aus dem Amt entfernt werden. Bei anderen wurden Häuptlinge, mit denen man allgemein nicht mehr einverstanden war, auch ignoriert, wenn sie zb so uneinsichtig waren und den Posten nicht selbst räumten.Es gab auch nach indianischer Überleferung einen (mehrere) Kriegshäuptlinge,
Anführer von Kriegszügen hatten nur während entsprechender Unternehmungen Befehlsgewalt (die zivilen Häuptlinge dagegen gar keine); andererseits bestand für keinen Mann eine Verpflichtung, an einem Kriegszug teilzunehmen. Die Teilnahme war freiwillig und konnte nicht erzwungen werden; erklärte sich ein Teilnehmer jedoch bereit mitzukommen, unterstand er den Weisungen des Anführers. Lediglich wenn ein Anführer von Kriegszügen auch wegen anderer Fähigkeiten in hohem Ansehen stand und geachtet wurde, konnte er in Ratsversammlungen mehr als nur wie jeder andere auch seine Meinung zum Ausdruck bringen. Stand er zb wg seines Alters nicht mehr als Anführer von Kriegszügen zur Verfügung, bestand theoretisch die Möglichkeit, in die 'zivile' Entscheidungsstruktur aufgenommen zu werden (zb durch die Aufnahme in einen entsprechenden Bund älterer angesehener Männer, deren Ratschlag geschätzt wurde); dies war wie gesagt vom Ansehen der Person abhängig und in keiner Weise zwingend.
In einem Lager, das nicht nur aus mehreren Untergruppen der Lakota, sondern auch Cheyenne und Arapahoe bestand (die jeweils wiederum aus mehreren Dörfern bestanden), war es deshalb sowie aufgrund der dezentralen Organisation der nations nicht außergewöhnlich, mehrere Kriegsanführer anzutreffen, da üblicherweise jedes Dorf über mindestens einen Mann verfügte, der bereits Kriegszüge angeführt hatte.
Das war 'man' in dem Zeitraum mehr oder weniger jederzeit, da im Sommer auch zb mit durchreisenden Weißen sowie anrückenden Goldsuchern und nicht zuletzt mit der US-Army zu rechnen war.überhaupt war man auf ein Gefecht eingestellt.
Ebenso klar war, daß nur eine Minorität mit diesen Repetiergewehren ausgerüstet war, die im übrigen häufig minderwertiger Qualität waren (zb Produktionsausschuß, fehlerhaft montierte Gewehre etc). Repetiergewehre waren für Indianer nur bedingt brauchbar, da sie hierfür auf regelmäßigen Nachschub an Munition angewiesen waren, der jedoch oft genug nicht gegeben war. Dies trifft mehr oder weniger auch auf die älteren Gewehrtypen zu, für die man aber eher selbst Kugeln herstellen konnte - sofern den Indianern nicht minderwertiges Pulver verkauft wurde, was auch keine Seltenheit war. Auch diese Umstände waren Custer bekannt, und nicht nur Custer. Das Argument der Bewaffnung mit Repetiergewehren wurde von interessierter Seite hochgeredet, sicherlich nicht ohne Hintergrund, von einigen gar zur Katastrophe gemacht, mit der die Notwendigkeit des militärischen Vorgehens begründet wurde.Es gibt das Augenzeugenberichte, das war kein friedliches Lager, man hatte sich Repetiergewehre besorgt, die an Feuerkraft der US Kavallerie überlegen waren. Das war auch Custer klar.
Die Logik hinkt trotzdem. Einzubeziehen in die Rechnung wäre ebenfalls der Umstand, daß einrückende Goldsucher etc gegen den gültigen Laramie Treaty verstießen, nach dem die Lakota sogar das Recht hatten, ins Gebiet eindringende Weiße zu entfernen. Trotzdem (und nach welcher Logik bitte?) ging die US-Army auf Befehl nicht etwa gegen die weißen Einwanderer vor, die in dem den Lakota zugesicherten Gebiet aber auch gar nichts verloren hatten, sondern gegen die Lakota.Das war ein Feldzug. der generalstabsmäßig geplant wurde, warum, wenn es um friedliche lagernde Stämme ging? Das wäre unlogisch, warum hat Custer Scouts eingesetzt, unnötig, bei friedlichen "Indianern".
Außerdem hatte es zuvor einen herben Prestigeverlust gerade gegen die Lakota gegeben, die im sogen Red Cloud War den Rückzug der Armee und weißer Siedler aus ihren Gebieten erkämpft hatten (zwei bereits erbaute Forts mußten aufgegeben werden und wurden von den Lakota niedergebrannt, nachdem die dort stationierten Einheiten abgerückt waren).
Im übrigen bleibe ich bei meiner Erklärung dazu, was ein Kriegslager ist und was nicht. Das Lager am Greasy Grass war keines, sondern ein Sommerlager, in dem über mögliche Kriegszüge kollektiv beschlossen werden sollte - neben dem üblichen Tagesgeschäft wie oben beschrieben.
Es gab keinen Aufstand. Vielmehr gab es berechtigte Bestrebungen der Lakota, der Cheyenne, der Arapahoe (sowie vieler anderer indianischer nations), ihre Gebiete zu behalten, ihren Lebensstil weiterzuführen, ihre Selbständigkeit zu behalten, über ihr Leben selbst zu bestimmen. Bereits der Begriff 'Aufstand' spricht den indianischen nations das Recht auf Selbstbestimmung ab, das einschränkende 'vielleicht' geht noch darüber hinaus. Wenn du dir kein Urteil über die Berechtigung 'erlaubst', schließt du dich dadurch kritiklos einer Sichtweise an, die davon ausgeht, es sei das allerbeste Recht der USA gewesen, den indianischen nations das Land abzunehmen und ihnen eine Lebensweise diktieren zu können. Nicht zuletzt steht das Nichterlauben eines Urteils nur hierzu dann deiner oben noch postulierten Aussage:Ist es so schwierig, sich mit der These anzufreunden, dass Custer einen (vielleicht berechtigten) Aufstand bekämpfte? Über die Berechtigung erlaube ich mir kein Urteil, vermutlich war der Aufstand berechtigt (so wie der meiner Vorfahren auch), aber Custer hatte seine Befehle.
ein wenig entgegen. Zur Aussage, Custer habe seine Befehle gehabt, ließe sich ebenfalls einiges einwenden.es geht doch um die historische Wahrheit
Das Buch ist zwar schon älter, aber dennoch empfehlenswert: Dee Brown, Bury My Heart At Wounded Knee; insbesondere zu den Themen Vertragstreue der US-Regierungen gegenüber den nations sowie Kriegführung (hier werden zb bezüglich des Massakers am Washita kritische zeitgenössische Stimmen zitiert, die es sehr wohl gab, und zwar nicht nur Benteen).
Weiterhin: James Wilson, Und die Erde wird weinen. Entgegen dem Titel kein new age, sondern vor allem interessant zur Thematik Umgang der US-Regierungen mit den nations, unterschiedliche Rechts/ Besitzauffassungen etc -- hierzu ebenfalls: Roger L. Nichols, Geschichte der Indianer in den Vereinigten Staaten und Kanada.