Dass "der Islam" (schon die Art der Begriffsbildung verrät eigentlich in mehrerlei Hinsicht, dass die These schlecht durchdacht ist) der Seefahrt abgeneigt gewesen sei, kann man wohl kaum sagen. In der Phase der Expansion belagerte eine arabische Flotte Konstantinopel, im 9. Jhdt. eroberten Andalusier Kreta und setzten sich in Fraxinetum fest, im 11. Jahrhundert errichtete ein andalusischer Kleinkönig das Seereich von Dènia. Malti ist bis heute eine arabische Sprache und der Ätna trägt den Hybridnamen Mongibello... Die Türken brauchten später ein wenig, bis sie mit ihren Flotten den Venezianern Paroli bieten konnten, dann aber fiel eine Ägäisinsel nach der anderen in ihre Hand, der Krieg um Kandia (Kreta) markiert diesen Paradigmenwechsel. Bei Lepanto erfuhren die Osmanen zwar eine herbe Niederlage, ließen aber den venezianischen Botschafter wissen, dass die Seeniederlage doch eher einem ausgerissenen Barthaar gleichkäme, wohingegen der Verlust Kretas für Venedig doch wohl der Verlust eines Armes sei. Auch wenn man diese Äußerung als Bagatellisierung der Seeniederlage abtun möchte, so muss man doch sagen, dass die Türken mit dieser Einschätzung Recht hatten.
Und die Berberesken machten die europäischen Küsten für Jahrhunderte unsicher, kamen selbst bis an die Ostküste der USA (wobei dieses Argument mit Vorsicht betrachtet werden muss, da die Berberesken ihre Seeleute auch aus dem Pool ihrer Gefangenen, die zum Islam konvertierten rekrutierten. In Nebel auf Amrum gibt es da einen interessanten Grabstein.) Und die Hansestädte unterhielten Kassen und Botschaften, um Gefangene Seeleute freizukaufen.
Auch wenn wir in die islamische Kunst schauen, sind Schiffe immer wieder Thema, etwa als Motiv auf Tellern oder auch in der Kaligraphie, es gibt da eine Richtung, bei der Buchstaben verwendet werden, um Zeichnungen zu erstellen.
Und auch im linguistischen Einfluss auf die europäischen Sprachen sind Arabismen zu finden, etwa das Arsenal (von dar as-sinah, 'Haus des Schiffes') oder der Admiral (von amir al-bahri, 'Herrscher des Meeres'). Bei den astrologischen Begriffen gibt es dann mehrere Verbreitungswege, so dass ein klarer Bezug zur Seefahrt nur schwer herzustellen wäre.