Also ich habe jetzt mal nachgeschlagen.
Als Gründungsanführer finde ich bei Neukirchen einen gewissen Misson, einen Franzosen, welcher auf dem Schiff "Victoire" als Offizier Dienst getan hatte. Als dessen Verwandter und Kapitän der "Victoire", ein bekannter Korsar namens Comte de Forbin, bei einem Gefecht fiel, wurde Misson zum Kapitän des Schiffes gewählt. Misson soll recht einfache Vorstellungen von einer idealen Gesellschaft ohne Privateigentum, von Freiheit und Gleichheit gehabt haben, wobei ihn ein Dominikanermönch Caraccioli unterstützte, welcher längst in Neapel zu der Besatzung gestoßen war. Ähnlich wie auch manche andere Piraten, so auch Kidd manchmal, nahm Misson nur einen bestimmten Teil der Ladungen von den Schiffen, welche er kaperte, und ließ ansonsten die Schiffe unbehelligt. Natürlich kam es auch zu Gefechten bis die "Victoire" in dem Indischen Ozean nach einer langen Fahrt durch den Atlantik ankam. Nachdem sich die Mannschaft 1690 an einem Krieg zwischen Anjouan und Moheli beteiligt hatte und währenddessen einige Mitglieder der Mannschaft wie auch die zwei Anführer geheiratet hatten, segelten sie nach Madagaskar. An der Nordspitze der Insel bei der heutigen Stadt Diego Suarez gründeten sie eine kleine Republik, welche sie '"Liberta" nannten und dessen Präsident sozusagen Misson wurde. Es soll eine Verfassung ausgearbeitet worden sein und es soll nur Gemeineigentum gegeben haben.
Der erfolgreiche Kapitän Thomas Tew wurde bei seinem Eintreffen in "Liberta" zum Flottenchef, denn Tew selbst verfügte zeitweise in seiner Laufbahn über die beachtliche Streitmacht von drei Schiffen.
Jetzt muss man sich das Ganze getrennt anschauen. Zum einen hatte der genannte Tew einen Teil der Mannschaft der "Amity" mit welchem er im Indischen Ozean viel Beute machte, auf Madagaskar abgesetzt, wo diese sich ansiedelten und etwas Besitz an sich brachten und die in der Gegend opperierenden Piraten mit Proviant und dergleichen versorgten. Geht man aber davon aus, dass ein genügend großer Teil der Mannschaft der "Amity" mit Tew zurück zu den Bermudas segelte, können diese Zurückgebliebenen nicht sehr viele gewesen sein, wenn auch immer wieder Piraten wie Avery dorthin fuhren.
Jetzt zurück zu "Liberta":
"Die Republik hat wohl nur einige Jahre existiert. Genaue Daten sind nicht vorhanden. Sicher ist nur, daß die Siedlung eines Tages von Eingeborenen aus dem Inneren der Insel angegriffen und zerstört wurde. Die meisten Libertianer, darunter auch Caraccioli, kamen ums Leben. Misson und 45 Mann konnten in zwei kleinen Segelbooten auf See hinaus flüchten, doch in Höhe von Kap Infantes wurden beide Boote durch einen Wirbelsturm vernichtet. Misson und die anderen Insassen der Boote ertranken."
Leider gibt Neukirchen keine Quellen am Ende des Buches an. Für die Piraten, welche mit Tew nach Madagaskar gekommen waren, gibt er den besagten Charles Johnson als Gewährsmann an. Allerdings scheinen mir Kaperbriefe und spezielle Aufträge, wie einer von 1692, welcher Tew vom Gouverneur von Bermudas aufgab, französische Handelsniederlassungen an der Mündung des Gambia zu plündern, die Unternehmen von Tew und den anderen Piraten im Indischen Ozean belegen zu können.
:fs: