Helle Aufregung
Am
12 September 1938 geht der Parteitag der NSDAP in Nürnberg zu Ende. Hitler hatte wüste Tiraden gegen Benesh und die Tschechoslowakei vom Stapel gelassen, der Krieg scheint sicher.
Noch am gleichen Abend sendet Chamberlain den Vorschlag nach Berlin, man möge sich persönlich treffen und er sei bereit mit dem Flugzeug zu kommen.
Am
15. September kommt es zum Treffen auf dem Obersalzberg. Chamberlain erklärt er könne sich die Abtrennung des Sudetenlandes unter bestimmten Modalitäten vorstellen, doch benötige er Zeit um diesbezüglich seine Kollegen und die französische Führung zu konsultieren.
Hitler gewährt solche und Chamberlain kehrt nach London zurück.
Am
18. September trifft die französische Delegation mit dem Ministerpräsidenten Daladier ein.
Der hebt zwar salbungsvoll die Vertragstreue Frankreichs hervor und will doch nicht mehr erreichen, als eine internationale Garantie für eine verstümmelte Rest-Tschechoslowakei.
Frankreich, egal welche Reden noch gehalten werden, hat seinen Verbündeten verlassen.
Die Diskussionen innerhalb der britischen Führungselite favorisieren den Weg Chamberlains, und auch Zweifler sehen Sinn darin den Tag des Schreckens zu verschieben.
Auf die Franzosen ist nicht wirklich zu zählen.
Das Militär der SU hält man für stark geschwächt nachdem Stalin den größten Teil dessen Führunsspitze im Vorjahr ermorden lies. Zudem traut man Stalin zurecht nicht.
Hitler wird die Tschechoslowakei angreifen wenn keine Vereinbarung zustande kommt. Das ist klar,
Wer aber wird dann befähigt und bereit sein den unausweichlichen Krieg gegen Hitler zu führen?
Am
22. September fliegt Chamberlain erneut nach Deutschland. Diesmal findet das Treffen in Bad Godesberg statt.
Er berichtet, dass seine Bemühungen erfolgreich gewesen seien und nennt Modalitäten der Übergabe des Sudetenlandes an das Reich die man verhandeln könne.
Hitler reagiert überraschend aggressiv. Das alles genüge nun nicht mehr und im Übrigen mache es ihm überhaupt keinen Kummer, sollten die Alliierten ihm den Krieg erklärten. Die Tschechoslowakei sei ein Bastard der auch die Interessen anderer Staaten verletze. (hier Polen und Ungarn die ebenfalls das Land bedrängen)
Am
24. September kehrt Chamberlain zurück nach London.
Das Außenministerium teilt Prag mit, dass es die Empfehlung nicht zu mobilisieren zurücknimmt.
Die Einberufung der Reservisten der Navy wird beschlossen.
Gasmasken werden verteilt, im Hyde Park werden Schutzgräben ausgehoben und an den Ufern (embankment) werden Flaks aufgestellt. London hält den Atem an.
Und hinter den Kulissen gehen die Verhandlungen mit den französischen Partnern weiter.
Daladier hat den Generalstabchef
Gamelin mitgebracht.
Der gibt sich schneidig und verspricht für den Kriegsfall einen großen Angriff auf die Siegfriedlinie und die Bombardierung Deutschlands.
Sehr zu Recht glaubt ihm Chamberlain kein Wort, sondern geht davon aus, dass sich die Franzosen in diesem Falle nach ein paar Scharmützeln hinter die Maginotlinie zurückziehen würden.
Und das Versprechen Deutschland zu bombardieren ist geradezu lächerlich.
Also noch ein Versuch. Chamberlain bittet Mussolini um Vermittlung und schlägt eine Viermächtekonferenz (Italien, Deutschland, Frankreich, GB) vor.
Am morgen des
28. September weist Mussolini seinen Botschafter in Berlin an Hitler die Annahme des Vorschlags zu empfehlen.
Am Nachmittag dieses Tages gibt der PM Chamberlain im vollen Unterhaus eine Erklärung zur Lage. Er spricht eine Stunde, als ein Boote die Nachricht überbringt, die Konferenz könne stattfinden.
Daraufhin erhebt sich frenetischer Jubel(!). Noch kein Krieg, die Erleichterung bricht sich begeistert die Bahn.
Auch Anti-Appeaser gratulieren.
Und so geht es in die dritte Runde mit dem bekannten schlechten Ende für die verratene Tschechoslowakei.
Chamberlain wird gefeiert werden als Retter des Friedens (und später verteufelt). Seiner Tochter wird er sagen, dass der Krieg noch kommen kann.
Und seinem Privatsekretär sinngemäß: hält sich der Hitler dran, dann ist gut. Tut er es nicht, dann wird dann alle Welt wissen, welchen Geistes er ist. Und das wird dann besonders wichtig sein.
Und der Hitler. Zu einem Mitarbeiter Rippentrops äußert er sinngemäß:
Wenn noch mal so ein Schwein von Vermittler daherkommt, dann werf ich ihn die Treppe runter.
Der Chamberlain hat mir die Besetzung Prags versaut.
Ich beziehe mich im Wesentlichen auf Kapitel 7:
Neville, Peter (2006): Hitler and appeasement. The British attempt to prevent the Second World War. 1. publ. London: Hambledon Continuum.