Die ganze Jesus-nach-Indien-These beruht in meinen Augen auf einer - schwachen - Prämisse, die man sich nicht ausdrücklich bewußt macht, obwohl das Kernproblem in verschiedenen Beiträgen immer wieder gestreift worden ist: Ich rede vom Problem, dass die Evangelien im Anschluss an den Jesu Kreuztod von dessen Auferstehung berichten und wir diesen Bericht nicht als historisch akzeptieren (und nicht akzeptieren können; andernfalls verfallen wir der Metaphysik). Wie gehen wir mit diesem Problem um?
Der einzig zulässige Weg besteht meiner Einschätzung nach darin, die Auferstehungsgeschichte für einen rein fiktiven Zusatz zu erklären: Das leere Grab ist eine Fiktion. Diese Fiktion muss dabei nicht unbedingt im Sinn eines böswilligen "Pfaffenbetrugs" gedeutet werden, da keine subjektive Unredlichkeit im Spiel zu sein braucht. Vielmehr werden gerade in der religiösen Sphäre (auch von Nichtchristen) gelegentlich "Erscheinungen" wahrgenommen, die keine empirische Realität aufweisen und die keinem sich in einem "normalen" psychischen Zustand Befindlichen zugänglich sind. Der Wunsch kann nicht nur Vater des Gedankens sein, sondern auch von scheinbaren Realitäten. (Solche psychischen Phänomene halte ich übrigens nicht für grundsätzlich mysteriös, sondern höchstens für unzureichend erforscht.)
Die Jesus-nach-Indien-These geht von einer anderen Prämisse aus: Sie meint, dass an der Geschichte vom leeren Grab doch irgendetwas dran sein muss. An einer rationaler Erklärung interessiert, glauben ihre Anhänger nicht an die Auferstehung, so weit die Übereinstimmung. Der Unterschied besteht in einer gewissen "Pietät" der historischen Überlieferung (hier der Evangelien) gegenüber - ein einer Art Scheu, in antiken Texten als real geschehen Überliefertes ersatzlos zu streichen, indem man es für reine Fiktion erklärt. Nein, irgendetwas muss doch dran sein, also versucht man das Irrationale zu rationalisieren: Jesus ist natürlich nicht auferstanden, aber er hat die ganze Tortur einfach überlebt. Deshalb die vermeintliche Auferstehung, deshalb das leere Grab. Aber warum ist er nach seiner sogenannten Auferstehung dann doch wieder verschwunden?
Um dieses Rätsel zu lösen, sehen sich die Rationalisierer nach einem Strohhalm um - und finden ihn in der Indien-These. Dass die Behauptung, Jesus sei nach Indien gekommen, erst sehr spät bezeugt ist und selbst von der Geschichtswissenschaft als Fiktion eingestuft wird, kümmert da wenig: Hauptsache, die Puzzleteile passen zusammen.
Die Schwäche der Prämisse besteht im Umgang mit der antiken Überlieferung, also in der erwähnten Scheu, Fiktionalität als solche einzustufen und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Sie scheint mir auf mangelnder Beschäftigung mit antiker Überlieferung im allgemeinen und aus fehlender Vertrautheit mit der einschlägigen kritischen Forschung zu antiken Autoren zu beruhen. Aber auch die Tatsache, dass von uns als nicht real einzustufende Begebenheiten in religiösen Texten vielfach (und nicht nur im Christentum) als angeblich wirklich geschehen "bezeugt" werden, sollte vor einer solchen Rationalisierung warnen.
Der einzig zulässige Weg besteht meiner Einschätzung nach darin, die Auferstehungsgeschichte für einen rein fiktiven Zusatz zu erklären: Das leere Grab ist eine Fiktion. Diese Fiktion muss dabei nicht unbedingt im Sinn eines böswilligen "Pfaffenbetrugs" gedeutet werden, da keine subjektive Unredlichkeit im Spiel zu sein braucht. Vielmehr werden gerade in der religiösen Sphäre (auch von Nichtchristen) gelegentlich "Erscheinungen" wahrgenommen, die keine empirische Realität aufweisen und die keinem sich in einem "normalen" psychischen Zustand Befindlichen zugänglich sind. Der Wunsch kann nicht nur Vater des Gedankens sein, sondern auch von scheinbaren Realitäten. (Solche psychischen Phänomene halte ich übrigens nicht für grundsätzlich mysteriös, sondern höchstens für unzureichend erforscht.)
Die Jesus-nach-Indien-These geht von einer anderen Prämisse aus: Sie meint, dass an der Geschichte vom leeren Grab doch irgendetwas dran sein muss. An einer rationaler Erklärung interessiert, glauben ihre Anhänger nicht an die Auferstehung, so weit die Übereinstimmung. Der Unterschied besteht in einer gewissen "Pietät" der historischen Überlieferung (hier der Evangelien) gegenüber - ein einer Art Scheu, in antiken Texten als real geschehen Überliefertes ersatzlos zu streichen, indem man es für reine Fiktion erklärt. Nein, irgendetwas muss doch dran sein, also versucht man das Irrationale zu rationalisieren: Jesus ist natürlich nicht auferstanden, aber er hat die ganze Tortur einfach überlebt. Deshalb die vermeintliche Auferstehung, deshalb das leere Grab. Aber warum ist er nach seiner sogenannten Auferstehung dann doch wieder verschwunden?
Um dieses Rätsel zu lösen, sehen sich die Rationalisierer nach einem Strohhalm um - und finden ihn in der Indien-These. Dass die Behauptung, Jesus sei nach Indien gekommen, erst sehr spät bezeugt ist und selbst von der Geschichtswissenschaft als Fiktion eingestuft wird, kümmert da wenig: Hauptsache, die Puzzleteile passen zusammen.
Die Schwäche der Prämisse besteht im Umgang mit der antiken Überlieferung, also in der erwähnten Scheu, Fiktionalität als solche einzustufen und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Sie scheint mir auf mangelnder Beschäftigung mit antiker Überlieferung im allgemeinen und aus fehlender Vertrautheit mit der einschlägigen kritischen Forschung zu antiken Autoren zu beruhen. Aber auch die Tatsache, dass von uns als nicht real einzustufende Begebenheiten in religiösen Texten vielfach (und nicht nur im Christentum) als angeblich wirklich geschehen "bezeugt" werden, sollte vor einer solchen Rationalisierung warnen.